1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Tierheim Burg: Tierheim Burg: "Wir lassen nicht zu, dass Arko getötet wird"

Tierheim Burg Tierheim Burg: "Wir lassen nicht zu, dass Arko getötet wird"

Von Dirk Skrzypczak 24.09.2016, 06:00
Schmusekurs: Vanadis Donath (links) und Heimleiterin Astrid Finger haben Arko ins Herz geschlossen.
Schmusekurs: Vanadis Donath (links) und Heimleiterin Astrid Finger haben Arko ins Herz geschlossen. Dirk Skrzypczak

Burg - Es ist idyllisch nordöstlich von Magdeburg. Zwischen Elbe und dem Elbe-Havel-Kanal liegt Schartau, ein kleines Dorf, Ortsteil von Burg. Das Tierheim ist über einen rumpeligen Plattenweg erreichbar. Die MZ hat einen Termin mit Arko, dem Bullmastiff-Rüden aus Merseburg. Seit 2011 ist das Tierheim sein Zuhause, eine gepflegte, 40.000 Quadratmeter große Anlage mit weiten Auslaufbereichen. Zehn Euro kostet die Betreuung pro Tag, die Merseburg zahlt, weil der eigentliche Hundehalter dazu nicht in der Lage ist. Arko musste ihm weggenommen werden, weil er auffällig war und nun als gefährlich gilt. Jetzt droht ihm womöglich die Giftspritze.

Tierpflegerin: Gesetz sei Mist

Tierpflegerin Vanadis Donath holt Arko aus seinem Zwinger und hält ihn an der Leine. Der acht Jahre alte Rüde ist gepflegt. Er wedelt mit dem Schwanz. Ob ich ihn vielleicht streicheln könnte? Die Pflegerin nickt. „Arko ist ganz lieb. Der tut nichts.“ Tierheim-Leiterin Astrid Finger kommt aus ihrem Büro. Sie schüttelt den Kopf. Das Gesetz zum Umgang mit gefährlichen Hunden sei Mist, schimpft sie. „Die Interessen der Tiere werden zu wenig berücksichtigt.“ Dass in Merseburg eine politische Debatte begonnen hat, Arko zu töten, damit er die Stadtkasse nicht noch weiter belastet, hat Finger von der MZ erfahren. „Das haben andere Kommunen auch schon versucht und sind gescheitert. Sie können sicher sein, dass wir niemals zulassen würden, dass Arko etwas passiert.“

Sie weiß auch, warum der Hund vor fünf Jahren auffällig geworden war. Arko geriet mit einem anderen Hund aneinander. „Dramatisch war es wohl nicht, aber die Behörden wurden eingeschaltet.“ Doch der Besitzer hatte selbst Probleme, schildert sie. Er habe Drogen genommen und sei vorbestraft gewesen. Arko durfte er nicht behalten, der Hund kam nach Schartau. Zweimal habe der Merseburger seinen Hund besucht. Doch seit Jahren gebe es keinen Kontakt mehr zu ihm. „Arko hatte lange unter der Trennung gelitten.“

Sozialverträglich und unkompliziert

In Schartau lebt er mit 70 weiteren Hunden und rund 100 Katzen. Ein Team von zehn Pflegern kümmert sich rund um die Uhr um die Tiere, die täglich mehrfach Auslauf bekommen.

Wer für Arko aber auch „Chico“, der ebenfalls aus Merseburg stammt, spenden möchte, kann das natürlich tun. Das Tierheim hat dafür ein Konto, IBAN: DE05 8105 4000 0511 0161 40;

BIC: NOLADE21JEL. Stichwort: Arko. „Wir stellen Spendenquittungen aus, benötigen dann aber alle Daten des Spenders“, sagt Tierheim-Chefin Astrid Finger.

Das Tierheim in Burg wird von einem Tierschutzverein getragen, der 1991 gegründet wurde. Seit 2001 betreibt er die Anlage in Schartau und ist Eigentümer der Flächen und Gebäude. Aufgrund der guten Bedingungen für die Tierhaltung lässt die Stadt Merseburg gefährliche Hunde, die ihren Haltern entzogen werden mussten, in dieses Heim bringen. Bislang handelte es sich um vier Hunde. Einer von ihnen konnte an einen neuen Besitzer vermittelt werden, ein anderer ist zwischenzeitlich gestorben. Derzeit leben aus Merseburg noch die beiden Rüden Arko und Chico dort. Jeder hat seinen eigenen Zwinger mit Innen- und Außenbereich.

Infos über das Tierheim sowie die dort untergebrachten Tiere im Internet unter www.tierheim-burg.de

Neben Arko ist noch ein weiterer Hund aus Merseburg zwangsweise dort im Tierheim, Mischling Chico wurde 2014 hier untergebracht. Arkos Schicksal geht nicht nur Finger nahe. Auch ehemalige Pflegerinnen kommen ihn noch regelmäßig besuchen und gehen mit ihm spazieren. „Er hatte einfach Pech. Dabei ist er sozialverträglich und völlig unkompliziert. Es wäre ihm zu wünschen, dass er noch einmal ein Bettchen bei einem neuen Besitzer findet“, sagt die Leiterin - und Tränen stehen in ihren Augen. Natürlich habe es Arko gut im Heim. „Wir sind aber kein Zuhause, obwohl es viele der Hunde hier besser haben als in ihrem alten Umfeld“, sagt sie.

Die zehn Euro pro Tag bezeichnet Astrid Finger als Freundschaftspreis. Schließlich seien alle Kosten in der Summe enthalten, auch die tierärztliche Versorgung. Wie Merseburgs Ordnungsamtsleiter Folkmar Bothe sagt, würde Merseburg bei einer positiven Chance auf Vermittlung alle dabei entstehenden Kosten tragen. Der Wesenstest für den Hund kostet übrigens rund 400 Euro, der Eignungsnachweis für den Besitzer 200 Euro. Es sind genau diese Summen, die Interessenten davon abhalten, einen Hund zu übernehmen, der als auffällig gilt. „Den Wesenstest würde Arko bestehen“, ist Finger sicher. (mz)