Pfarrhaus in Braunsbedra Pfarrhaus in Braunsbedra: Wo sich im wahrsten Sinn die Balken biegen

BRAUNSBEDRA/MZ - Nein, wohnlich sieht es im Braunsbedraer Pfarrhaus derzeit nicht aus. Schon von außen zeigen die Gerüste und der abgeschlagene Putz, dass Arbeiten im Gange sind. Doch erst an der Eingangstür offenbaren sich einem die tatsächlichen Ausmaße.
Das etwa 500 Jahre alte Gebäude wird saniert und umgebaut. Die Kirchengemeinde und der neue Pfarrer, der hier einziehen wird, sollen künftig der heutigen Zeit angemessene Arbeits- und Wohnbedingungen vorfinden.
Dass das dringend nötig war, erkannte der Holzschutzgutachter schon auf den ersten Blick, erzählt der zuständige Naumburger Architekt Wolfgang Kretzschmar. Tatsächlich sei das im Haus verbaute Holz zu einem Großteil in einem äußerst schlechten Zustand gewesen. Grund dafür sei unter anderem Nässe im Keller, weil das über viele Jahrzehnte für den Kohleabbau abgepumpte Grundwasser nun wieder gestiegen sei. Die Keller-Holzwände wurden mittlerweile durch gemauerte ersetzt. Gleiches gilt für die ursprüngliche Holz-Kellerdecke.
Derzeit wird hauptsächlich im Erdgeschoss gewerkelt. Vom Eingangsbereich kann man durch die Holzbalken hinauf ins frühere Wohnzimmer schauen. Der Rest der Decke ist verschwunden. Die Balken selbst werden an beiden Seiten für mehr Stabilität deutlich verstärkt und sind am Ende doppelt so breit wie bisher. Zudem müssen die teils völlig verfaulten Balken-Auflagen ersetzt werden.
Viel schlimmer ist die Situation aber im großen Gemeinderaum. Dort hängt die freigelegte Decke völlig durch. Es gibt Höhenunterschiede von bis zu 20 Zentimetern. Die Bauarbeiter haben erst einmal Stützen aufgestellt. „Dass sich die Decke verformt, muss lange bekannt gewesen sein. Doch wie es ausschaut, wurde das Problem bei früheren Arbeiten und Umbauten noch verstärkt. Der Raum wurde offensichtlich vergrößert, eine Wand herausgenommen. Doch man hat es versäumt, einen notwendigen zusätzlichen Trägerbalken einzuziehen“, schätzt Wolfgang Kretzschmar ein.
Als die Arbeiter jetzt den darüber liegenden Fußboden entfernten, entdeckten sie vielmehr, dass man die Unebenheiten einst mit jeder Menge Bauschutt auffüllte, um eine gerade Fläche zu erhalten. Die Folge war, dass man das auf der Decke liegende Gewicht noch verstärkte. Ein ganzer Container Schutt sei entsorgt worden, so der Architekt. Er ist sich aber sicher, dass die Decke im Zuge der laufenden Maßnahme wieder um etliches angehoben und so verstärkt werden kann, dass sie letztlich auch ohne die Stützen wieder stabil ist.
Laut Wolfgang Kretzschmar wird sich der Umbau aufgrund der entdeckten Schäden nicht nur verteuern. Er könne auch nicht mit Sicherheit sagen, wann die Arbeiten beendet sind. Ursprünglich war von Oktober die Rede. „Auf jeden Fall noch dieses Jahr“, sagt er.
Nicht nur die Kirchengemeinde wartet sehnlichst darauf, wieder aus ihrem Ausweichquartier zurückkehren zu können. Auch der neue Pfarrer soll erst dann sein Amt antreten, wenn seine Dienstwohnung auch wirklich bewohnbar ist.