Mieten in Merseburg Mieten in Merseburg: Erhöhung beschäftigt die Gemüter
Merseburg/MZ. - "Geht das denn einfach so, es ist doch gar nichts mehr gemacht wurden an der Wohnung?", will Frau Maurer wissen. Außerdem befürchtet sie weitere Forderungen und möchte einen Rat, wie sie sich verhalten soll. Die MZ wandte sich daraufhin an den Mieterbund.
Rechtsanwalt Dieter Mika, der im Container der Bürgerberatung auf dem Markt in Merseburg regelmäßig Sprechstunden für Mieterbund-Mitglieder hält, kennt das Problem. "In den letzten Wochen häufen sich solche Anfragen von Mietern der Gebäudewirtschaft", konstatiert Mika. "Wir haben festgestellt, dass verstärkt Mieterhöhungen nach dem Vergleichsmietystem vorgenommen worden sind." Die Mieter hätten kaum Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.
Der Gesetzgeber erlaube dem Vermieter, innerhalb von drei Jahren die Miete um 20 Prozent zu erhöhen, erläuterte er. Die letzte Erhöhung müsse aber mindestens ein Jahr zurückliegen. Da die Stadt Merseburg leider nicht über einen Mietspiegel verfüge - der gebe ansonsten eine Orientierung - könne ein Vermieter drei Wohnungen zum Vergleich heranziehen. Das praktiziere die Gebäudewirtschaft vorwiegend mit Wohnungen aus dem eigenen Bestand. Einspruch sei nicht möglich, es gebe nur ein außerordentliches Kündigungsrecht.
Auf diese Art seien bei zahlreichen Klienten die Grundmieten zwischen 20 und 40 Euro gestiegen im Monat, und das bereitet Mika schon Sorgen. "Ich finde es sehr bedauerlich, dass das große städtische Wohnungsunternehmen die Bürger noch mehr zur Kasse bittet", ärgert er sich. Das sei einmalig bei einem Großvermieter.
Thomas Elmendorf, Geschäftsführer der MIG, die im Auftrag der Gebäudewirtschaft die rund 6800 Wohnungen vermarktet und verwaltet, sieht das anders. Erhöhungen habe es in den Fällen gegeben, wo die Miete im Vergleich zu marktüblichen Preisen zu niedrig kalkuliert gewesen sei. So sei in mehreren Fällen nach der Sanierung die mögliche Modernisierungsumlage nicht ausgeschöpft worden. Andere Wohnungen wurden bei der Mietumstellung 1991 / 92 bei der so genannten Beschaffenheitsfeststellung zu niedrig eingestuft, erklärt er.
Am teuersten wohnt es sich in den MIG-Wohnungen in Merseburg-West. Pro Quadratmeter Wohnfläche bezahlen hier die Mieter im Durchschnitt 5,30 Euro - kalt. Elmendorf begründet die Höhe mit der "gartenstadtähnlichen Lage" - ruhig und viel grünes Umfeld. In den teilsanierten Fünfgeschossern am Nulandplatz dagegen müsse eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 3,50 Euro bezahlt werden. In der König-Heinrich-Straße, ebenfalls saniert, kostet der Quadratmeter 4,75 bis 4,80 Euro, in Merseburg-Süd habe sich die Miete von 4,16 auf 4,35 Euro erhöht. Zum Vergleich habe die MIG nicht nur Wohnungen aus dem eigenen Bestand, sondern auch von anderen Anbietern herangezogen, so Elmendorf. Für Orte ohne Mietspiegel sei das ein übliches Verfahren.
Ob es in Merseburg demnächst einen Mietspiegel geben wird, steht allerdings in den Sternen. Bürgermeister Jens Bühligen (CDU) weiß, dass das Thema in der Amtszeit von OB Jürgen Glietsch ad acta gelegt wurde: "Aus Kostengründen und weil man den Sinn bezweifelt hat". Er denke aber, dass man das Thema erneut ins Gespräch bringen solle.