Anschlag auf Fahrgastschiff "Captain Fu" Anschlag auf Fahrgastschiff "Captain Fu" in Merseburg
Merseburg - Im Fahrgastraum riecht es stark nach Verdünnungsmittel. Die Küche ist verwüstet, zerborstene Gläser und Flaschen liegen auf dem Boden. Tatort ist die „Captain Fu“, ein 25 Meter langes Ausflugsschiff, das unterhalb des Merseburger Schlosses am Bootsanleger vertaut ist. Am Mittwochnachmittag wurden hier drei junge Männer auf frischer Tat ertappt. Wollten sie das Schiff abfackeln? „Das wird geprüft“, sagte am Abend Polizeisprecher Ralf Karlstedt der MZ. Das Trio hatte Kanister mit einer brennbaren Flüssigkeit verschüttet, als sie von der Polizei gestört und vorläufig festgenommen wurden.
Treiben an Bord beobachtet
Dass die Täter nicht erfolgreich waren, verdanken die Eignerin Sandra Grune und ihre Mannschaft in erster Linie einer aufmerksamen Zeugin. Sie hatte vom anderen Saaleufer aus das Treiben an Bord beobachtet und die Besitzer aus Thüringen auf dem Handy angerufen. „Für uns ist das ein Schock. Zum ersten Mal wurden wir derartig angegriffen. Keine Ahnung, wie hoch der Schaden ist“, sagte Grune. Nach der Spurensicherung durch die Kriminalpolizei durfte sie an Bord - und war angesichts der Zerstörungswut fassungslos.
Täter sind der Polizei einschlägig bekannt
Der Ausflugsdampfer ist offenbar nur knapp einer Katastrophe entkommen. „Die Flüssigkeit wurde großflächig verschüttet. Wir haben sie auf Tischdecken, Stühlen und Tischen gefunden. Wäre das angezündet worden, hätte das Schiff schnell im Vollbrand stehen können, zumal hier viel Holz verbaut worden ist“, erklärte Einsatzleiter Andreas Kuhlert von der hauptamtlichen Wachbereitschaft der Merseburger Feuerwehr. Die Täter sind der Polizei einschlägig bekannt. Die beiden älteren Männer, 28 und 22 Jahre alt, mussten nach dem Verhör die Nacht im Polizeigewahrsam verbringen. Im Verlauf des Donnerstags soll die Staatsanwaltschaft Halle entscheiden, ob Untersuchungshaft beantragt wird. Der 15-Jährige, der ebenfalls an dem Einbruch beteiligt war, wurde nach seiner Befragung an die Eltern übergeben, sagte eine Polizeisprecherin der MZ.
Am Bug randaliert und Farbbüchsen aufgestochen
„Um auf den Bootsanleger zu kommen, müssen die Täter das Schloss von der vergitterten Tür aufgebrochen haben“, sagte Detlef Furchheim, der die Captain Fu steuert. Das 1960 gebaute Schiff hatte Sandra Grune aus Trier zur Saale geholt. Seit 2013 ist der Dampfer der Einzige, der die Flagge der Fahrgastschifffahrt im Raum Merseburg nach oben hält.
Bei der Besichtigung des Schiffes wurden später noch weitere Vandalismus-Schäden gefunden. So hatten die Täter auch im kleinen Salon am Bug randaliert und Farbbüchsen aufgestochen. „Ich hoffe, dass die Chaoten bestraft werden und nicht gleich wieder auf freien Fuß kommen“, meinte Furchheim. Eine Entscheidung darüber werde erst nach der Befragung getroffen, sagte Karlstedt auf Nachfrage der MZ. (mz)