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Von der Dâmbovita an die Ziethe

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 22.10.2009, 17:45

KÖTHEN/MZ. - Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander begrüßte Donnerstag den neuen Einwohner der Stadt und überreichte ihm ein Prospekt von Köthen. Zander, der dem Beirat des Krankenhauses angehört, hob die Bedeutung der medizinischen Einrichtung für die Stadt und Umgebung hervor. "Wir stehen deshalb in einem ständigen Kontakt mit dem Krankenhaus", so der Oberbürgermeister.

"Wir bemühen uns permanent darum, die medizinische Versorgung im Krankenhaus und im Medizinischen Versorgungszentrum sicherzustellen", sagte Hans-Georg Neumann, Geschäftsführer der Krankenhaus Köthen AG. "Mit unseren Kontakten sind wir auf der Suche nach Ärzten weiträumig unterwegs." Zum Beispiel in Rumänien. Liviu Sandu wurde mittels eines Personaldienstleisters angeworben. Aber auch in deutschen Universitätskliniken werde perspektivisch Ausschau nach jungem ärztlichen Nachwuchs gehalten. Demnächst will das Krankenhaus weitere neue Ärzte nach Köthen holen.

Wodurch erklärt sich dieser Bedarf an Ärzten in Köthen? Neumann zufolge ist das eine normale Erscheinung, mit der auch die anderen Krankenhäuser zu tun haben. "Junge Ärzte, die zu uns kommen, arbeiten hier bestimmte Zeit im Rahmen ihrer Weiterbildung", erklärte der Geschäftsführer die Zusammenhänge. "Dann gehen sie in der Regel in eine andere Klinik, um ihre Weiterbildung dort fortzusetzen. Das passiert regelmäßig in einem Rhythmus von zwei, drei Jahren."

Da auch andere Krankenhäuser in Deutschland mit dem Problem zu tun haben, ist die Rekrutierung des ärztlichen Nachwuchses alles andere als leicht. "Dieses Problem wird noch lange bestehen", meint Neumann.

Auch Liviu Sandu bildet sich in Köthen weiter. Der Allgemeinmediziner aus Rumänien wird in den nächsten Jahren zu einem Arzt für innere Medizin qualifiziert. Seine Mentorin im Krankenhaus ist Oberärztin Ute Lincke. Sie bringt dem Kollegen aus Rumänien nicht nur das Fachliche bei. Eine Vervollkommnung seiner Deutsch-Kenntnisse ist ebenfalls ein Teil des Programms. Mit ihrer klarer Diktion ist die Medizinerin eine gute Deutsch-Lehrerin, bestätigt Liviu Sandu.

Eine solide Basis an Deutsch-Kenntnissen hat der Neu-Köthener bereits. Sonst hätte er keine Berufserlaubnis für Deutschland erhalten. Diese Zulassung wurde ihm vom Landesverwaltungsamt in Halle erteilt - nach einer gründlichen Prüfung seiner Zeugnisse und Abschlüsse sowie seiner praktischen Erfahrungen.

Liviu Sandu ist nicht der erste ausländische Arzt, den das Krankenhaus nach Köthen geholt hat. Zu Beginn dieses Jahres hatte der Urologe Dr. Alajos Salamon aus Budapest seine Tätigkeit am Medizinischen Versorgungszentrum, einem Tochterunternehmen des Krankenhauses, aufgenommen. "Er hat sich schon eingearbeitet und kommt bei den Patienten gut an", bemerkte Hans-Georg Neumann. Auch privat findet sich der Budapester offensichtlich gut zurecht. Inzwischen spielt er zum Beispiel in einem hiesigen Verein Tennis.

Der Neuzugang am Krankenhaus sieht seinen Umzug aus Bukarest nach Köthen positiv, obwohl dies für die Familie eine Umstellung bedeutet. Immerhin ist die rumänische Hauptstadt am Fluss Dâmbovita mit knapp zwei Millionen Einwohnern die sechstgrößte Stadt der Europäischen Union. Doch in Köthen an der Ziethe eröffnet sich für den Arzt zum einen beruflich eine gute Perspektive. Zum anderen meint er, dass das Leben in einer Kleinstadt für seine Kinder besser und gesünder sei.

Die Familie Sandu mit ihren zwei Kindern mietet eine Wohnung in der Desauer Straße. Das älteste Kind besucht mit vier Jahren bereits eine Kindertagesstätte. In diesem Alter lernt man auch spielend Deutsch, meint dazu der Vater. Um das jüngste, gerade mal ein halbes Jahr alt, kümmert sich die Mutter. Sie ist Krankenschwester von Beruf und war in der selben Praxis in Bukarest tätig. Jetzt bleibt sie vorerst zu Hause.

Die erste Eindrücke von Köthen sind bei den Sandus gut, so dass sie es sich offenbar auch vorstellen können, sich hier endgültig niederzulassen. Der Familienvater trägt sich jedenfalls mit dem Gedanken, hier ein Haus zu bauen, wie er sagt. Ihr Eigenheim bei Bukarest hat die Familie bereits zum Verkauf ausgeschrieben.

Von Köthen hat Liviu Sandu übrigens schon lange vor dem Kontakt mit dem hiesigen Krankenhaus gehört - dank dem Homöopathen-Guru Samuel Hahnemann. "Ich habe mich vor zehn Jahren ein wenig mit Homöopathie beschäftigt", erinnert sich der Mediziner. "In diesem Zusammenhang kenne ich auch den Namen der Stadt, in der Samuel Hahnemann einst gewirkt hat."