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Bad Lauchstädt Bad Lauchstädt: Schrecken in der Nacht

Von DIRK SKRZYPCZAK 28.08.2011, 09:20

BAD LAUCHSTÄDT/MZ/DSK. - Der Schreck steht Dorothea Weise noch ins Gesicht geschrieben. Die müden Augen der Bad Lauchstädterin verraten, dass sie nicht viel geschlafen hat. "Wir lagen im Bett, als es gegen Mitternacht einen dumpfen Knall gab", erzählt sie. Auf dem Nachbargrundstück in der Merseburger Landstraße war der Mittelteil eines leer stehenden Wohnhauses eingebrochen. Trümmer krachten auf den Hof der Weises. "Uns und unserem Haus ist nichts passiert. Das ist wichtig", sagt sie. Dennoch müssen Dorothea Weise, ihr Mann Wolfgang, die Tochter und drei Mieter ihr Heim aus Sicherheitsgründen zunächst verlassen. Nachbarn nehmen sie auf.

Die Feuerwehr ist kurz nach der Alarmierung vor Ort. Zunächst herrscht Unklarheit, ob sich in dem eingestürzten Komplex, der bis 1990 Mitarbeitern der landwirtschaftlichen Versuchswirtschaft der Universität Halle als Unterkunft diente, eventuell doch Personen befinden. "Zeugen wollen einen Feuerschein hinter den Fenstern gesehen haben", berichtet Stadtwehrleiter Karsten Pfitzner. "Wir haben daraufhin mit einer Wärmebildkamera gesucht, aber nichts gefunden." Die Feuerwehr riegelt die Straße an der Einsturzstelle, die L 172, ab.

Am Sonntagvormittag machen sich Bürgermeisterin Ilse Niewiadoma (FDP) und der Leunaer Sachverständige Hansjörg Kuhnert ein Bild von der Lage. Die Gefahr ist akut, lautet das Fazit. Deshalb soll die Ruine am Montag abgerissen werden. So lange bleibt die Merseburger Landstraße in dem Bereich noch dicht. Die Kosten werde man dem Eigentümer, einem Mann aus Potsdam, in Rechnung stellen. "Priorität hat die öffentliche Sicherheit", sagt die Bürgermeisterin. Kuhnert macht indes Feuchtigkeit und den fortgeschrittenen Verfall des über 100 Jahre alten Fachwerkhauses mit seinem Aufbau aus Lehmwänden für den Zusammenbruch verantwortlich. Vermutlich hat das Unwetter am vergangenen Mittwoch dem alten Gemäuer den Rest gegeben.

Für Nachbar Wolfgang Weise kommt das dramatische Ende nicht überraschend. "Schon vor einigen Jahren hatte sich ein Riss etwa einen Meter über dem Sockel gebildet. Dort konnte das Wasser ungehindert hineinlaufen." Das Haus selbst sei seit mindestens 20 Jahren unbewohnt. Der Besitzer habe anfangs wohl gehofft, dass das einstige Institut einmal einem Einkaufszentrum weichen würde - sei aber letztlich auf der Immobilie sitzen geblieben, berichtet Weise. Im Frühjahr dieses Jahres hatte der selbständige Computerfachmann dann das städtische Ordnungsamt auf die tickende Zeitbombe hingewiesen. Vor sechs Wochen sei dann der Eigentümer persönlich in Bad Lauchstädt gewesen. "Er hat den Ernst erkannt, war unser Eindruck", erzählt Familie Weise. Seitdem sei die Zeit aber weiter ungenutzt verstrichen. Bürgermeisterin Ilse Niewiadoma will nun intern klären, ob das Ordnungsamt hätte selbst handeln müssen. Unterdessen können die Weises und ihre Untermieter aufatmen. Sie dürfen in ihr Zuhause zurückkehren.