Wahlkreis 71, 72, 73 Bundestagswahl im Saalekreis: Neue Regeln, neue Gebiete, kaum Frauen
Für die Bundestagswahl am 23. Februar gelten im Saalekreis veränderte Wahlkreise. Ein erster Überblick zu Zuordnung, Kandidaten, Wahlforen und warum die Erststimme am Ende verfallen könnte.
Merseburg/MZ. - Seit Ende 2024 steht es offiziell fest: Am 23. Februar ist Bundestagswahl. Nicht nur der Wahltermin im Winter ist neu, sondern auch die Wahlkreise haben frische Grenzen. Und es gelten neue Regeln, wer am Ende einen Sitz in Berlin bekommt. Das wichtigste dazu finden Sie hier:
Wo wählt der Saalekreis?
Eine Tradition hat Bestand. Der Saalekreis hat nach wie vor keinen eigenen Wahlkreis, sondern seine Kommunen verteilen sich auf drei Wahlkreise, in denen sie jeweils das kleinere Gebiet bilden. Konkret sind das die Wahlkreise 71 (Halle), 72 (Burgenland-Saalekreis), 73 (Mansfeld). Die Grenzen wurden für allerdings neu gezogen. Da die Wahlkreise in Deutschland ungefähr gleich viele Einwohner haben sollen und Sachsen-Anhalt selbige verloren hat, ist der Wahlkreis Anhalt weggefallen – mit weitreichenden Konsequenzen für den gesamten Süden. So wählen die Merseburger künftig nicht mehr mit Mansfeld-Südharz zusammen, sondern mit dem Burgenlandkreis. Der nordöstliche Saalekreis gehört weiter zum Wahlkreis Halle, der wächst aber um die Region Bitterfeld. Und wer den Wahlkreis 73 durchqueren will, packt am besten gleich ein paar Stullen ein. Die Reise führt von Aken an der Elbe über Gröst im Süden des Saalekreis bis nach Kelbra am Harzrand.
2 Wie wird gewählt?
Am Grundprinzip ändert sich nichts. Auf dem Stimmzettel können zwei Kreuze gesetzt werden: die Erststimme für den Direktkandidaten, die Zweitstimme für die Partei. Allerdings greift bei der Erststimme eine Neuerung im Wahlrecht. Weil der Bundestag zuletzt deutlich über seine gesetzliche Größe von 598 Sitzen angewachsen war, hatten die Parteien nach Lösungen gesucht, ihn wieder zu verkleinern. Die Lösung: Überhang- und Ausgleichsmandate, die entstehen, wenn Parteien mehr Direktmandate erringen, als ihr nach Zweitstimmenergebnis in einem Bundesland zustünden, sollen wegfallen. Stattdessen kann es nun passieren, dass in einem Wahlkreis gewählte Direktkandidaten kein Bundestagsmandat erhalten. Das passiert wenn ihre Partei im Land mehr Direktmandate gewinnt, als ihr Sitze nach Zweitstimmen zustehen. Dann gehen die Direktgewählten mit den niedrigsten Ergebnissen leer aus.
3 Wer steht zur Wahl?
Die Antwort braucht den Vorsatz: voraussichtlich. Bis 20. Januar 18 Uhr können Parteien und auch Direktkandidaten ihre Unterlagen noch bei den Wahlleitern einreichen – theoretisch könnten anschließend Wahlausschüsse Bewerber, die formale Kriterien nicht erfüllen, von den Listen streichen. Im Gros haben die Felder der Direktkandidaten aber schon Formen angenommen (siehe Kasten). Deutlich wird dabei vor allem eins: Die Parteien setzen auf Männer. Von den 22 bisher nominierten Kandidaten sind nur drei Frauen, eventuell kommt im Wahlkreis 71 noch eine Kandidatin von Die Partei hinzu. In anderen beiden Wahlkreisen stehen reine Männerrunden zur Auswahl.
Noch schlechter repräsentiert als Frauen ist auf dem Stimmzettel nur der Saalekreis. Aus dem kommen lediglich Aick Pietschmann (SPD, WK 73) und Moritz Eichelmann (FDP, WK 72). Der Liberale hat mit Listenplatz zwei sogar halbwegs realistische Chancen, in den Bundestag einzuziehen, so seine Partei den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Er wäre der erste Bundestagsabgeordnete aus dem Saalekreis. Pietschmann muss mit Listenplatz sechs entweder auf ein starkes SPD-Ergebnis (über 25 Prozent) oder das Direktmandat hoffen.
4 Ab wann wird gewählt?
Kreiswahlleiter Ronald Schönbrodt rechnet damit, dass die Briefwahl ab der Woche vom 3. Februar startet. Nach den Sitzungen der Wahlausschüsse müsste zunächst Zeit für etwaige Widersprüche und Gerichtsentscheide eingeplant werden. Erst dann gehen die Wahlzettel in den Druck. Da der Zeitraum für die Briefwahl mit weniger als drei Wochen kurz ist, rechnet Schönbrodt mit weniger Stimmabgaben per Brief (oder in den Briefwahllokalen in den Rathäusern) als bei der Europa- und Kommunalwahl im Juni 2024. Damals lag der Briefwahlanteil in den Kommunen des Saalekreises zwischen 25 und 35 Prozent.
5 Wo bekomme weitere Informationen zu den Kandidaten?
In der MZ. Ab Ende dieser Woche stellen wir alle Direktkandidaten der Wahlkreis 72 und 73 in Portraits vor, beginnend mit dem südlicheren Wahlkreis Merseburg-Burglandkreis. Zudem lädt die MZ in Zusammenarbeit mit der Stadt Merseburg beziehungsweise dem Saalekreis zu zwei Wahlforen ein, bei denen den Direktkandidaten der im Bundestag vertretenden Parteien auf den Zahn gefühlt wird. Für den Wahlkreis 72 findet dieses Forum bereits am Montag, 13. Januar, um 18.30 Uhr im Ständehaus Merseburg statt. Für den Wahlkreis 73 ist der Termin der 4. Februar 18.30 Uhr in der Burgmusikschule Querfurt. Der Eintritt istkostenlos, eine Voranmeldung nicht notwendig. Publikumsfragen vor Ort wird es nicht geben. Sie können uns Ihre Fragen jedoch im Vorfeld unter dem Stichwort „Wahlforum“ plus dem jeweiligen Veranstaltungsort an [email protected] schicken.