Weißandt-Gölzau Weißandt-Gölzau: Neue Gedenktafeln erinnern an Gefallene des Zweiten Weltkriegs

Weißandt-Gölzau - Paul Kaufmann, Karl-Heinz Janisch, Alfred Gabriel und 56 weitere Namen von Männern aus den Ortschaften Klein Weißandt und Weißandt-Gölzau verbindet ein trauriges, aber gemeinsames Schicksal. Sie alle ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Leben.
Nun, 74 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde ihnen zum Volkstrauertag ein Denkmal gesetzt. Für Gölzau war jener 17. November in diesem Jahr ein historischer Tag. Den Gefallenen wurde erstmals öffentlich gedacht - und jeder Anwesende sah, wer sich im Einzelnen hinter den Kriegsopfern verbarg.
Dass im Gölzauer Kirchgarten drei Kalksteintafeln mit Namen enthüllt werden konnten, ist einem anderthalb Jahre währenden Engagement zu verdanken. Unter Initiative des Ortschaftsrates in Verbindung mit dem Verein „Kulturregion Anhalt und Bitterfeld“ wurden Kirchenbücher und die Archive des Standesamtes Südliches Anhalt durchforstet. Zusätzlich gab es Zeitzeugengespräche, erzählte Regina Michel, die Vereinsvorsitzende.
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld förderte das Projekt mit 4.500 Euro
Das insgesamt 4.500 Euro teure Vorhaben - der Landkreis förderte das Projekt in voller Summe - sorgte für Tränenausbrüche. Mit geröteten Augen verfolgte etwa Erika Scheller, Gölzaus ehemalige Ortsbürgermeisterin, die Freigabe der Tafeln. „Meinen Vater Ulrich Hermann habe ich nicht mehr kennengelernt“, erzählte die heute 78-jährige Frau. Sie weiß, dass ihr Vater 1939 eingezogen wurde. Im Jahr 1942 habe ihre Mutter schriftlich Nachricht vom Tod ihres Mannes erhalten. Doch wo das Schreiben abgeblieben ist, ist unklar.
Während der Recherchen über die Gefallenen zum Zweiten Weltkrieg entdeckte sie allerdings noch ein anderes tragisches Detail ihrer Familiengeschichte: Schon ihr Großvater, der ebenfalls Ulrich Hermann hieß, war Opfer eines Krieges - er fiel im Ersten Weltkrieg. Mit den Tafeln über die Weltkriegsopfer der beiden Ortschaften „verhindern wir kollektiv das Vergessen“, sagte Ortsbürgermeister Burkhard Bresch bei der Tafeleinweihung.
Die ihn auch privat berührte: Mit den Gedenktafeln habe er seinem 85-jährigen Schwiegervater Martin Göricke einen lang gehegten Wunsch erfüllen können. Göricke arbeitete genau wie Rudi Grünreif, dessen Vater im Zweiten Weltkrieg starb, als Zeitzeuge daran, Gefallene ausfindig zu machen.
Auf die neuen Gedenktafeln könnten noch weitere Namen eingraviert werden
„Die Namenstafeln sollen eine Botschaft des Friedens sein“, erklärte Pfarrerin Anke Zimmermann, „indem sie an die Opfer und Schrecken der Weltkriege erinnern.“ Die Emotionalität der Veranstaltung kam aber wohl auch durch die Jahre ohne offiziellen Gedenkort auf. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Gefallenen des Ersten Weltkrieges seit 1920 auf Tafeln im Gedächtnis der Öffentlichkeit bewahrt sind.
Auf die neuen Gedenktafeln könnten noch weitere Namen eingraviert werden. Zehn Namen würden derzeit noch geprüft, sagte Bresch. Die meisten Angaben fanden sich übrigens im Standesamt der Gemeinde. „Wir sind die Unterlagen von 1939 bis 1970 durchgegangen, weil es immer noch Nachmeldungen gegeben hat“, erläuterte Regina Michel. Früher, etwa zu DDR-Zeiten oder kurz nach der Wende, waren Nachforschungen dieser Art kaum möglich, denn die Archive blieben zumeist für die Öffentlichkeit verschlossen. Künftig wird in Gnetsch an einer Übersicht der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges weitergeforscht, so Michel. (mz)