Auch Abfahrten nach Leipzig betroffen Bombenfund bei Bad Dürrenberg: A9 wird gesperrt, Evakuierung geplant
Bei Arbeiten für den Südostlink ist eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg aufgetaucht. Experten wollen sie am Donnerstag entschärfen - mit weitreichenden Folgen für den Verkehr. Die A9 wird zeitweise vollgesperrt - und das nicht nur im Sperrkreis. Auch die Fahrt nach Leipzig und Merseburg wird schwerer.
Bad Dürrenberg/MZ. - „Es ist ja nur eine kleine Bombe“, befand Bad Dürrenbergs Bürgermeister Christoph Schulze (CDU). Deswegen müssten zumindest keine reinen Wohnhäuser evakuiert werden. In der Tat betrifft der am Mittwoch bei Arbeiten auf einem Feld zwischen Tollwitz und Nempitz entdeckte 250-Kilo-Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vor allem das angrenzende Gewerbegebiet – und die A9.
Für die für Donnerstagvormittag geplante Entschärfung der englischen Fliegerbombe muss die Autobahn in beide Fahrtrichtungen komplett gesperrt werden. Sie verläuft quer durch den 750-Meter-Sperrradius, den der Saalekreis in Absprache mit dem Kampfmittelräumdienst des Landes um den Fundort ziehen wird. Ab 7.45 Uhr sollen Mitarbeiter der Firmen im Gewerbegebiet, Passanten und Anlieger das Gebiet geräumt haben. Auch Kräfte der Feuerwehr Bad Dürrenberg werden am Morgen dabei helfen, die Einhaltung des Sperrradius zu kontrollieren.
Alle Ausfahrten zwischen den Autobahnkreuzen dicht
Wenn der Sperrkreis geräumt ist, soll die A9 gesperrt werden – und das weiträumig. Betroffen ist laut Tino Möhring, Sprecher der Autobahn GmbH, nicht nur der Abschnitt um den Bombenfundort. Die Behörden wollen gleich den gesamten Bereich zwischen den Kreuzen Rippachtal und Schkeuditz dichtmachen, inklusive der Anschlussstellen Bad Dürrenberg (liegt im Radius) und den deutlich weiter entfernten Leipzig-West und Großkugel. Auch Zielverkehr etwa nach Günthersdorf oder über die B181 nach Merseburg wird dann nicht möglich sein.
Möhring begründet diese Weiträumigkeit damit, dass die Umleitungsstrecke auch den Verkehr der Autobahn aufnehmen können muss. „Das nachgeordnete Netz kann das nicht. Da droht dann ein Verkehrskollaps.“ Statt über Kreis-, Landes- und Bundesstraßen soll der Transitverkehr die Umleitung über die A14, das Dreieck Parthenaue und die A38 nehmen. Dort wird, so erklärte Möhring, bis zum Beginn der Sperrung der Rückbau der Langzeitbaustelle zwischen Leipzig-Südwest und Lützen soweit abgeschlossen sein, dass der Verkehr in beide Richtungen zweispurig fließen kann.
Wie lange die Sperrung dauern wird, hängt vom Verlauf der Entschärfung ab. Bei den Verantwortlichen bestand am Mittwochabend Hoffnung, dass es schnell gehen könnte. Als frühestmöglicher Beginn der Vollsperrung wurde 8.30 Uhr genannt.
Die Arbeiten, in deren Zuge der Blindgänger am Mittwoch auftauchte, sind Vorbereitungen für den Südostlink, eine Gleichstromtrasse, die künftig vor allem per Windrädern erzeugten Strom aus Nord- und Mitteldeutschland nach Bayern übertragen soll.
Bomben und Energiewende
Energiewende und Bombenfunde – im Saalekreis, der ob seiner Chemie im Zweiten Weltkrieg häufiges Ziel alliierter Luftschläge war, scheinen beide Themen eng miteinander verknüpft. Das liegt vor allem an den großflächigen Kampfmitteluntersuchungen, die den Energiewendeprojekten vorangehen. So entdeckten Sucher in diesem Jahr etwa mehrfach Blindgänger bei den Vorbereitungen für die Agri-Photovoltaik-Anlage im Geiseltal. Eine größere Bombe musste sogar gesprengt werden.
Diese Adressen in Tollwitz sind betroffen
- Der Scheitrain (Hausnummern 6, 8, 10A, 16, 18, 22, 24, 30, 32, 34, 36)
- Die Neue Straße (1, 1A, 3, 13, 16)
- Feldschlößchen (1, 1A)
- Gewürzstraße (2, 4, 6)
- In den Längen (1, 2, 3, 6, 12, 14)
- Karl-Pieper-Straße (1, 2, 4)
Auch der Südostlink brachte schon Funde. 2023 gab es einen nahe des Raßnitzer Sees. Und auf dem nun betroffenen Feld mussten Experten im September 2022 schon einmal eine Fliegerbombe entschärfen. Warum die nun gefundene Bombe bei den Untersuchungen seinerzeit nicht entdeckt wurde, blieb zunächst unklar. Auch damals wurde die A9 gesperrt. Ein Hoffnungsschimmer für den Donnerstag: 2022 dauerte die Entschärfung nur ganze 31 Minuten.