Urkunden für Absolventen und drei besondere Preise
Köthen/MZ. - Nach dem Ende der Zeremonie waren die Kartons immer noch gut gefüllt: 22 der jungen Frauen und Männer, die in diesem Jahr im Fachbereich 6 der Hochschule Anhalt (Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen) ihren Abschluss gemacht hatten, waren bei der Absolventenfeier im Spiegelsaal des Köthener Schlosses dabei gewesen - 62 weitere allerdings verpassten diesen feierlichen Akt; aus welchen Gründen auch immer. Was nichts daran ändert, dass sie ihr Diplom oder ihren Master erhalten, nur halt die gerahmte Urkunde dazu nicht: "Aber die jetzt nicht überreicht werden konnten, werden wir nicht verschicken. Die nehmen wir wieder aus dem Rahmen raus."
Dennoch konnte die Mannschaft um Dekan Prof. Dr. Jürgen Schwarz und Prodekan Prof. Dr. Gunter Dehr mit der Premiere zufrieden sein. Erstmalig hatte man die Verabschiedung der Absolventen in einen solchen feierlichen Rahmen gestellt. Mit dem verständlichen Hintergrund, ein letztes Mal einen bleibenden Eindruck bei den ehemaligen Studenten zu hinterlassen, die ja auch künftig der Hochschule verbunden bleiben sollen.
Genutzt wurde die Absolventenfeier auch dazu, besondere studentische Leistungen zu würdigen. Gleich drei Preise konnten am Sonnabend vergeben werden: der schon traditionelle Zipp-Preis, der vom Druckhaus Spandau vergebene Kreativitäts- und Innovationspreis sowie der Förderpreis der Dekra in Dessau. Der Zipp-Preis wurde bereits zum 14. Mal verliehen. Er ging in diesem Jahr an den Dessauer Uwe Görlitz, dem Dr. Wilfried Voß in der Laudatio neben der fachlichen auch große menschliche Qualitäten bescheinigte. Der 27-jährige Görlitz hatte bei einer Firma in Bayern seine Diplomarbeit über Software für Automobiltechnik verfasst - mit solchem Erfolg, dass die Arbeit aus patentrechtlichen Gründen noch "unter Verschluss" ist und dass Görlitz von der Firma übernommen wurde.
Wie Görlitz hat auch der 26 Jahre alte Bernburger Jörn Kreisel seine berufliche Heimat in Bayern gefunden - als Ingenieur für Motorenentwicklung in der Fahrzeugbranche. Und auch zu Kreisels Arbeit, die er bei VW in Wolfsburg anfertigte, läuft nach den Worten seines Laudators Prof. Dr. Stephan Ruppmann noch das Patentierungsverfahren. Immerhin ließ sich neben technischen Hintergründen so viel sagen, dass Kreisels Arbeit am Verbrennungsmotor eine Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes mit sich bringt und eine Verringerung des Kraftstoffverbrauchs um 0,4 Liter auf 100 Kilometer.
Den Förderpreis der Dekra schließlich konnte ein Quartett von Studenten entgegennehmen, das seinen Abschluss erst noch machen muss. Cindy Gommert aus Stendal, Robert Goldbach aus Gardelegen, Michael Just aus Wolfen und Marco Kämmerer aus Steutz sind der harte Kern des Solar-Car-Teams der Hochschule, das im Jahr 2009 bei einer Rallye für Solarfahrzeuge in Australien an den Start gehen will. Und, das machte Laudator Prof. Dr. Ulrich-Michael Eisentraut deutlich, auf einem guten Weg zur World Solar Challenge ist.
Das Projekt ist umso bemerkenswerter, als es von den Studenten selbst ausging: Gommert und Goldbach, erinnert sich Eisentraut, hätten am Rande seiner Vorlesungen ständig "Überzeugungsarbeit" bei ihm geleistet. Inzwischen ist ein ferngesteuertes Modellfahrzeug fertig gestellt, hat sich das Projekt - eine komplexe Aufgabenstellung - personell und vom intellektuellen Anspruch zu einem Lehrbeispiel für das Zusammenwachsen des neuen Fachbereiches entwickelt - beteiligt daran sind Maschinenbauer wie Elektrotechniker. Und es geht auch darüber hinaus, denn ebenso haben Informatiker und Designer an der Entstehung des Solarfahrzeugs made by Hochschule Anhalt ihren Anteil.