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Gerücht in Günthersdorf Gerücht in Günthersdorf: Mythos von Entführung bei Ikea lebt weiter

Von Melain Müller 16.06.2015, 08:36
Das Gerücht beschäftigt Ikea schon seit Jahren.
Das Gerücht beschäftigt Ikea schon seit Jahren. dpa Lizenz

Günthersdorf - Die Gerüchteküche brodelt gewaltig. Angeblich soll vor einigen Tagen ein Kind aus Teuchern bei Ikea in Günthersdorf erst verschwunden und später total verstört auf einer Toilette wiedergefunden worden sein. Die Haare seien gefärbt und das Kind schon umgezogen gewesen. Eine Entführung, so scheint es, wurde gerade noch einmal verhindert.

Nichts von alledem sei wahr, heißt aus dem Unternehmen. „Einen solchen Fall hat es nie gegeben, in keinem der Ikea-Einrichtungshäuser“, bestätigt eine Sprecherin auf MZ-Nachfrage.

Immer wieder neu erzählt

Es sei ein moderner Mythos, der sich bereits seit Jahren wacker halte. Und das auch deutschlandweit. Mal ist die Rede von Koblenz, dann wieder von Berlin oder Düsseldorf. Jetzt eben von Günthersdorf.

In zahlreichen Internet-Foren diskutieren besorgte Eltern immer wieder dieses Gerücht. Das Grundgerüst der Geschichte bleibt dabei gleich, manchmal kommen noch ein paar Details hinzu. Man habe von einem Freund eines Freundes davon gehört, heißt es dann oft.

Internet verbreitet Gerücht rasend schnell

Auch Ulrike Diener, Sprecherin der Polizeidirektion Süd und damit zuständig für den Saalekreis, kennt den Fall gut. Er begleitet sie ebenfalls schon über einen langen Zeitraum.

„Alle zwei bis drei Jahre taucht die Geschichte wieder auf und wir bekommen dann E-Mails oder Anrufe“, erklärt sie. Nie sei etwas daran gewesen. Problematisch ist, dass sich solche Geschichten über das Internet viel schneller verbreiten.

Daher rät Diener, vorsichtig mit solchen Gerüchten oder mit Hörensagen umzugehen. „Natürlich sind die Eltern besorgt, wenn sie etwas aufschnappen. Man sollte bei den Regionalbereichsbeamten oder der regionalen Polizeidienststelle nachfragen“, sagt sie.

Strafanzeige im Jahr 2000

Ikea hat im Jahr 2007 eine Pressemitteilung dazu verfasst, in der deutlich wird, dass das Unternehmen bereits im Jahr 2000 eine Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt habe, um den Verursacher des Gerüchtes ausfindig zu machen.

„Dazu gibt es aber kein Ergebnis“, so die Sprecherin. Es sei schwer, nach so vielen Jahren den Ursprung der Geschichte auszumachen. Dem Unternehmen bleibe nichts anderes übrig, als die Gerüchte immer wieder zu verneinen und darauf hinzuweisen, dass es so einen Fall nicht gegeben habe. (mz)