1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Ausbildung mit 32 Jahren: Ausbildung mit 32 Jahren: Vom Hörfunk zur Werksbahn

Ausbildung mit 32 Jahren Ausbildung mit 32 Jahren: Vom Hörfunk zur Werksbahn

Von Michael Bertram 29.01.2016, 18:25
Mathias Faust hat eine berufliche Neuorientierung gesucht und erfolgreich abgeschlossen. Aus dem Redakteur wurde ein Mechatroniker.
Mathias Faust hat eine berufliche Neuorientierung gesucht und erfolgreich abgeschlossen. Aus dem Redakteur wurde ein Mechatroniker. Peter Wölk Lizenz

Schkopau/Merseburg - „Ich habe einfach gemerkt, dass ich eine berufliche Veränderung brauche“, erklärt Mathias Faust seinen Entschluss, mit bereits 31 Jahren über einige Umwege doch noch den Beruf des Mechatronikers zu ergreifen. Zeit, sich auszuprobieren, hatte der gebürtige Nordrhein-Westfale genug.

Nach dem Abitur begann er zunächst ein Lehramtsstudium in Halle, merkte aber schnell, dass der Job vor einer Klasse nicht das Richtige für ihn ist. Was folgte, war die erste Neuorientierung. Über ein Praktikum landete er schließlich in der Medienbranche, genauer gesagt beim Radio. Zunächst sammelte Faust in der Redaktion einer Morgenshow erste Erfahrungen, nach abgeschlossenem Volontariat übernahm er dann die Moderation der Verkehrsmeldungen und arbeitete in der Nachrichtenredaktion zweier Sender in Halle.

„Auch aufgrund befristeter Verträge wollte ich aber etwas Handfesteres machen, irgendwas im Handwerk“, erzählt Faust. Ein Bekannter bei der Arbeitsagentur beriet ihn. „Bei der Ausbildungsmesse ,Chance’ hatte mich dann zufällig der Ausbildungsleiter der Mitteldeutschen Eisenbahn angesprochen, und ich fand das ganz interessant.“

Einige Bedenken

Beim Ausbildungsverbund Olefinpartner (AVO) in Schkopau lernte er schließlich alles, was er in seinem künftigen Job als Mechatroniker braucht. „Angesichts des Altersunterschieds zu den anderen Auszubildenden hatte ich anfangs schon einige Bedenken, wie ich aufgenommen werde“, erzählt Faust. „Aber wir waren am Ende eine gute Gruppe, in der sich die Älteren und Jungen gegenseitig gut unterstützt haben.“

Was sein fortgeschrittenes Alter angeht, ist Faust beim AVO, der für rund 50 Unternehmen derzeit in zwölf Berufen ausbildet, durchaus nicht alleine. „Viele Firmen setzen gern auf ältere Bewerber, weil sie Berufs- und Lebenserfahrung mitbringen und auch über einen ganz anderen Leistungswillen und mehr Selbstständigkeit verfügen“, sagt Andrei Kretschmer vom AVO.

Er verweist dabei gern auf das Beispiel von Mathias Faust. Denn er ist sogar einer der Jahrgangsbesten. Bei einer Feierstunde zur Zeugnisübergabe im Merseburger Ständehaus hielt er vor seinen 93 Mitstreitern am Freitag sogar das Grußwort. (mz)

Bei der Feierstunde im Ständehaus erhielten die AVO-Auszubildenden ihre Zeugnisse. Ines Meyer ehrte zudem die Dow-Lehrlinge.
Bei der Feierstunde im Ständehaus erhielten die AVO-Auszubildenden ihre Zeugnisse. Ines Meyer ehrte zudem die Dow-Lehrlinge.
Marco Junghans Lizenz