Geruchssinn versagt Geruchssinn versagt: Merseburger hatte schon in den 80ern Corona-ähnliche Symptome

Merseburg - Die aktuelle Corona-Pandemie und die mit einer Covid-Erkrankung verbundenen Symptome lassen bei Dietmar Römer Erinnerungen wach werden. „1988 waren meine Frau und ich erkrankt“, erzählt der 72-Jährige. Husten, Schnupfen und Fieber hätten beide gehabt. Bei ihm sei allerdings noch der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns dazugekommen, sagt der Mann, der damals Leiter der Pressestelle des Leuna-Kombinats war. „Darunter habe ich zum Teil heute noch zu leiden.“
Kein Geschmack-und Geruchssinn - Arzt diagnostiziert asiatische Grippe
Wenn er damals gekocht habe, sei sein Essen für andere immer ungenießbar gewesen. „Denn es war prinzipiell versalzen, damit ich überhaupt etwas schmecken konnte.“ Riechen konnte er entweder gar nicht oder die Gerüche waren verfälscht. Der Geruch von Schwefelwasserstoff, dessen Gestank nach faulen Eiern immer über dem Kombinat hing, habe ihn ab da zum Beispiel gar nicht mehr gestört.
„Für mich roch das dann nur noch wie Benzin.“ Er könne deshalb nachvollziehen, wie schlimm derartige Symptome sind, die auch manche Covid-19-Erkrankte aktuell erleben. „Ich erinnere mich, dass der Arzt zu meiner Frau etwas von asiatischer Grippe gesagt hatte. Aber ob das stimmt - keine Ahnung.“
Jede Virusinfektion in den oberen Atemwegen kann Verlust des Geruchssinn bedeuten
Etwa zwei Jahre lang konnte Dietmar Römer damals weder riechen noch schmecken. Damit musste er bei Schnitzel und Co in dieser Zeit wohl von seinen Erinnerungen zehren. „Mein Geschmackssinn ist einigermaßen zurückgekehrt, der Geruchssinn allerdings noch nicht“, sagt der Merseburger. „Wenn meine Hündin Lissy zum Beispiel ihr Geschäft verrichtet, das ich ja wegmachen muss, dann riecht das für mich gar nicht.“
„Jede Virusinfektion in den oberen Atemwegen kann einen Verlust des Geruchs- und Geschmacks nach sich ziehen“, erklärt Stefan Plontke, Professor für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Halle (UKH). „Diese Störung kann vorübergehend oder dauerhaft sein.“ Wenn eine Riechstörung vorliege, sei subjektiv automatisch das Schmecken mitbetroffen.
Merseburger nimmt Sinnesverlust mit Humor
„Das kennen vermutlich viele: Wenn man Schnupfen hat, schmeckt man kaum etwas.“ Ursächlich für Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns können beispielsweise aber auch chronische Nasen- und Nasennebenhöhlenentzündungen, Allergien oder Unfälle, bei denen sich jemand sehr stark den Kopf gestoßen hat, sein. Sehr selten seien auch Tumore der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen oder der vorderen Schädelgrube Auslöser für solche Störungen.
Dietmar Römer hat zwar seinen Geruchssinn, nicht aber seinen Humor verloren. „Und wenn ich jemanden nicht riechen kann, soll er das bitte nicht persönlich nehmen“, scherzt er. Gegen das Coronavirus will er sich auf jeden Fall impfen lassen. Allerdings muss der 72-Jährige noch etwas warten. Er lacht: „Ich bin zu jung, um schon dranzukommen.“ (mz)