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Landwirtschaft Landwirtschaft: Das Korn verfault auf den Feldern

Von Petra Wozny 13.08.2002, 14:45

Merseburg/MZ. - Mit Einbußen von mehr als 30 Prozent speziell beim Weizen haben die Agrarunternehmen des Landkreises aufgrund der katastrophalen Wetterlage der letzten Wochen zu rechnen. "Es kann sogar noch mehr werden", bestätigte am Dienstag Mittag die amtierende Hauptgeschäftsführerin des Landesbauernverbandes Susanne Brandt.

Wasserfall, Ertragsausfall, Preisverfall - auf diesen Nenner bringt Dr. Adolf Hampel vom Kreisbauernverband Merseburg-Querfurt die Ernteeinschätzung im Landkreis. "Die Gersteernte ist abgeschlossen und liegt bei einem Fünftel weniger als im Vorjahr." Die Rapsernte habe auf der ganzen Linie enttäuscht, zumal der Marktbedarf sich stabil gehalten habe und die Anbaufläche vergrößert worden sei. Wie in keiner anderen Druschart würden sich bei dieser Ölfrucht die Verluste aufzeigen: "Wir gehen von der Hälfte aus", schätzt Hampel. Bei den nun nachfolgenden Getreidearten sei jetzt schon mit Differenzen von 15 Prozent und steigend zu rechnen. Der Bauernverband fordert sofortige Hilfe durch die Landesregierung.

"Ich rechne mit einem Verlust von einem Drittel. Es ist ein Jammer", kommentiert Peter Zinke, Vorstandsvorsitzender des Agrarzentrums Bad Lauchstädt den Ernteeinbruch. 400 Hektar Winterweizen habe er angebaut. Mehr als 120 Hektar würden gegenwärtig auf den Feldern verrotten. Einen Lichtblick sieht der Bauer noch bei der Ernte von Mais und Rüben. Den Feldfrüchten täte der Regen im Moment keinen Abbruch.

1 650 Hektar Winterweizen, rund 500 Hektar Wintergerste und 300 Hektar Braugerste hatte Hans-Jürgen Göx ausgebracht. Im Moment sieht der Vorsitzende der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg 600 Hektar Weizen stark gefährdet. "Der Regen hat voll reingehauen. Was jetzt noch auf dem Feld ist, kann ich nur noch als Futter verarbeiten. Wenn überhaupt, denn durch die immens hohe Feuchtigkeit stellen sich nun noch Pilzerkrankungen ein", klagt der Landwirt. Göx ist sauer, denn zu den Einbußen kommt, dass die Bauern in diesem Jahr pro 100 Kilo Getreide 1,5 Euro weniger bekommen. Darüber schimpft auch Eberhard Kreipe, Geschäftsführer der GbR Land-und Viehwirtschaft in Raßnitz. "Es ist zum Haare aus raufen. Die Betriebskosten, wie zum Beispiel für den Diesel, steigen jedes Jahr und die Einnahmen für unsere Ernte gehen in den Keller. Davon kann man doch nicht leben", sagt er und denkt auch an seine acht Mitarbeiter. Verluste hat auch er in den letzten Wochen eingefahren.

"Beim Raps fehlen mir allein 1,5 Tonnen. Der Ölgehalt ist um die Hälfte geringer, weil die Körner so klein sind. Wir sprechen von Kümmelkörnern. Die Wintergerste oder, was davon übrig ist, habe ich komplett eingelagert." Der 50-Jährige kann bei der gegenwärtigen Marktlage nicht einschätzen, ob er das Korn in der geminderten Qualität noch los wird.

Düster wie die Wetterlage ist auch die Stimmung in der GbR Rößner in Großkayna. "Wir rechnen mit etwa 25 Prozent Ausfall", bilanziert Gerhard Rößner. Auf einem Großteil der 400 Hektar großen Fläche werde Eliteweizen angebaut. "Die Backqualität ist dahin. Das ist für uns bitter", sagt Rößner, der seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Landwirtschaft arbeitet.

75 Prozent des Weizens liegt in Schafstädt flach. Etwa 3 000 Mastschweine und 560 Milchkühe stehen in den Ställen der Agrarprodukt Schafstädt, die aus eigener Produktion versorgt werden. Prokurist Gerald Reimers dazu: "Die Tiere können wir aus der diesjährigen Ernte füttern, keine Frage, aber der Zugewinn ist buchstäblich ins Wasser gefallen."