Stadtrat fällt eindeutiges Urteil Buna & SV 99 werden Hauptnutzer für Stadtstadion in Merseburg
Merseburg/MZ - Kinderrufe schallten am Donnerstag kurz vor 17 Uhr hinauf zu den Fenstern des Schlossgartensalons. Nachwuchssportler hatten sich unten im Park zum Gruppenfoto postiert. „SV Merseburg 99“ stand auf den T-Shirts. Zeitpunkt und Ort des Fototermins dürften kein Zufall gewesen sein. Denn im Salon fällte der Stadtrat zweieinhalb Stunden später eine Entscheidung zur Zukunft des Stadtstadions.
Eine eindeutige: In namentlicher Abstimmung votierten 18 Räte dafür, dass die Verwaltung mit dem SV 99 und seinem Co-Bewerber MSV Buna Schkopau über einen Nutzungsvertrag verhandeln soll. Der Rest enthielt sich. Ein klarer Sieg also für die Bewerbergemeinschaft oder aus Sicht des anderen Interessenten 1. FC Merseburg eine derbe Niederlage.
„45.000 Euro reichen nicht“
Beide Kontrahenten stellten im Rat ihre Konzepte vor. Für den FCM sprach vor allem Schatzmeisterin Silvia Müller. Sie betonte die Jugendarbeit, auf die der Fußballverein verstärkt setzen wolle, auch mit Blick auf den mittelfristig angestrebten Regionalligaaufstieg der ersten Mannschaft. Man habe schon Kooperationen mit sechs Grundschulen und mehreren Kitas. Müller betonte zudem, dass bei Spielen gegen größere Vereine mit mehr Fans der zweite Standort des Vereins am Ulmenweg zu klein sei. Sie verwies auch darauf, dass der FCM bereits seit 2020 zu 90 Prozent das Stadion bewirtschafte.
Die je 30 Stunden pro Woche, die zwei Ein-Euro-Jobber leisteten, würden dafür jedoch nicht ausreichen. Freiwillige Arbeit sei erforderlich. Die Schatzmeisterin warnte zudem: „Jeder Verein muss sich bewusst sein, dass die 45.000 Euro nicht reichen.“ Das ist der Betrag, den die Stadt, die die Verantwortung für die Anlage abgibt, um Geld zu sparen, als jährlichen Zuschuss zahlen will.
Buna verspricht Spielplatz
Für die Buna-Seite sprach Roland Schwarz. Er führte lange zur Bedeutung des Sports aus. Die konkreten Ideen des Bewerberduos ratterte er dann im Eiltempo herunter. Das Stadion solle tagsüber für alle offen sein. Man wolle einen Spielplatz, ein Kleinfeld für Faustball und einen Bolzplatz errichten. Um Erhalt und Bewirtschaftung des Stadtstadions solle sich ein neu zu gründender Förderverein kümmern, der auch die 45.000 Euro erhalten soll. Damit die reichen, sollen die freiwilligen Arbeitsstunden der Mitglieder erhöht werden. Er versprach, dass die bisherigen Nutzer, also der FCM, weiter kommen könnten.
Die Räte hatte Schwarz auf seiner Seite. Sie kritisierten zwar, dass sich die Vereine nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen konnten. Als Proargument für 99/Buna führten Redner wie Marcus Turré (SPD) oder Michael Finger (Linke) aber höhere Mitgliederzahlen und mehr Sparten an. Der FCM ist dagegen ein reiner Fußballclub. „Wir wollen jetzt einen Untervertrag“, gab Schatzmeisterin Müller nach der Abstimmungsniederlage als Ziel aus. Sollte das nicht klappen, so kündigte Vereinschef Uwe Fruhen an, müsse man sich um einen Oberligaspielort außerhalb Merseburgs bemühen. Die Bewirtschaftung des Stadtstadions will der FCM zum 30. September einstellen. Dann laufen die Ein-Euro-Jobs aus. Bis dahin sollte die Stadt also im Idealfall mit den anderen Vereinen handelseinig sein, damit keine Lücke entsteht.