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Wohin mit dem vielen Schnee?

Von HELMUT DAWAL 12.01.2010, 17:18

KÖTHEN/MZ. - Autofahrer sind gut beraten, behutsam mit Gas- und Bremspedal umzugehen. Und um die Schneemassen ist eine Art Kampf entbrannt. Wo sollen sie hin? Anwohner schippen den Schnee an Straßenränder, um die Gehwege frei zu kriegen. Räumfahrzeuge schieben ihn vom Fahrbahnrand teilweise zurück auf die Gehwege. Und so geht es hin und her.

Die Bewältigung der Schneemassen bewegt die Bürger. Dietmar Schmidt aus der Karl-Irmer-Straße teilte der MZ am Dienstag mit, dass in seiner sowie der Stresemann- und der Hermann-Wäschke-Straße bislang noch kein Räumfahrzeug durchgefahren ist. "Der Schnee liegt so da, wie ihn die Autos nieder gewalzt haben", schilderte er. Ein Durchkommen sei schwer. "Und was ist, wenn hier mal ein Rettungsfahrzeug oder die Feuerwehr her muss?", machte er sich Sorgen. Am Montagabend habe er die Postfrau angetroffen. "Sie kam mit ihrem Auto nicht durch und musste es irgendwo abstellen. Die Frau war zu Fuß unterwegs, um ihre Arbeit zu erledigen", berichtete Herr Schmidt. Auch wenn es sich um Nebenstraßen handele, sie dürften nicht vergessen werden.

Rudolf Niebisch kritisierte, dass der Fußweg rund um das Köthener Rathaus, beginnend an der Apotheke, nicht ordentlich geräumt ist. "Die Verwaltung muss doch Vorbild sein. Wenn die Bürger ihrer Räumpflicht nicht nachkommen, werden sie bestraft", sagte der Rentner. Dass es anders gehe, habe er an vielen Wegen in der Innenstadt gesehen, wo die Geschäftsleute sich große Mühe geben, die Wege frei zu halten.

Stefan Krauß aus Libehna machte per E-Mail auf den Bereich Georgstraße und Bahnhof aufmerksam. In der Georgstraße soll ab Mittwoch Halteverbot gelten, damit Räumfahrzeuge Platz zum Freischieben haben (die MZ berichtete). "Wohin sollen die Fahrzeuge aus dieser Straße? Öffentliche Parkplätze in Bahnhofsnähe verdienen nicht mehr diese Bezeichnung. Weder der P+R-Parkplatz oberhalb des Bahnhofs noch der Parkplatz hinter dem Blumenladen, geschweige denn die Parkplätze am Bahnhofsplatz haben seit Schneebeginn vor 14 Tagen einen Schneepflug oder ähnliches gesehen", schrieb Stefan Krauß. Willy Saalmann wiederum vermisst Übergänge von den Fußwegen zu den Straßen. Fast überall hätten sich große Schneewälle angesammelt, über die man kaum noch steigen könne. Er wünscht sich, dass hin und wieder eine Gasse zum Durchgehen frei geschoben wird.

Wie Waltraud Siersleben, Pressesprecherin der Stadtverwaltung Köthen, auf MZ-Anfrage mitteilte, gilt ab Mittwoch absolutes Halteverbot in folgenden Straßen: Weintraubenstraße, Georgstraße, Ferdinand-Schulz-Straße, Theaterstraße, Springstraße, Lindenstraße und Friedhofstraße. Hier soll eine Schneeberäumung der Fahrbahn durchgeführt werden. "Der Schnee wird an den Fahrbahnrand geschoben, ein Abtransport ist aufgrund der Massen nicht möglich, zumal der Schnee mit Salz belastet ist und deshalb rein aus ökologischen Gründen nicht beispielsweise in die Teiche gekippt werden kann", informierte die Pressesprecherin. Nach Abschluss der Räumarbeiten werde das Halteverbot wieder aufgehoben. Ziel der Maßnahme sei es, wieder breitere Fahrbahnen zu schaffen, was die Situation des fahrenden und parkenden Verkehrs verbessern soll.

Zur Situation im Bereich des Bahnhofes äußerte Waltraud Siersleben, dass eine Beräumung der Parkbuchten mit Technik nicht möglich sei, ohne Schäden an den Borden oder dort abgestellten Fahrzeugen anzurichten. Was die Nebenstraßen anbetrifft, so müssen die Anwohner wohl mit den Widrigkeiten weiter leben. "Vorrang haben im Winterdienst verständlicherweise Hauptverkehrsstraßen, Kreuzungsbereiche, Bushaltestellen usw. Eine allgemeine Verpflichtung, alle Straßen und zu jeder Zeit frei zu halten, besteht für die Stadt nicht", führte die Pressesprecherin aus. Außerdem komme der Winterdienst in vielen Straßen nicht durch, da Fahrzeuge geparkt seien, die dann völlig mit Schnee zugeschoben würden. Auch für die Stadt stelle sich hier die Frage: Wohin mit dem Schnee?

Dennoch, so Siersleben, versuche der Betriebshof, an Kindereinrichtungen und größeren Anliegerstraßen etwas zu machen. "Mehr ist aber im Moment nicht drin", bat die Pressesprecherin um Verständnis. Und nicht jede Beräumung verbessere die Situation. So waren laut Waltraud Siersleben am Dienstagvormittag Mitarbeiter des Betriebshofes "mit viel Aufwand und per Radlader" an der Kindertagesstätte "Am Stadion" zum Räumen im Einsatz. "Nachdem zwei Lkw durchgefahren waren, sah die Straße wieder aus wie vorher. Die ganze Arbeit war umsonst."

Zum Gehweg am Rathaus bemerkte die Pressesprecherin, er sei "bei den akuten Schneefällen mehrfach geschoben worden und auch entsprechend der winterlichen Bedingungen begehbar". "Unsere Mitarbeiter arbeiten aber daran, den Zustand zu verbessern."

Zum Beräumen der Fußwege durch die Anlieger gab die Pressesprecherin noch eine Empfehlung: Insbesondere bei den breiteren Fußwegen sei es nicht erforderlich, die gesamte Gehwegbreite zu beräumen, es genüge, wenn ein 1,5 Meter breiter Streifen freigehalten werde. Der Schnee sollte an dem an die Fahrbahn angrenzenden Bereich des Gehweges gelagert werden. Nur wenn das nicht möglich sei, könne er am Fahrbahnrand gelagert werden.