Schüleraustausch Schüleraustausch: 15-Jähriger berichtet über seine Heimat Paraguay

MÜCHELN/MZ - Goethe-Schulen gibt es in Deutschland zuhauf. Doch der Dichterfürst ist auch Namensgeber diverser Schulen im Ausland. Eine von ihnen ist das Colegio Goethe, früher Colegio alemán, in Paraguays Hauptstadt Asunción. In einer der angesehensten Privatschulen des südamerikanischen Landes wird in Spanisch und Deutsch unterrichtet. Außerdem veranstaltet die Bildungseinrichtung jährlich einen Schüleraustausch mit deutschen Schulen.
An diesem Projekt hat jetzt auch Ruben Maneglia teilgenommen. Der 15-Jährige wohnt eigentlich mit seinen Eltern und seiner 14-jährigen Schwester in Asunción. Seit vier Monaten ist jedoch Freyburg im Burgenlandkreis sein Zuhause und das Freie Gymnasium Geiseltal in Mücheln die Schule, die er besucht. Weil sich sein Aufenthalt nun langsam dem Ende nähert, will Ruben seinen deutschen Mitschülern vorher mit Hilfe eines Vortrages Paraguay noch etwas näher bringen.
So haben sich interessierte Schüler und Lehrer zusammengefunden, um Rubens Präsentation zu folgen, in der er unter anderem das Schulsystem seines Heimatlandes erklärt. Dieses ist im Gegensatz zum deutschen System nicht in unterschiedliche Schulformen gegliedert, ist zu erfahren. Ein Unterschied besteht lediglich zwischen privaten und staatlichen Schulen, wobei letztere laut Ruben sehr schlecht ausgestattet sind und dementsprechend auch keinen guten Ruf genießen.
Auch über die Geschichte Asuncións und Paraguays im Allgemeinen sowie deren Sehenswürdigkeiten weiß Ruben viel zu erzählen. Unerwähnt bleibt auch der Tripel-Allianz-Krieg von 1864 bis 1870 nicht. In ihm standen sich Paraguay und die verbündeten Staaten Brasilien, Argentinien und Uruguay gegenüber. In dem Konflikt verlor Paraguay neben Territorium vor allem an Menschen. „Fast die Hälfte der Bevölkerung kam bei diesem Krieg ums Leben“, bedauert der junge Paraguayer. Bis heute werde an diesen Krieg als Teil der Nationalgeschichte erinnert.
Nach dem ausführlichen Vortrag ergeben sich seitens der Schüler und Lehrer noch viele Fragen an Ruben. Beispielsweise, was es denn für besondere Feste in Paraguay gibt. „Neben dem Nationalfeiertag und dem Tag der Arbeit haben wir auch viele Feste, die es in Deutschland gibt, wie zum Beispiel Weihnachten und Silvester“, erklärt der Südamerikaner.
Da er beide Feiern in Deutschland erlebt hat, kann Ruben auch einen Vergleich ziehen: „In Paraguay werden die Geschenke zu Weihnachten am 24. Dezember erst Mitternacht geöffnet. Oft sitzt die Familie dann noch bis ungefähr drei Uhr in der Nacht zusammen. Ähnlich ist es zu Silvester. Das feiern wir, im Gegensatz zu vielen Deutschen, auch nur mit der Familie und nicht mit Freunden.“
Natürlich kommt auch die Frage auf, was Ruben denn nun am besten an Deutschland gefallen habe. „Am Anfang der Schnee“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Das war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich Schnee gesehen habe, und beim ersten Mal war es auch nur grauer Schneematsch“, erklärt Ruben.
Und er fügt hinzu: „Aber auch die Schule und die freundlichen Schüler und Lehrer haben mir sehr gefallen. Ich wurde sehr gut aufgenommen und habe hier sehr viel machen können. Ich habe viel Basketball und Fussball mit meinen neuen Freunden gespielt und am Ski-Kurs teilgenommen.“
Vor allem das letzte Angebot des Gymnasiums wird Ruben nicht so schnell vergessen. In Zukunft plant er deshalb Urlaub in Paraguays Nachbarland Argentinien zu machen, um in den Anden seine frisch erlernten Ski-Kenntnisse zu verbessern. Doch das, was den Schnee ermöglicht, ist zugleich auch Rubens größter Kritikpunkt an Deutschland.
„Ich mag die Kälte nicht, ich möchte lieber Wärme“, schmunzelt der Paraguayer, in dessen Heimat die Temperaturen auch im Winter selten unter 10 Grad fallen und im Sommer sogar tropische 35 bis 40 Grad vorherrschen.
Und so freut sich Ruben auf den Rückflug in die warme Heimat. Andererseits ist er aber auch traurig, seine neu gewonnenen Freunde schon wieder verlassen zu müssen. „Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt“, ist er sich sicher.