Vermittlung von Langzeitarbeitslosen Vermittlung von Langzeitarbeitslosen: Jobcenter startet Frühjahrsoffensive in Köthen

Köthen - So voll wie gestern war der Plenarsaal in der Landkreisverwaltung von Anhalt-Bitterfeld wohl selten. Wo gewöhnlich die Mitglieder des Kreistages Beschlüsse fassen, wurden Jobs vermittelt. Das Jobcenter - Kommunale Anstalt des öffentlichen Rechts für Beschäftigung und Arbeit des Landkreises Anhalt-Bitterfeld (Komba Abi) - veranstaltete hier zum ersten Mal die Frühjahrsoffensive: Arbeitssuchende aus Köthen und der Umgebung kamen mit Mitarbeitern von Firmen ins Gespräch und konnten mit der Aussicht auf einen Job wieder nach Hause fahren. Soweit die Theorie.
Verschiedene Schicksale
In der Praxis sah das anders aus. Denn das kommunale Jobcenter betreut Langzeitarbeitslose, Hartz-IV-Empfänger, die seit vielen Jahren ohne Arbeit sind und für die es schwer ist, wieder an einen Job zu kommen. Etwa 480 von ihnen hatte die Komba in die Landkreisverwaltung eingeladen. Zum Beispiel Anja Meinhardt. Die Köthenerin ist gelernte Erzieherin, war aber seit 2005 nicht mehr in ihrem Beruf tätig. „Ich habe auch als Verkäuferin gearbeitet und Weiterbildungen gemacht“, erzählt sie. Doch dann sei sie krank geworden. Jetzt möchte sie einen Neustart wagen. Mit neuen Bewerbungsfotos. Die macht sie bei Carl Göpke vom Studio abi. Er gibt ihr Tipps, wie sie auf dem Foto gut wirken kann, dann macht er die Bilder. Die kann die Köthenerin gleich mitnehmen. Es ist ein Service der Komba Abi für die Langzeitarbeitslosen. Anja Meinhardt gefällt das Ergebnis und die Veranstaltung. Zwar habe sie noch kein passendes Angebot gefunden. Doch „ich möchte es versuchen und wieder als Horterzieherin arbeiten“, sagt die Köthenerin.
Die Liebe zum Beruf
Bei 35 Firmen konnten sich die Jobsuchenden informieren. Die Komba Abi hatte regionale Firmen eingeladen wie Polifilm aus Weißandt-Gölzau oder die Bäckerei Rödel aus Köthen. Manuela und Frank Schwenke, die Geschäftsführer, führten an ihrem Stand die Gespräche. Sie suchten Verkäufer, Bäcker und Konditor. „Wir nehmen auch Quereinsteiger, doch wichtig ist die Liebe zum Beruf“, betonte Manuela Schwenke. Nach einer halben Stunde hatte sie zwei vielversprechende Gespräche geführt
Doch vor allem Zeitarbeitsfirmen wie die Pemac GmbH aus Dessau suchten in Köthen nach Mitarbeitern. Annette Schulschenk von der Firma suchte Schlosser und Installateure. „Es ist schwierig die Leute zu gewinnen. Es sind Ängste da, weil die Leute schlechte Erfahrungen gemacht haben“, schilderte sie. Dabei seien die Bedingungen für Handwerker inzwischen sehr gut. Zwei oder drei geeignete Bewerber finde sie meist, darum ist sie regelmäßig bei der Joboffensive dabei.
Doch es gibt noch ein anderes Problem, von dem Schulschenk berichtet. Und das auch Hubert Otte vom Arbeitgeberservice der Komba Abi kennt: „Viele haben Versagensängste und trauen sich nicht mehr, jemanden anzusprechen“. Dafür gab es bei der Joboffensive die Lotsen. Sie sprachen im vollen Plenarsaal Langzeitarbeitslose an und lotsten sie zu einem Gespräch bei verschiedenen Firmen. (mz)