Simson-Treffen in Merseburg Simson-Treffen in Merseburg: Im Bann des Zweitakters aus DDR-Zeiten

Merseburg - Der Klang der Motoren ist unverkennbar. Vom Ton irgendwo zwischen Zwiebacksäge und Rasenmäher, wie böse Zungen mal behauptet haben. Den vielleicht 700 Teilnehmern und Gästen des 12. Simsontreffens auf dem Merseburger Flughafen ist das egal.
Ob S50, Spatz, Star, Schwalbe, Habicht oder der seltene Sperber - Simson fahren ist Leidenschaft. Die Mopeds sind dabei - kaum überraschend - in der Überzahl, aber hier und da ist auch dann doch noch eines der wenigen Simson-Motorräder wie die legendäre AWO 425 zu sehen.
Vor 1990 im Straßenbild des Osten allgegenwärtig - eine ganze Republik war auf den in jährlichen Stückzahlen von bis zu 200.000 Stück produzierten „Mopeds“ unterwegs - hat die Zahl der Simsons zuletzt immer mehr abgenommen. Der Hersteller ist schon lange pleite.
Aber es gibt sie noch, unverdrossene Bastler, Schrauber und Liebhaber, die sich den Erhalt der Modelle auf die Fahnen geschrieben haben. So wie die Zweitaktfreunde aus Schafstädt, die in großer Gruppe nach Merseburg geknattert sind.
Der Duft der Zweitakter
„Die Dinger sind 50 Jahre alt und laufen immer noch. Kauf mal heute so einen Roller aus dem Baumarkt, der ist nach zwei Jahren breit“, nennt Michael Pippel einen Grund für die Faszination, die nicht nur die ältere Generation in ihren Bann zieht. Nicolas Lieball sitzt auf einem SR2, einem Mofa, das - rein optisch betrachtet - seine besten Tage schon hinter sich hat.
„Die bleibt so rattig“, sagt Lieball, der das SR2 (Baujahr 1962) von seinem Vater übernommen hat. Sogar das originale Typenschild ist noch dran, „ich hab's nur nicht mehr geschafft, es blank zu putzen“.
Dass hätte aber wahrscheinlich nur die Optik gestört, denn Lieballs SR2 sieht aus, als ob es 40 Jahre in der Scheune gestanden hat. Die Technik aber ist auf Zack und bestätigt den legendären Ruf der unverwüstlichen Simson-Mopeds. Ein, zwei Pedalumdrehungen, dann knattert der 47,6 Kubikzentimeter große Motor auch schon los.
Später startet Lieball mit seinem SR2 sogar bei den Beschleunigungsrennen, die die Veranstalter der Simson-Freunde Halle organisiert haben.
Krause-Duo ist Klassiker
In fünf verschiedenen Leistungsklassen, von Serienausführung bis hochgetunter Leistungssportler, ist alles vertreten. Einer der wenigen, der nicht auf zwei, sondern auf drei Rädern kam, ist der Merseburger Andreas Tischer. Sein Gefährt: ein Krause-Duo, zu DDR-Zeiten ausschließlich körperbehinderten Menschen vorbehalten.
„Ich wollte schon als Kind so ein Teil haben“, erzählt Fischer. In Querfurt wurde er im Jahr 2000 fündig. Vier Jahre später und mit 6000 Euro weniger auf dem Konto hatte sich Tischer seinen Traum erfüllt und sich obendrein noch einen Anhänger dazu gebastelt. Simson fahren ist eben Leidenschaft. (mz)



