Der Bahnhof ist fertig Der Bahnhof ist fertig: Nun hofft Merseburg auf die S-Bahn nach Leipzig

Merseburg - Oberbürgermeister Jens Bühligen übte sich Dienstagmorgen in Wortspielen. Vor dem symbolischen Durchtrennen des Flatterbandes über die frisch sanierte Rosa-Luxemburg-Straße sprach der CDU-Politiker von einem „großen Bahnhof“: „Wir haben hier Historisches erreicht. So groß war der Bahnhof noch nie“, spielte er auf den Westausgang an, der seit einiger Zeit den Durchgang durch den Bahnhofstunnel ermöglicht.
Mit dem Festakt am Dienstag wollte die Stadt aber nicht nur die abgeschlossene Sanierung des westlichen Bahnhofsbereiches, mit den knapp 100 geschaffenen Park-’n-Ride-Stellflächen, überdachten Fahrradständern und dem neuen Ausgang feiern, sondern auch das Ende des fast zwei Jahrzehnte andauernden Bahnhofsumbaus.
Umgestaltung begann 2001/02 mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes
Dieser begann 2001/02 mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Es folgten neue Parkplätze, ab 2010 die Sanierung des Busbahnhofes und die Neugestaltung des südlichen Bahnhofsvorplatzes. Und dann natürlich die Westseite, die noch einmal 2,4 Millionen Euro kostete. Insgesamt sind so 9,7 Millionen Euro im Bahnhofsumfeld verbaut worden.
Eine „würdige Visitenkarten“ für die Stadt nannte Sebastian Putz, Staatssekretär im Landesverkehrsministerium das Ergebnis. Er sprach von einem Impuls der von der neugestalteten Schnittstelle zwischen Rad-, Auto-, Bus- und Bahnverkehr ausgehen kann. Um diesen auch in den nächsten Jahren zu nutzen, sei es ein erster Baustein, dass die S-Bahn-Verbindung von Merseburg nach Leipzig im Strukturstärkungsgesetz enthalten sei.
Direkte Bahnverbindung nach Leipzig ist erklärtes Ziel
Die direkte Bahnverbindung an die Messestadt ist erklärtes Ziel von Merseburg. Um das zu erreichen, will die Stadt auch ihre Bürger als Druckmasse nutzen. Seit vergangener Woche gibt es eine neue Unterseite auf der städtischen Website: ein Beteiligungsportal. Dort finden die Bürger nicht nur die bereits recht erfolgreich gelaufene Kampagne gegen Bahnlärm, sondern auch die frischgestartete namens: „Bahn direkt – die Kurve kriegen.“
Der Name leitet sich von dem Bauvorhaben ab, dass eine solche Direktverbindung bräuchte, einen kurzen Bogen zwischen Spergau und Großkorbetha, der die Strecken Merseburg-Weißenfels und Leipzig-Weißenfels mit einander verbindet. Auf der dazu gehörigen Aktionsseite können Unterstützer dieser Kurvenidee einen Button drücken.
Es gibt auch ein kleines Umfrageportal
Dann wird eine Mail mit dem Plakat der Kampagne automatisch an 15 Empfänger versand, darunter das Bundesverkehrsministerium, die DB Netz AG und das Eisenbahnbundesamt. „Es gibt auch ein kleines Umfrageportal, wo sie freiwillig angeben können, warum sie die Kurve wollen“, beschrieb Bühligen. Um sich an der Kampagne zu beteiligen, müssen sich Interessierte aber zwangsweise registrieren. Das sei heute bei Beteiligungsportalen Standard, erklärte die Stadt auf Nachfrage: „Wer den Aufwand der Registrierung auf sich nimmt, hat auch wirkliches Interesse, sich an der Kampagne zu beteiligen.“
Staatssekretär Putz hatte am Dienstag noch einen anderen Vorschlag, wie der Impuls der neuen Schnittstelle bei den Entscheidungsträgern in Berlin ankommen kann: Alle sollten die Nahverkehrsangebote nutzen. Er bereitet Merseburg aber schon mal auf eine längere Wartezeit vor, bis tatsächlich Züge nach Leipzig rollen. Der Weg sei ein sehr weiter. Denn man brauche nicht nur das Geld für den Bau, sondern später auch Mittel, um die S-Bahnen fahren zu lassen. (mz)
