All-inclusive-Aufenthalt für «Picasso»
Alberstedt/MZ. - Wer in die Kirche St. Petrus und Paulus zu Alberstedt eintritt, und diese vielleicht noch aus der Vergangenheit kennt, sieht sofort: hier hat sich vieles getan.
Nicht still und leise, dafür aber heimlich haben die Mitglieder des Alberstedter Heimat- und Kulturvereins ihre Kirche saniert. "Alle haben mitgemacht" sagte Silvia Bernhardt, die Vereinsvorsitzende. "Und gekostet hat es uns fast nichts, denn viele Firmen haben Material gespendet und viele Fachleute haben uns ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zur Verfügung gestellt, ohne etwas dafür zu verlangen." Nur den Quark für die Farbe habe man beim Aldi kaufen müssen. "Das war eigentlich das einzige, wofür wir Geld ausgegeben haben", schmunzelt Bürgermeister Rudolf Bernhardt
Zwischen April und September standen überall in der Kirche Gerüste und alles war mit Planen abgehangen. Wände wurden abgewaschen, Reste von alten Schriftzeichen, wie der Spruch hinter der Kanzel, von Fachleuten abgenommen, und die Wände mit Kasein-Farben, einer Mischung aus Quark, Kalk und Wasser, gestrichen. "Eines unserer Vereinsmitglieder, der Lutz Hossbach, arbeitet zum Beispiel bei einer Baufirma, die ausschließlich denkmalgeschützte Gebäude saniert, und hat uns sehr geholfen. Und unserem Picasso Werner Becker haben wir die goldfarbene nachempfundene Stuckkante am Übergang von Wand zu Decke zu verdanken", schwärmt Silvia Bernhardt.
"Und das war gar nicht so einfach", erinnert sich der 58-jährige Becker. "Denn es waren nur noch ganz kleine Reste von den Bögen übrig. Mal haben wir da was gefunden, mal da - und so haben wir das langsam zusammengepuzzelt und Schablonen angefertigt, nach denen wir gearbeitet haben", erzählt er. Insgesamt 240 Himmelstore mit je einer Lilie zieren nun den oberen Teil der Wände.
Da Becker zwar gebürtiger Alberstedter ist, aber seit 30 Jahren nicht mehr im Ort wohnt, wurde er immer "eingeflogen", wenn es was zu tun gab. "Und bei meiner Frau und mir hat er dann eine All-inclusive-Unterkunft bekommen, erzählt Reinhold Hüneburg. Der 49-Jährige konnte aufgrund einer Schulterverletzung nicht bei den Sanierungsarbeiten helfen. "Und da habe ich die Aktion eben auf diese Weise unterstützt."
Und so haben viele zum Gelingen und jetzt auch zur weihnachtlichen Ausgestaltung der Kirche beigetragen. Die Firma Wolff hat beispielsweise eine neue Tür für die rückwärtige Seite der Kirche gesponsert. Margitta Warwel hat einen großen Adventskranz angefertigt und Birgit Hüneburg hat mit weiteren Helferinnen Kränze aus Buchsbaum und Tannengirlanden geflochten.
"Da wir annehmen, dass unsere Kirche in diesem Jahr 500 Jahre alt wird - ganz genau konnten wir das bisher nicht feststellen - ist das doch das schönste Weihnachtsgeschenk, das wir uns allen machen konnten, oder?", lächelt Silvia Bernhardt und lädt alle Alberstedter ein, am Heiligabend in die Kirche zu kommen.
Am Heiligen Abend sind alle Alberstedter ab 16 Uhr in die Kirche eingeladen. Nach einer Weihnachtsgeschichte und Weihnachtsliedern wird auch noch der Weihnachtsmann erwartet.