"Dann kam der Test positiv zurück" "Dann kam der Test positiv zurück": Ehepaar will nach Corona Antikörper spenden

Merseburg - Sie waren die ersten Covid-19 Patienten im Burgenlandkreis und sind nun die ersten, die in Merseburg ihr Blutplasma, in dem sich wertvolle Antikörper befinden, spenden. „Wir wollten helfen“, sagt Wolfgang List aus Bad Kösen ganz bescheiden als er am Mittwoch bereits das zweite Mal auf die Abnahme des Plasmas im „Plasma Service Europe“ in Merseburg vorbereitet wird.
Das Unternehmen sucht seit wenigen Wochen gezielt Menschen, die an Covid-19 erkrankt waren, mittlerweile wieder genesen sind und ihr Blutplasma spenden würden. Aus den darin enthaltenen Antikörpern soll ein Medikament hergestellt werden, das zur Milderung von schwersten Krankheitsverläufen bei Covid-19 helfen soll.
„Dann kam der Test positiv zurück“
Das Ehepaar List gehört zu jenen Erkrankten, die aus dem Urlaub in Südtirol im März zurückgekehrt sind. „Damals hat mein Arbeitgeber mich in Quarantäne geschickt“, sagt Petra List. Sie arbeite im öffentlichen Dienst und musste daher zu Hause bleiben. Weil das Paar zuvor in einem der Risikogebiete war, wurde Petra List beim Hausarzt getestet.
„Dann kam der Test positiv zurück“, sagt die 60-Jährige und war selbst verwundert. Denn weder sie noch ihr Mann hatten bislang etwas bemerkt. „Ich hatte gar keine Symptome“, schildert Wolfgang List. Seine Frau hingegen berichtet davon, dass sie an einem der Tage kurz den Geschmacks- und Geruchssinn verloren habe, aber darüber hinaus auch keine Beschwerden hatte.
14 Tage zusammen zu Hause bleiben
Für das Paar bedeutete die Diagnose 14 Tage zusammen zu Hause bleiben. Sie hätten viel Unterstützung aus der Nachbarschaft erfahren, die sie mit allem Nötigen versorgt haben, wie beide erzählen. Auch tägliche Anrufe der Behörden, die sich nach dem Gesundheitszustand erkundigt haben, gehörten dazu.
„Wir sind froh, dass wir es hatten und dass es so ein milder Verlauf war“, sagt Wolfgang List, der sich im Anschluss damit beschäftigt hat, ob er als ehemals Erkrankter helfen könne. „Ich hatte über die Medien davon gehört, dass man Plasma spenden kann.“ Allerdings seien die ersten Anlaufstellen weit weg gewesen. So erinnert er sich an eine Möglichkeit in Hannover. „Das war uns aber zu weit.“ Erst als er über den MZ-Artikel vom Plasma Service stolperte, die in Sachsen-Anhalt Zentren in Merseburg, Halle und Magdeburg haben, meldet er sich.
„Man kann Plasma bis zu 60 Mal im Jahr spenden“
In einem ersten Termin wurden Untersuchungen gemacht und vor zwei Wochen durfte das Paar dann erstmals spenden. „Ich war so nervös, aber die Mitarbeiter haben mich sehr beruhigt“, sagt Petra List. Es sind die ersten Erfahrungen, die die Bad Kösener mit einer Plasmaspende machen. 45 Minuten dauert die Spende, bei der nur die flüssigen Bestandteile, also das Plasma, aus dem Blut gefiltert wird.
„Man kann Plasma bis zu 60 Mal im Jahr spenden, weil es sich innerhalb von 48 Stunden wieder regeneriert“, sagt Supervisorin Anja Geheb. Wöchentlich kommen zwischen 300 und 350 Spender in das Zentrum in Merseburg. Zu Hochzeiten der Coronakrise seien es sogar etwas mehr gewesen, weil viele Leute mehr Zeit hatten.
Medikamente aus Antikörpern
Wie bei allen anderen Spendern, verläuft die Entnahme bei dem Ehepaar, dann wird das Plasma eingefroren und regelmäßig aus dem Zentrum abgeholt und zum eigenen Unternehmen „Biotest“ gebracht, um daraus Medikamente herzustellen. Dort entstehen schon heute Medikamente aus Antikörpern, wie Dirk Neumüller von „Biotest“ erklärt. Das sei ein bekanntes und anerkanntes Verfahren, das nun auf die Antikörper von ehemals Covid-19-Erkrankten übertragen werden soll.
Dafür dienen auch die derzeitigen Spenden, von denen noch deutlich mehr benötigt würden. Sie werden, so Neumüller, gesammelt, um ein Medikament im Rahmen einer klinischen Studie in Europa herzustellen, dessen Wirkung bei Corona geprüft wird. „Biotest“ habe eine Kooperation mit konkurrierenden Unternehmen und ist guter Hoffnung Ende des Jahres ein zugelassenes Medikament zu haben. (mz)