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Mit Bibelmobil unterwegs Bibel-Mobil in Merseburg: Warum Stephan Naumann auch Anfeindungen erlebt

Von Undine Freyberg 04.11.2017, 11:00
Stephan Naumann (l.) zeigt Kristine Angermann ein Faksimile der Lutherbibel von 1534.
Stephan Naumann (l.) zeigt Kristine Angermann ein Faksimile der Lutherbibel von 1534. Peter Wölk

Merseburg - „Grüß Gott“, möchte man sagen, doch Stephan Naumann sagt einfach:. „Hallo - hereinspaziert!“ Wer den zwölf Meter langen Bus betritt, der am Donnerstagnachmittag auf der Kliaplatte Station gemacht hat, taucht ein in die Welt der Bibel.

Neben den Bibelausgaben in den Ursprachen Hebräisch und Griechisch ist auch die kleinste vollständige Bibel der Welt zu entdecken, die nur mit dem Mikroskop zu lesen ist - und natürlich ein Faksimile der Lutherbibel von 1534. Das Original war von Lucas Cranach mit farbigen Bildtafeln versehen worden.

Unterwegs im Bibel-Mobil: Stephan Naumann will mit den Menschen ins Gespräch kommen

Man kann mehr als 40 fremdsprachige Bibelausgaben anschauen, aber auch eine CD mit dem Pop-Oratorium Luther kaufen. Genau wie es die Merseburgerin Kristine Angermann getan hat, weil sie von der Fernsehausstrahlung am Reformationstag begeistert war. „Das war wirklich unglaublich toll.“

Dann kommt sie mit Stephan Naumann ins Gespräch. Über Gott und die Welt. „So ist das bei uns jeden Tag“, sagt der 60-Jährige lächenlnd, der als pädagogischer Mitarbeiter am Bibelmobil tätig ist. Mit einem Kollegen fährt er das ganze Jahr über durch Deutschland und versucht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei werde aber auch der ganze Müllkübel, was die Kirche alles schlecht macht, über ihnen ausgeschüttet.

Im Auftrag der Kirche unterwegs: Stephan Naumann wurde auch schon als Kinderschänder beschimpft

„Wir wurden schon als Ewiggestrige beschimpft. Und als es bei der katholischen Kirche die ganzen Missbrauchsfälle gab, die bekannt wurden, waren wir zum Beispiel plötzlich Kinderschänder.“ Aber es gebe natürlich auch sehr, sehr viele interessante, schöne und lustige Momente. „Ein Kind hat zum Beispiel mal gefragt, wo Gott eigentlich seine Frau hat“, lächelt Naumann. Und ein Mann habe gemeint, er wisse, warum Gott alleine ist. Hätte er eine Frau, gebe es im Himmel nur Zank.

Seit 15 Jahren mit dem Bibelmobil unterwegs: Auch Atheisten, Muslime und sogar Satanisten waren schon da

Er fahre seit mittlerweile 15 Jahren mit dem Bibelmobil herum, erzählt der gebürtige Görlitzer. „Und zu uns kommen nicht nur Christen und Atheisten.“ Sektenanhänger seien schon da gewesen, Mitte der 2000er seien die Satanisten gekommen. Das sei aber vorbei. „Auch Muslime kommen zu uns und merken dann: Aha, auch meine Religion wird ernst genommen, denn wir haben hier ja zum Beispiel auch einen Koran.“

Die Merseburger seien sehr offen, aber auch sehr kritisch. „Ich werde zum Beispiel gefragt, was ist wahr von dem, was in der Bibel steht, oder was ist von den Originalbibelschreibern übrig.“ Luther sei nicht nur ein Mann, der die Kirche reformiert habe. „Durch die Reformation wurde ein ganz neuer Mensch geformt.“ Luther habe zum Beispiel gesagt, die Bibel sei so etwas wie das Grundgesetz für das christliche Wertesystem.

Aus für das Bibel-Mobil: Warum sich Stephan Naumann arbeitslos melden musste

Das Bibelmobil ist eine Marke der Berliner Stadtmission in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibelgesellschaft, der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens. Seit 25 Jahren fährt der prall gefüllte Bus durch Deutschland, hat zum Sachsen-Anhalt-Tag schon mal in Merseburg haltgemacht.

Zum Jahresende wird aber voraussichtlich Schluss sein. „Für das Reformationsjubiläum hatten wir nochmal eine Förderung bekommen, aber die läuft jetzt aus“, sagt Naumann. „Mein Kollege und ich waren bereits beim Arbeitsamt und haben uns arbeitslos gemeldet.“

››Mehr Infos zum Bibelmobil gibt es unter www.bibelmobil.de (mz)