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Wertvolle Zeit Zwei Frauen aus Köthen haben über den Bundesfreiwilligendienst ihren Traumjob gefunden

Warum die Arbeit in der Kita „Löwenzahn“ für Sabrina Würdisch und Elisa Steinborn im Moment genau das Richtige ist.

Von Sylke Hermann 27.03.2022, 09:00
 Zwei, die sich als  Bufdi wohlfühlen: Sabrina Würdisch (li.) und Elisa Steinborn.
Zwei, die sich als Bufdi wohlfühlen: Sabrina Würdisch (li.) und Elisa Steinborn. (Foto: Sylke Hermann)

Köthen/MZ - Eigentlich hätte Elisa Steinborn ihren Kindern schon adieu sagen müssen. Im Februar vor einem Jahr fing sie an, nun hat sie ihren Bundesfreiwilligendienst in der Kita „Löwenzahn“ gerade verlängert. „Weil’s so schön ist“, verkündet sie zufrieden lächelnd und freut sich schon auf die kommenden Monate.

Elisa Steinborn hat Abitur gemacht und will als Erzieherin arbeiten. Das steht für die junge Frau aus Großbadegast felsenfest. Trotzdem empfindet sie diese freiwillige Zeit als extrem wertvoll, um ihren Entschluss noch zu bestärken. Außerdem, was auch nicht zu verachten sei, könne sie durch ihre praktischen Erfahrungen die Ausbildung verkürzen.

Mit 41 Jahren noch einmal eine neuer berufliche Perspektive

Komplett anders ist die Ausgangslage bei Sabrina Würdisch gewesen. „Ich bin 41“, berichtet sie, „und hätte gar nicht gedacht, dass ich überhaupt noch eine Stelle als Bufdi bekomme.“ Doch der Bundesfreiwilligendienst - kurz Bufdi - ist nicht nur für junge Leute gedacht, die nach der Schule noch nicht sicher sind, wo ihr beruflicher Weg hinführt, die sich ausprobieren, ihre Stärken kennenlernen wollen und darüber Gewissheit erlangen: Das will ich werden.

Sabrina Würdisch hat einen Beruf und als Restaurantfachfrau viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet, zuletzt in den Akener Bierstuben. Eine Tätigkeit, die nicht besonders familienfreundlich sei: Man arbeitet oft abends und an den Wochenenden; das wollte sie nicht mehr - ihren Kindern zuliebe, die sechs und neun Jahre alt sind. Dass die Corona-Pandemie den entscheidenden Anstoß gegeben haben könnte, sich neu zu orientieren, will sie gar nicht ausschließen. Außerdem arbeitet ihre Cousine in der neu gebauten Kita „Löwenzahn“ in Köthen als Erzieherin - und die habe ihr Mut gemacht, es zu versuchen.

„Es hätte sein können, dass mir das alles zu viel ist, zu viel Trubel“

Seit September ist sie nun hier und nutzt ihre Chance, hineinzuschnuppern, wie sie sagt. Und den Beruf in der Praxis kennenzulernen. „Das war komplettes Neuland für mich“, erklärt sie. Als zweifache Mutter bringe sie zwar „ein bisschen Erfahrung“ mit, doch das qualifiziere sie nicht automatisch für den Beruf der Erzieherin. Als abwechslungsreich und erfüllend zugleich empfindet die Akenerin ihrer Arbeit in der Kita und weiß heute schon: „Ich werde alle unheimlich vermissen.“

Es hätte auch anders kommen können. „Es hätte sein können, dass mir das alles zu viel ist, zu viel Trubel.“ Aber nein, Sabrina Würdisch lächelt. Es ist das, was sie machen will. Sie betreut die großen Mädchen und Jungen im Haus, die Fünf- bis Sechsjährigen. Elisa Steinborn ist in der Krippe eingesetzt und liebt es, sich um die ganz Kleinen zu kümmern. „Es ist schön, dass man gebraucht wird. Die Erzieher“, glaubt sie, „sind sehr froh, dass wir als Unterstützung da sind.“ Und tatkräftig mit zupacken, zum Beispiel bei der Vorbereitung der Frühstückstafel.

Die Stadt Köthen hatte zuletzt mehrere Stellen über den Bundesfreiwilligendienst zu vergeben

Elisa Steinborn, deren große Schwester und Mutter als Erzieherin arbeiten, empfindet den Bundesfreiwilligendienst als „gute Vorbereitung“ auf ihre dreijährige Ausbildung. Normalerweise müsste man fünf Jahre die Schulbank drücken.

Beide Frauen sind glücklich mit ihrer Wahl. Und beginnen im August ihre Ausbildung zur Erzieherin. Sabrina Würdisch, die darin eine Chance sieht, sich noch einmal neu zu orientieren und weiterzuentwickeln, bei den Euroschulen in Dessau, Elisa Steinborn an den Berufsbildenden Schulen in Bitterfeld.

Die Stadt Köthen hatte zuletzt mehrere Stellen über den Bundesfreiwilligendienst zu vergeben: unter anderem auf dem Betriebshof, in der Grünflächen- und Friedhofsabteilung und im Jugendclub Martinskirche.