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12.000 Euro teuer Über 1.000 Jahre alt: „Merseburger Zaubersprüche“ jetzt als Nachbildungen zu sehen

Die über 1.000 Jahre alten handschriftlichen Merseburger Zaubersprüche können nicht öffentlich gezeigt werden. Um sie für Besucher aber dennoch erlebbar zu machen, wurde nun ein 12.000 Euro teure Nachbildung (Faksimile) erstellt.

Aktualisiert: 10.06.2022, 14:56
Die „Merseburger Zaubersprüche“ haben jetzt einen Doppelgänger. 12.000 Euro wurden in die Erstellung eines Faksimiles investiert, dass Besucher ab sofort besichtigen können.
Die „Merseburger Zaubersprüche“ haben jetzt einen Doppelgänger. 12.000 Euro wurden in die Erstellung eines Faksimiles investiert, dass Besucher ab sofort besichtigen können. (Foto: Heiko Rebsch/dpa)

Merseburg/dpa/MZ - Die „Merseburger Zaubersprüche“ haben jetzt einen neuen Doppelgänger. Die originalgetreuen Nachbildungen sind am Freitag im Merseburger Dom der Öffentlichkeit vorgestellt worden. „Der Arbeitsaufwand war enorm, hat sich aber gelohnt“, sagte Buchrestauratorin Annette Friedrich vom Atelier für Buchrestaurierung und Faksimiles „Goldene Esel“ Halle. „Die Besucher werden keinen Unterschied zum Original bemerken.“

Zusammen mit Rita Lass und Helmut Stabe habe die Arbeit rund sieben Wochen gedauert, sagte Friedrich. Die Kopie gleiche dem Original in Bezug auf Material - selbst in kleinsten Details. Sie kann ab sofort im Zauberspruchgewölbe im Merseburger Dom besichtigt werden.

Die originalen handgeschriebenen Zaubersprüche sind Teil einer rund 100 Blatt umfassenden liturgischen Sammlung aus dem 9./10. Jahrhundert. Die jetzt als Faksimiles vorliegenden drei Doppelseiten umfassen neben den Zaubersprüchen auch noch zwei weitere deutsche Texte, das „Fränkische Taufgelöbnis“ und das „Merseburger Gebetsbruchstück“. „Die Zaubersprüche gehören zu den ältesten altdeutschen Texten“, sagte der Leiter des Domstiftarchivs und der Dombibliothek Merseburg, Markus Cottin. Aufgeschrieben wurden sie vor mehr als 1.000 Jahren von einem Mönch.

Der erste Spruch diente den Angaben nach der Befreiung eines Gefangenen, der zweite der Heilung eines verletzten Pferdefußes. Die Sprüche seien erst 1841 in der Merseburger Domstiftsbibliothek wiederentdeckt worden. Die Zaubersprüche gehören zu den wertvollsten Beständen der Domstiftsbibliothek und werden gemäß einem Erlass von 1930 nur noch selten öffentlich gezeigt. Mit der jetzt angefertigten Kopie bleibt der Text für die Besucher dauerhaft sichtbar.

Sachsen-Anhalt setzt sich dafür ein, dass die unter Experten als einzigartig geltenden Schriften in das Register des Unesco-Weltdokumentenerbes aufgenommen werden.