Saalekreis Saalekreis: Abschied vom Bürgermeister
schraplau/MZ. - Was möchte der scheidende Bürgermeister von Schraplau, der parteilose Lehrer Roland Richter, seinem Nachfolger im Ehrenamt, Frank Birke (CDU), mit auf den Weg geben? "Möge er unbeeindruckt von der Unzufriedenheit vieler Menschen seine Ideale und seine Liebe zur Stadt behalten. Er sollte mit allen Fasern seines Herzens an Schraplau hängen, und vor allem muss er einen guten Draht zu seinem Stadtrat haben", sagt Richter nach kurzem Nachdenken.
Wenn der 55-jährige Roland Richter Mitte Mai seinen Bürgermeisterstuhl frei macht für Frank Birke, dann hat er 14 Jahre die Geschicke der kleinen Stadt an der Weitzschker in Händen gehalten. "Anfangs hatte ich eigentlich keine Ahnung von Kommunalpolitik", blickt er zurück. "Aber ich habe mit forschem Auftreten den Stadtrat beeindruckt, der schon länger im Amt war als ich", schmunzelt Richter. Inzwischen hat Richter mit vier Stadträten gearbeitet. "Und ich habe festgestellt, dass ein Bürgermeister ohne seinen Rat nichts erreichen kann. Wenn ich den nicht hinter mir habe, kann ich nichts bewerkstelligen", resümiert er.
Gemeinsam habe man doch eine ganze Menge geschafft in Schraplau. "Auch wenn immer gebarmt wird, dass nichts passiert. So kurz vor meinem Abschied habe ich mal aufgelistet, was alles auf der Haben-Seite steht. Trotz drastischer Sparmaßnahmen, Erhöhung der Umlagen und Senkung der Zuweisungen sind wir in Sachen Altstadtsanierung einen schönen Schritt vorangekommen. Gerne hätte ich da allerdings noch mehr geschafft. Wir konnten die Kita und die Grundschule Stück für Stück sanieren", zählt er auf. Rathaus und Marktplatz wurden hergerichtet, Straßen und Fußwege gemacht und vor allem das Stadtbad erhalten. "Wenn ein Schwimmweltmeister wie Paul Biedermann unser Bad geil findet, spricht das doch für sich", erklärt Roland Richter und Stolz spricht aus seinen Worten. Besonders froh sei er, dass die Vereine der Stadt so toll zusammenhalten und sich für die Stadt stark machen. Und dass der Kirchberg gesichert werden konnte. "Die Hohlräume unter dem Berg haben mir so manche schlaflose Nacht und ein paar graue Haare gebracht. Jetzt sind die Menschen oben auf dem Berg wieder sicher, und das macht mich schon sehr froh."
Natürlich habe er sich auch ein ums andere Mal geärgert. "Wenn die Menschen immer so unzufrieden waren, obwohl wir doch einiges geschafft haben, wenn Fördermittelanträge immer wieder abgelehnt worden sind." Es ärgere ihn auch, dass die Behörden dem Abriss des ältesten Hauses der Stadt in der Marktstraße 28 nicht zustimmen. "Das ist nicht nur eine Gefahrenquelle sondern auch ein Schandfleck", sagt er, der sich immer mit seiner Heimatstadt verbunden fühlen werde. "Auch wenn ich nicht mehr hier wohne." Richter lebt in Eckartsberga.
Bald wird er bei seinen Besuchen sein erstes Enkelkind in den Arm nehmen können. Darauf freut er sich ebenso wie auf das Leben ohne Kommunalpolitik. "Das Thema hat sich erledigt. Nicht, dass ich das Amt nicht gerne inne hatte. Aber die vielen Jahren reichen."