Wo lange Badehosen erwünscht sind

KÖTHEN/MZ. - Als Günter Römmling wieder zu Hause war, blätterte er die Zeitungen durch, die sich angesammelt hatten. Und war über einige Beiträge, auf die er stieß, schon etwas erheitert. Konkret geht es um die Bademode und entsprechende Regelungen in Bädern der Region. "Ich habe mich darüber amüsiert. Denn in den USA ist die Situation praktisch genau umgekehrt. Da können die Badehosen gar nicht lang genug sein. Und es schert niemanden, wenn jemand damit ein paar Liter Wasser aus dem Becken schleppt", schilderte er der MZ seine ganz persönlichen Erfahrungen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die dann allerdings so unbegrenzt auch nicht sind. Während des Aufenthaltes in den Staaten

war es sehr warm. Günter Römmling suchte deshalb Erfrischung in einem Bad. "Das war ein großer Swimmingpool, der zu einer Wohnanlage gehört und der von den Mietern gemeinsam genutzt werden kann." Natürlich hatte der Köthener auch ein entsprechendes Bekleidungsstück dabei, "eine normale deutsche Badehose", wie er sagte.

Nur Männer auf dem Kieker

Doch sein Sohn warnte ihn davor, diese Badehose anzuziehen. "Das ist verboten, hier darfst du nur lange Badehosen tragen", machte er seinen Vater aufmerksam. Die Hose müsse mindestens über das Knie reichen, länger sei noch besser, habe der Junior geäußert. Das, erfuhr der Vater, hänge mit den moralischen Ansichten der Amerikaner zusammen. "Sie sollen sehr prüde sein", bemerkte Günter Römmling. Ebenso sei es nicht statthaft, die Badehose unter einem Handtuch oder Bademantel zu wechseln. "Der Gang in eine Umkleidekabine ist Pflicht."

Günter Römmling wagte schließlich trotzdem das kühle Bad mit der kurzen Hose, blieb von den anderen Badegästen weitgehend unbeobachtet und hatte auch keinen Ärger. Was ihn allerdings sehr erstaunte: Auf dem Kieker hat man offenbar nur Männer. "Frauen können äußerst knappe Bikinis tragen, selbst dann, wenn sie etwas füllig sind. Daran nimmt niemand Anstoß. Aber so ist das: Andere Länder, andere Sitten."

In hiesigen Bädern, so Günter Römmlings Schlussfolgerung, dürften Amerikaner praktisch überhaupt nicht ins Wasser. Und tatsächlich schaut man auch hier hin, wer welche Badehose trägt. In der Köthener Badewelt gibt es eine Badeordnung, die besagt, dass Badeshorts bis maximal fünf Zentimeter über das Knie reichen dürfen. Wie von Nancy Föhse, Projektleiterin bei der Köthener Midewa, zu erfahren war, gibt es diese

Einschränkung vor allem aus Gründen der Sicherheit. "Es ist tatsächlich so, dass mit langen Hosen viel Wasser aus dem Becken mitgenommen wird", sagte sie. Das Wasser verteile sich auf den Fliesen und werde dann zur Rutschgefahr für diejenigen, die barfuß am Becken entlang laufen. "Mehrere Badegäste haben sich dadurch in der Vergangenheit bereits verletzt." Hin und wieder müsse der Bademeister deshalb auf die Badeordnung verweisen. Die Gäste hätten dann die Möglichkeit, im Shop des Bades eine passende Hose zu kaufen. Zeige sich jemand allerdings komplett uneinsichtig, werde ihm das Baden untersagt. "Das ist aber äußerst selten der Fall. Richtigen Ärger gab es deshalb noch nicht."

Auch Mädchen tragen Shorts

Auch für das Freibad Glauzig gibt es eine Badeordnung, in der allerdings keine Maße vorgeschrieben sind, wie lang eine Badehose sein darf. Weil es nicht so genau geregelt sei, könne man diese Hosen auch nicht verbieten, äußerte Volkmar Schöbe, der für das Freibad Verantwortliche. "Es ist also eine Billigkeitsregel", meinte er. Allerdings sei es wirklich so, dass mit den langen Hosen auch viel Wasser aus dem Becken getragen werde, was sich schon summieren könne. "Mittlerweile tragen aber längst nicht mehr nur Jungen solche lange Badeshorts. Auch Mädchen ziehen diese Bekleidung an", teilte Schöbe seine Beobachtungen mit.

Günter Römmling weiß, dass er mit seiner "normalen deutschen Badehose" in den heimischen Bädern keine Probleme haben wird. "Hauptsache es kommt niemand auf die Idee, die berüchtigte Dreieck-Badehose von früher anzuordnen", meinte er mit einem Anflug von Humor.