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Asyl im Saalekreis Asyl im Saalekreis: Kaum auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vorbereitet

Von Melain van Alst 08.10.2015, 20:00
Flüchtlinge
Flüchtlinge dpa

Merseburg - Der Saalekreis steht in der Flüchtlingskrise vor seiner nächsten Herausforderung: Bislang wurden dem Kreis nur vier unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zugewiesen. Deren Zahl soll bis Jahresende allerdings auf bis zu 80 steigen. Die Jugendlichen, die ohne Begleitung nach Deutschland eingereist und unter 18 Jahren alt sind, bedürfen besonderer Betreuung sowie Unterbringung.

Am meisten belaste die Mitarbeiter des Jugendamtes im Kreis die Unklarheit. „So hieß es im vergangenen Jahr noch, dass 2015 insgesamt 300 bis 400 Jugendliche nach Sachsen-Anhalt kommen. Mitte September waren es dann 600, und keine zwei Wochen später gehen Schätzungen des Landes von 800 bis 1 000 Minderjährigen aus“, sagte Jugendamtsleiter Reinhard Mattes im jüngsten Kreisjugendhilfeausschuss. „Bei einem entsprechenden Verteilungsschlüssel sind das 70 bis 80 minderjährige Flüchtlinge im Saalekreis.“

„Das ist eine unheimliche Herausforderung“, sagte Monika Schröpfer vom Jugendamt vor den Ausschussmitgliedern. Denn Vorbereitungen und Planung zur Unterbringung oder Betreuung konnten bislang nicht getroffen werden. Zu ungenau waren die Informationen. Zumal der Bund die gesetzlichen Grundlagen zur Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher auf eine breitere Basis gesetzt hat. Allerdings gelten die neuen Regelungen noch nicht und die alten, so führte Schröpfer aus, würden auch nicht mehr funktionieren.

Jugendamt übernimmt

Gleichzeitig ächzt das System schon jetzt unter der Last. Unbegleitete Jugendliche werden in einer eigenen Anlaufstelle in Magdeburg aufgenommen und durchlaufen dort eine Aufnahmephase mit ärztlicher Erstuntersuchung. Dort wird auch die Identität festgestellt und nach Verwandten und Familienmitgliedern gesucht, nach jenen, die bereits in Deutschland leben. Von den bisher vier syrischen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren im Saalekreis konnten so drei bei Verwandten untergebracht werden, nur einer ist einer Einrichtung. Doch die Aufnahmestelle ist überlastet, so dass diese Aufgaben nun auf das Jugendamt im Kreis übergehen.

Das heißt, bis zu 80 Jugendliche müssen bis Ende des Jahres ärztlich untersucht werden. Noch kann das Gesundheitsamt diesen Check vornehmen, bei steigenden Zahlen könnte es auch dort eng werden.

Ein größeres Problem ist allerdings die Unterbringung in den stationären Einrichtungen. Im Kreis ist Platz für drei männliche und zwei weibliche Flüchtlinge, einige Institutionen könnten ihre Kapazitäten noch erweitern. Schröpfer rechnet pro Quartal mit zusätzlichen Unterbringungskosten von 915 000 Euro bei 50 Jugendlichen, sofern diese in Einrichtungen aufgenommen werden. Hinzu kämen Krankenkosten und jene für Dolmetscher. Denn auch auf die sei man dringend angewiesen, um einen engen Kontakt zu den Minderjährigen zu pflegen. Zudem benötige das Jugendamt zusätzliches Personal, führte Schröpfer aus.

Hinzu kommt: Den Minderjährigen muss ein Vormund zur Seite gestellt werden. Unklar ist, ob es sich um eine reine Amtsvormundschaft handeln wird oder ob auch ehrenamtliche Einzelvormünder eingesetzt werden. (mz)