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Überfall in Merseburg Überfall in Merseburg: Rechtsextreme greifen Flüchtling an

Von Felix Knothe 27.02.2014, 06:26
Büro von Sebastian Striegel in Merseburg
Büro von Sebastian Striegel in Merseburg Dirk Skrzypczak Lizenz

Merseburg/MZ - Am Mittwochabend hat es in Merseburg erneut einen Angriff auf einen Migranten gegeben. Er ereignete sich vor dem Wahlkreisbüro des Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel (Grüne), als dort gerade ein Planungstreffen für eine für Sonnabend geplante Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit stattfand.

Eine Gruppe von schwarz gekleideten Männern, unter denen bekannte Rechtsextreme gewesen sein sollen, habe sich, so schildert es Striegel gegenüber der MZ, vor seinem Büro versammelt. Als ein Mann ausländischer Herkunft zufällig vorbeikam, sei er aus der Gruppe heraus angegriffen worden. Einer der Männer habe, als Teilnehmer der Versammlung in Striegels Büro eingeschritten seien, ein Teppichmesser gezogen. Niemand sei verletzt worden.

Die Polizei bestätigte den Vorfall. Nachdem telefonisch ein Notruf eingegangen war, sei umgehend die Verfolgung der Tatverdächtigen aufgenommen worden. Neun Personen wurden festgenommen. Einer der Tatverdächtigen, ein 19-jähriger Mann aus Leuna, widersetzte sich laut Polizei der Festnahme. Er schlug und trat mehrfach in Richtung eines Polizeibeamten, der dabei leicht verletzt wurde.

Bei den Tatverdächtigen handelt es sich nach Angaben der Polizei um drei Frauen im Alter von 18 bis 22 Jahre sowie sechs Männer im Alter von 19 bis 26 Jahren. Die Personen kommen aus Merseburg, Leuna und Querfurt. Sie sind offenbar für die Polizei keine Unbekannten. Fast alle von ihnen waren den Angaben zufolge in der Vergangenheit bereits bei rechtsmotivierten Straftaten in Erscheinung getreten.

Vernehmungen in der Nacht

Die Polizei sei, bestätigte Striegel, schnell vor Ort gewesen und habe mehrere Männer festgenommen. Noch in der Nacht hätten umfangreiche Vernehmungen durch den Staatsschutz stattgefunden. Striegel schreibt in einer Pressemitteilung: "Dass bereits am Abend eine Vielzahl von Zeugenbefragungen durchgeführt wurde, zeigt mir, dass die Beamtinnen und Beamten die massive Bedrohung durch Neonazis in Merseburg ernst nehmen."

Striegel ließ weiter verlauten: "Von der Versammlungsbehörde erwarte ich, dass sie intensiv prüft, ob nunmehr Verbotsgründe für eine am Samstag angemeldete Demonstration von Neonazis vorliegen. Das rassistische Motto ,Asylflut stoppen‘ und die mutmaßliche Überschneidung zwischen dem Täterkreis der Angreifer und den Organisatoren der Demo muss zu einem Verbot führen."

"Versuch der gezielten Einschüchterung"

Striegel wertet den Angriff als Eskalation rechter Gewalt und als neue Qualität im Auftreten der rechtsextremen Szene in Merseburg. „Dass ein Messer gezogen wurde, aber auch die Häufung der Angriffe in der letzten Zeit zeigen das. Das ist ein Versuch der gezielten Einschüchterung, vor allem vor der geplanten Demonstration am Sonnabend“, so Striegel. Mehrere Initiativen planen dann aus Anlass mehrerer Angriffe auf Ausländer in den letzten Tagen eine Demonstration vom Bahnhof durch die Merseburger Innenstadt. Auch Rechtsextreme haben eine Demonstration angemeldet.