Tag des ländlichen Raumes Tag des ländlichen Raumes: Frust und Freude in Querfurt
Querfurt/MZ. - Größer hätte der Kontrast kaum sein können. Während sich am Sonnabend zum zweiten Tag des ländlichen Raums und 16. Bauernmarkt Menschenmassen durch die Querfurter Innenstadt bewegten, war es auf der Burg und im Kreisbauernmuseum idyllisch ruhig. Sehr zum Leidwesen der Händler des Kunsthandwerkermarktes auf dem Burghof und der Mitarbeiter des Bauernmuseums, die vergeblich auf Besucher warteten.
Erstere brachen dann auch vorzeitig ihre Zelte ab - enttäuscht und verständnislos. "Der Bauernmarkt läuft sehr gut, da ist so viel los in der Stadt, aber wir stehen hier sehr abseits", klagte Inge Becke aus dem Vitzenburger Ortsteil Zingst, die ihre Töpferwaren anbot und bis zum Nachmittag nichts verkauft hatte. Ähnlich ging es dem Korbmacher, dem Imbiss-Stand, dem Gewürzstand.
Aus Plottendorf nahe Altenburg (Thüringen) war das Ehepaar Hermann als Händler gekommen. "Das ist eine Katastrophe, wir haben nicht mal die Standgebühr drin", sagte Klaus Hermann. Dabei sei das Ambiente wirklich super, war sich das Paar einig. Sabine Scholz vom Straußenhof aus Stichelsdorf meinte: "Ich hatte vom Direktvermarkter-Verein aus sogar die Wahl, ob ich mich hier oben oder unten in der Stadt hinstellen möchte. Ich habe mich für die Burg entschieden, weil es hieß, in der Stadt werde es ziemlich eng werden", sagte sie. "Es ist aber nicht so organisiert, dass Leute hier hoch kommen. Es ist ein völliger Reinfall", machte sie ihrem Frust Luft.
Carsten Müller aus der Töpferstadt Kohren-Sahlis (Sachsen) kennt es auch anders, war mindestens schon zehn Mal, beispielsweise zum Weihnachtsmarkt, auf der Burg als Anbieter dabei. "Das ist das schlechteste, was ich seit ewigen Zeiten hier erlebe", sagte er verärgert. Das habe mit einem Töpfermarkt, wie es den Händlern laut Vertrag offenbar erklärt worden ist, nichts zu tun, so Müller. Es fehle die Unterhaltung für Besucher. Dass ihnen nachmittags mitten im Abbau als Trostpflaster die Standgebühren erlassen wurden, "ist auch nicht im Sinne des Erfinders", so Müller.
"Wir sind enttäuscht. In der ganzen Stadt, der Klosterstraße, auf dem Kirchplan - überall ist was los. Es ist schade drum, dass es hier nicht so ist", sagte eine der wenigen Besucherinnen der Burg, Doris Schäfer. Ihr und Ehemann Helmut taten die Händler leid. Und im Bauernmuseum war es nicht viel anders. "Schade, dass es so wenig angenommen wird", sagte Monika Ludwig aus Saubach (Burgenlandkreis), die mit ihren beiden Kindern Manja (5) und Matthea (3) die Angebote wie Eselreiten und Traktorfahren nutzte. Sie hatte davon aus dem Werbeflyer erfahren, in der Stadt seien ihr aber keine Hinweise aufgefallen. "Vielleicht hätte man es auf der Bühne auch nochmal ansagen können", sagte sie. Auch Hinweise an den Wegen zur Burg suchte man vergebens. Mitarbeiter des Museums sagten hinter vorgehaltener Hand, dass man mit so etwas fast gerechnet habe. Nach einhelliger Aussage waren bis zum Nachmittag auch weder Bürgermeister noch Landrat auf der Burg oder im Museum gesichtet worden.
In der Stadt lief derweil der Landesausscheid im Dorfwettbewerb, boten Direktvermarkter und Innenstadthändler ihre Waren an, schlenderten Besucher durch die geöffneten Höfe, konnte die Weltrekord-Zuckertüte bestaunt werden, strampelten Querfurter auf den Fahrrädern beim Städtewettbewerb und wurde ermittelt, wer den Traktor am weitesten zieht. Auf der ländlichen Burg war von alledem nichts zu spüren.