«Blaues Wunder» erhält Schiefer-Hut
NEMSDORF-GÖHRENDORF/MZ. - Dazu klopft er mit dem Fingerknöchel sachte an die dunkelgraue Platte. Dann ordnet er sie der Größe nach und packt sie auf den Fahrstuhl, der sie 20 Meter in die Höhe transportiert.
Oben in Höhe der Traufe warten schon Firmenchef Erik Bunzel und Martin Lottermoser von der Dachdeckerfirma Bunzel aus Holdenstedt, um die Schieferplatten mit feuerverzinkten Nägeln auf die Zwiebel von St. Georg zu nageln. Inzwischen ist auch Martin Hempel wieder auf dem Weg nach oben.
Zufrieden schaut Gunter Hellmund, der Chef der Chronikgemeinschaft Nemsdorf-Göhrendorf, nach oben. Gemeinsam mit dem Gemeindekirchenrat hatte sich der Verein vor ein paar Jahren daran gemacht, das Geld für die Sanierung des Kirchturmes zusammen zu bekommen. Den hatte seit einigen Jahren schon eine blaue Baufolie vor Wetterunbilden einigermaßen geschützt. Die Folie brachte ihm bei den Einwohnern des Dorfes den Spitznamen "blaues Wunder" ein. Vielleicht wird der sich sogar weiter halten, denn irgendwie hatten die Nemsdorfer ihren blauen Turm ins Herz geschlossen. Auch wenn sie sich selber an den erfolgreichen Spendenaktionen beteiligten, die es nun ermöglichen, ihm den "Garaus" zu machen.
Ein wenig besorgt ist indes der Bauingenieur Andreas Stöhr, der das Projekt auch schon seit Jahren begleitet. "Wir haben nach dem Entfernen der Folie leider feststellen müssen, dass die Schäden am Holz doch größer sind als erwartet. Deshalb muss die Zimmerer-Firma Sickert nun zusätzliche Ausbesserungsarbeiten ausführen. Das bringt unseren Zeitplan etwas ins Wanken", erklärt Stöhr. Denn nun hängen auch die Dachdecker hinterher. Die Ostseite ist fertig. Auf der Westseite waren die Holzschäden am größten. Deshalb dauert es hier länger. Auch das Wetter lässt nicht immer ein Arbeiten in luftiger Höhe zu. Bei Gewitter müssen die Männer vom Dach. Am Ende aber sind immerhin 180 Quadratmeter Schiefer in altdeutscher Deckung aufzubringen. Der Schiefer kommt übrigens von der Mosel.
Vereinschef
Während die Dachdecker jede Schönwetterminute nutzen, sind auch die Mitarbeiter der Barnstädter Baufirma Weber sehr aktiv. Sie nutzen das aufgestellte Gerüst, um die Fugen des Kirchturmes auszubessern. "Das Gestein ist dafür extra analysiert worden, um einen Mörtel nach entsprechendem Rezept anfertigen zu können", erklärt Andreas Stöhr.
"Der Turm bekommt auch einen neuen Blitzschutz. Den bringt die Querfurter Firma Elektro-Albrecht an," ist weiter vom Bauingenieur zu erfahren. "Und die Bekrönung macht die einheimische Firma Regiment", hakt Gunter Hellmund noch einmal ein. Die soll noch vor dem geplanten großen Turmfest, das am 15. August ab 14 Uhr stattfinden soll, montiert werden.