Simson-Treffen Simson-Treffen in Merseburg: Zwei Takte, eine Gemeinschaft

Merseburg - Auch nach einem Vierteljahrhundert haben die Simson-Mopeds, die im DDR-Straßenverkehr dazugehörten wie ein Trabi, nicht an Attraktivität verloren. Für anderthalb Stunden fühlten sich Anwohner und Autofahrer rund um den Geiseltalsee in diese Zeiten zurückversetzt, als mehrere Hundert Simson-Fahrer eine gemeinsame Runde quer durch den Saalekreis drehten.
Die Ausfahrt war der Höhepunkt des 13. Simson-Treffens der „Simson-Freunde Halle-Saalekreis“. Startpunkt für die Piloten auf ihren Mopeds - die Schwalbe, Star oder Habicht heißen - war der Airpark Merseburg. Drei Tage lag die für die Zweitakt-Motoren typische blaue Qualmwolke über dem Gelände. Motorengeräusche, Benzin und Öl - kein Wunder, dass die meisten Besucher, die hier übernachteten und sich über ihre Maschinen austauschten, Männer waren.
Heiße Öfen
Es ging freilich nicht nur darum, die heißen Öfen anzuschauen. Die Veranstalter hatten sich mehrere Wettkämpfe, wie etwa Geschicklichkeitsfahren oder Moped-Limbo ausgedacht, um die Besucher das Wochenende über zu beschäftigen. Daran teilnehmen konnte jeder Fahrer, doch insbesondere beim Limbo hatten nur diejenigen eine Chance, die selbst Hand an ihrer Maschine angelegt hatten und sie ein ganzes Stück tiefer gelegt hatten. So wie David Hüfner aus Weißenfels. Er trat mit einer extrem niedrigen sogenannten „Ratte“ an. In Auto- und Motorradkreisen steht das für Fahrzeuge, die zwar noch fahrtüchtig sind, aber schrottreif aussehen.
Je mehr Rost, je mehr Beulen und Kratzer desto besser. Insofern störte es David Hüfner auch nicht, dass der Blechpanzer bei jeder Fahrt unter der Limbostange auf dem Betonboden kratzte. Am Ende reichte es für den 25-Jährigen, der zu Hause noch sieben andere Mopeds stehen hat, für den zweiten Platz. Der Spitzenreiter schaffte zwei Zentimeter weniger und fuhr unter der 72-Zentimeter-Marke hindurch. Obwohl es auf dem Flugplatz laut und verqualmt war, blieben auch Familien hier - immerhin für ein paar Stunden.
Tragfläche eines Museums-Flugzeugs
Maik Dittmann hatte sich einen der begehrten schattigen Plätze unter der Tragfläche eines Museums-Flugzeugs gesichert. Seine Frau Claudia und seine Töchter Lea und Loreen kamen ihn besuchen. Über Nacht blieben sie aber nicht. „Das kannst du ja keiner Frau antun“, meinte Dittmann.
Die S-51-Mopeds parkte die Familie neben ihren Zelten - Kurzurlaub, den die Familie aus einem Grund immer wieder hier macht. „Man lernt einfach immer neue Leute kennen“, sagte Familienvater Maik. Egal, ob beim gemeinsamen Schrauben oder bei Gesprächen über die Maschinen, die Gemeinschaft sei der Grund, dass er schon seit zwölf Jahren immer wieder komme.
Viel Stress hatte Daniel Ludley von den „Simsonfreunden Halle-Saalekreis“, die das Treffen veranstalteten. Er musste sich um das Bühnenprogramm und die Wettkämpfe kümmern, war das ganze Wochenende lang auf der Suche nach den schönsten Mopeds, die dann am Sonntag prämiert wurden, und organisierte die Ausfahrt. Der 26-Jährige ist schon immer verrückt nach Motoren, hat selbst neun Mopeds und mehrere Trabis zu Hause.
Seit 2010 veranstaltet er mit dem Freundeskreis das Treffen, das zuerst in Halle stattfand, auf dem Merseburger Flugplatz. Mit den Besucherzahlen ist er im Allgemeinen zufrieden. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, sagte er. (mz)