Viel geschafft Viel geschafft: Verein "Radegast (be)leben" befreit Friedhof von Efeu und Gehölz
Radegast - Da sitzt einfach jeder Schlag. Wie sich das für ein eingespieltes Team gehört. Siegfried Ließmann (57) schwingt den Hammer, Christian Helmecke (34) setzt Holzpfahl neben Holzpfahl, so dass bald schon eine schnurgerade Pfeilergalerie entsteht. Die Vorboten einer Benjeshecke, die später mit allerlei Totholz, das etwas abseits bereits aufgetürmt ist, gestaltet werden soll.
Mindestens ein Dutzend Leute ist hier, am Rande des Radegaster Friedhofs, zu Gange. Wie des Öfteren in den vergangenen Wochen. Immer dienstags treffen sich Männer, Frauen, Kinder jeden Alters, um hier klar Schiff zu machen.
Der Verein „Radegast (be)leben“ hat die parkähnliche Fläche mit vielen großen alten Bäumen im April diesen Jahres von der Kirchengemeinde gepachtet und will sie nun aus dem Dornröschenschlaf wecken. Um den Ort im Südlichen Anhalt, wie im Vereinszweck beschrieben, noch attraktiver und lebenswerter zu machen.
Erfolge der regelmäßigen Arbeitseinsätze sind längst im Ort sichtbar
Aber ganz uneigennützig geschieht das nicht: Gleich auf der anderen Seite der Schlippe ist das Vereinsdomizil - und sobald die vormals zugewachsene Fläche wieder nutzbar ist, kann man hier wunderbar im Grünen sitzen, entspannen, sich treffen, spielen. Gestaltungsideen gibt es eine Menge.
Auch wenn die Erfolge der regelmäßigen Arbeitseinsätze längst sichtbar sind, braucht es doch noch eine Weile, ehe man tatsächlich fertig sein wird. Gemunkelt wird, dass man wohl nie so richtig fertig sein wird - weil es einfach immer etwas zu tun gibt, ganz wie zu Hause im Garten.
In den vergangenen Wochen kämpfen die Vereinsmitglieder zunächst mit dem Efeuteppich und graben sich durchs Unterholzdickicht.
„Das war alles zugewuchert“, erinnert Siegfried Ließmann, der noch immer mit Christian Helmeckes Hilfe die Holzpfähle in den Boden rammt. Vorab haben ein paar Frauen den Teil des Holzes, der später im Erdreich verschwindet, behandelt. Um den Rest kümmern sie sich, wenn das Gerüst der Totholzhecke steht.
„Gemeinsam schafft man viel und irgendwann hat jeder mal eine gute Idee“
Andernorts auf der Fläche wird alles auf einen Haufen geharkt, was zu groß ist, zerkleinert. Gefühlt hat hier jeder eine Gartenschere in der Hand, zumindest in Reichweite liegen. „Gemeinsam schafft man viel und irgendwann hat jeder mal eine gute Idee“, berichtet Christian Helmecke von den Treffen der Arbeitsgruppe Friedhof, die noch einiges vorhat. So sollen auf dem angrenzenden Friedhof zum Beispiel einige alte Wege, die seit Jahren kaum noch genutzt werden konnten, weil sie einfach zugewachsen sind, wieder hergerichtet werden. Hier ist genauso wie im Park allerhand Gestrüpp zu beseitigen. Die Container füllen sich auch an diesem Abend rasend schnell.
Der Bauhof der Stadt Südliches Anhalt holt die vollen Container regelmäßig ab. Der Verein ist dankbar für die Unterstützung der Kommune. Hilfe gibt’s auch von der Köthener Beschäftigungsgesellschaft Köbeg. Die Männer haben den Zaun an der Straße versetzt, so dass die Fläche, die von den Vereinsmitgliedern bearbeitet wird, vom eigentlichen Friedhof etwas besser abgegrenzt ist.
Die Arbeitseinsätze sollen auch den Zusammenhalt im Ort festigen
In den Köpfen der Helfer ist längst klar, wie sie das neue Stück Land gestalten: mit Blühsträuchern für die Bienen, einem Insektenhotel, einem Naturmobil, Bänken zum Verweilen, einem Feenbaum und man will einen Kräutergarten anlegen.
Silke Seiler, die erst seit zwei Jahren im Verein ist, betont: „Unseren Bärlauch werden wir natürlich weiter hier ernten.“ Und sie findet: „Die Projekte werden einfach immer toller.“ Dem kann Kati Zwanzig nur zustimmen. Sie freut sich, dass der Verein mit seinem Engagement etwas dazu beitrage, „den Zusammenhalt im Ort zu festigen“ - und sichtbar etwas zum Positiven verändere.
Das ist auch der Plan für das Ehrenfeld der Stadt Radegast auf dem Friedhof. Etliche Grabsteine sind hier nicht mehr standsicher. Sie sollen umgelagert und an einer Mauer am alten Friedhofseingang, den man wieder öffnen will, befestigt werden. Dann könne man beim Spazierengehen sehen, welche berühmten Radegaster hier begraben sind, schildert Christian Helmecke, der den früheren Eingang aus seiner Kindheit noch kennt.
Aber der neue Standort für das Ehrenfeld, da sind sich alle einig, ist nun wirklich noch Zukunftsmusik. (mz)