Justiz Er macht am Merseburger Amtsgericht Papier zum Auslaufmodell
Markus Niester ist neuer Direktor des Amtsgerichts. Warum er die alternative Streitbeilegung liebt.

Merseburg/MZ - Was der Mann aus dem Ruhrpott schon Markus Niester heißt der neue Mann an der Spitze des Amtsgerichts Merseburg. Er folgt damit auf Peter Mertens, der sich nach 25 Jahren als Amtsgerichtsdirektor Ende 2019 in den Ruhestand verabschiedet hatte. So lange war der Posten vakant. Der Vorsitzende Richter Michael Kawa hatte übergangsweise die Geschäfte geführt.
Jurist war schon in vielen Positionen tätig
Nun hat Markus Niester seine Ernennungsurkunde zum Direktor des Amtsgerichts Merseburg erhalten und feiert damit gleichzeitig sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Niester, der ursprünglich aus Bochum stammt, war viele Jahre Richter am Amtsgericht in Halle und leitete seit 2017 das Amtsgericht Weißenfels. Sieben Jahre lang war er außerdem Vorsitzender des Richterbundes in Sachsen-Anhalt. Jetzt ist er der Chef von rund 70 Männern und Frauen in Merseburg, darunter zehn Richterinnen und Richter.
Der Jurist verhandelt am Amtsgericht Familienrechts- und Strafrechtssachen. „Ich unterrichte aber nebenbei auch gern an der Justizschule, wo unser Nachwuchs für den mittleren Dienst der Justiz ausgebildet wird - also zum Beispiel für Geschäftsstellen von Gerichten“, erzählt der 56-Jährige, der zudem einen Lehrauftrag für Mediation an der Martin-Luther-Universität in Halle hat. „Dieses alternative Streitbeilegungsverfahren können die Studenten heutzutage neben ihrem juristischen Handwerkszeug erlernen.“
Wer besonders von einem Richter als Vermittler profitiert
Er selbst sei auch Mediator, also Vermittler, am Amtsgericht Merseburg. Dieses Verfahren komme beispielsweise bei Nachbarschaftsstreitigkeiten zum Tragen. „Schließlich wollen die Leute ja häufig nach einem Streit wieder miteinander auskommen. Wenn die Leute willens sind und den Rechtsfrieden wieder herstellen wollen, ist das eine super Sache. Deshalb bieten wir das an.“ Im Strafrecht sei dies nicht möglich, aber wenn es beispielsweise um Kinder und Umgangsrecht geht, habe man mehr gewonnen, wenn man es schafft, dass die Eltern in einer Güteverhandlung miteinander sprechen und gemeinsam mit dem Mediator eine Lösung finden.
Als große Herausforderung für die Zukunft sieht Markus Niester die Einführung der elektronischen Akte. „Das soll ja bis 2026 umgesetzt sein“, erklärt der Jurist. Eine Neuerung gebe es bereits seit Anfang Januar. Rechtsanwälte müssen Anträge und Klageschriften nun bereits elektronisch einreichen. „Allerdings können wir die noch nicht elektronisch weiterverarbeiten, weil eben die elektronische Akte fehlt. Das heißt, wir haben aktuell einen Medienbruch und müssen immer noch alles ausdrucken“, so Niester. Die Papierakte soll jedoch ein Auslaufmodell sein.
Der Schreibtisch der Zukunft
„Irgendwann werden auf unseren Schreibtischen keine Papiere und Akten mehr liegen, sondern dann haben wir wahrscheinlich nur noch zwei oder drei größere Bildschirme oder einen Laptop, das man zusätzlich benutzt. Und die Akten werden eben nur noch am Bildschirm bearbeitet - das ist das Ziel.“