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Saalekreis Saalekreis: Nach Vulpius-Büste weitere Diebstähle befürchtet

Von Michael Bertram 11.12.2012, 20:17

Bad Lauchstädt/MZ. - "Es ist entsetzlich und ich bin schockiert", sagt Maria Schöpe, während sie die Eingangstür zu ihrem kleinen Café am Kurparkteich in Bad Lauchstädt aufschließt. Die Tür öffnet sich. Doch bevor die 31-Jährige das kleine gemütliche Lokal betritt, wandert ihr Blick noch einmal über die Schulter und bleibt für einen Moment an der kahlen Stele des gegenüberliegenden Pavillons hängen. Von dort hatten unbekannte Täter in der Nacht zum Montag eine Bronze-Büste von Goethes Ehefrau Christiane Vulpius gestohlen. Mit brachialer Gewalt - vermutlich mit einem Hammer - hatten die Buntmetalldiebe das 60 Zentimeter hohe Kunstwerk von dem Sockel geschlagen und mitgehen lassen. Bis Dienstag gab es laut Polizei von den Tätern und ihrer Beute keine Spur.

"Es fehlt einfach etwas", sagt Schöpe, die das nach der Geliebten und späteren Ehefrau Goethes benannte Kurparkcafé "Christiane Vulpius" betreibt. Von dort konnten die Gäste beim Kaffeetrinken stets den Blick auf die Büste schweifen lassen - jetzt geht er ins Leere. Die Gastronomin erwägt nun, eine Dose aufzustellen, um Geld für Ersatz zu sammeln.

Dafür werden allerdings viele Spendenwillige ihre Taschen leeren müssen. Denn der Wiederbeschaffungswert der Büste beläuft sich auf rund 20 000 Euro, wie der Geschäftsführer der Kuranlagen, René Schmidt, am Dienstag sagte. Bei der gestohlenen Plastik handelt es sich um eine Kopie der im Jahr 1812 von Carl Gottlieb Weisser geschaffenen Büste der damals bereits mit Goethe verheirateten Christiane. Das Original aus Gips steht im Goethe-Nationalmuseum in Weimar.

Die Bronze-Nachbildung stammte aus der Dresdner Eisengießerei Pirner & Franz, die heute nicht mehr existiert. "Es gibt aber einen Rechtsnachfolger, der uns Ersatz anfertigen könnte", betont Schmidt. Ohne den Promi-Kopf sei der nach Vulpius benannte Pavillon sonst sinnentleert. Zudem sei die Büste ein bedeutender Hinweis auf die Christiane-Legende.

Allerdings bereitet der Gedanke an Ersatz dem Geschäftsführer auch Bauchschmerzen. "Man muss sich grundsätzlich die Frage stellen: Kann man wertvolle Gegenstände aus Metall überhaupt noch öffentlich zeigen", erklärt er seine Befürchtungen. Es gehe ihm um den Schutz öffentlicher Gelder, denn die gestohlene Büste war im Besitz des Landes.

Ihre Sicherheitsvorkehrungen wollen die Kuranlagen nach dem zweiten Vorfall innerhalb weniger Tage - Ende November hatten Unbekannte vom Dach des Goethe-Theaters Kupferbleche gestohlen - indes nicht verschärfen. "Ein Wachschutz ist bereits im Einsatz, während des derzeit laufenden Christkindl-Marktes sogar rund um die Uhr", sagt Schmidt. Doch selbst die Aufpasser konnten den Diebstahl nicht verhindern: Als ein Sicherheitsmann drei auffällige Gestalten am Pavillon ansprach, machten sich diese aus dem Staub. Möglicherweise mit der Büste unter dem Arm.