Upcycling in Köthen Upcycling in Köthen: Unikate aus Vinyl

Köthen - Schallplatten. Die haben es Marcel Schröter angetan. Aber nicht etwa, weil Vinyl beim Auflegen so schön knistert. Nein, er macht daraus Bilder. Unter anderem. Lampen, Uhren, Schalen und Schmuck hat der Köthener nämlich auch schon angefertigt.
Auf dieses eher ungewöhnliche Material ist Marcel Schröter vor anderthalb Jahren durch einen Beitrag im Fernsehen gekommen. In dem ging es um jemanden, der aus alten Dingen neue macht. Upcycling nennt sich das Ganze. Darunter waren auch Schallplatten. Eine super Sache, fand er. Und wollte sich selbst daran versuchen.
Aus alt mach neu
Im Internet suchte der junge Mann nach einem Motiv für sein Erstlingswerk. Eulen sollten es sein. Die waren damals im Trend. Er druckte das Bild aus, übertrug es mit Blaupapier auf die Schallplatte, schnappte sich eine Laubsäge - und legte los.
„Es ist sehr schwer, weil Vinyl brüchig ist“, sagt Marcel Schröter. Gerade am Anfang seien viele Schallplatten kaputt gegangen. „Man muss ganz langsam und vorsichtig sägen“, macht er deutlich. Und aufpassen, dass man nicht hängenbleibe.
Denn beim kleinsten Riss könne er die Schallplatte vergessen - und müsse noch mal neu anfangen. Mit einer elektrischen Säge brauchte er es deshalb gar nicht erst probieren. „Das geht zu schnell“, sagt er. „Und wird heiß.“
Wie lange er für ein Bild braucht, hängt ganz vom Motiv ab. Sechs, sieben Stunden können da schon zusammen kommen. An ein besonders aufwendiges Projekt kann er sich noch gut erinnern: an das Logo eines Reiterhofs. „Ich habe jede einzelne Haarsträhne des Pferdes rausgesägt“, sagt er.
Doch es geht noch aufwendiger. Manchmal färbt der 33-Jährige das Vinyl ein. Dann arbeitet er mehrere Tage an einem Bild. Die Farbe muss schließlich trocknen. Und manchmal, da kombiniert er auch mehrere Schallplatten zu einem Bild. „Wenn ich eine Idee habe, versuche ich die auch umzusetzen“, sagt er.
Der Begriff „Upcycling“ geht auf die englischen Wörter „up“ für „hoch“ und „recycling“ für „Wiederverwertung“ zurück. Mit einfachen Worten ausgedrückt, ist es der Trend, aus nutzlos gewordenen Dingen neue Produkte zu machen. Anders als beim Recycling kommt es dabei zu einer stofflichen Aufwertung.
Im Internet gibt es dafür zahlreiche Anleitungen. Da werden aus Holzpaletten individuelle Couchtische und Sofas fürs Wohnzimmer. Da machen angemalte Dosen als Blumenvasen noch mal richtig was her. Da taugen ausrangierte Weinkisten als praktische Regale.
Fürs Upcycling eignet sich genau genommen alles, was die Wegwerfgesellschaft nicht mehr braucht.
Das Hobby zum Beruf machen
Was als Hobby begonnen hat, ist längst zu einer kleinen Existenz geworden. Im Januar 2015 hat der Köthener sein Kleinunternehmen angemeldet. Ein paar Aufträge hat Marcel Schröter seitdem schon bekommen. Doch es könnten mehr sein.
30 bis 60 Euro nimmt er pro Bild. Je nachdem, wie viel Arbeit er reingesteckt hat. Einigen ist das zu viel. Sie würden am liebsten gar nichts dafür bezahlen. So etwas ärgert ihn.
Klar gebe es auch billigere Anbieter für Vinylbilder, sagt er. Das seien mitunter aber Firmen, die mit Lasertechnik arbeiten würden. Bei ihm sei alles Handarbeit. Und das koste nun mal ein bisschen mehr. „Ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann davon leben kann“, sagt der junge Mann.
Auch, um nicht mehr auf finanzielle Unterstützung angewiesen zu sein. Marcel Schröter ist gelernter Maurer, konnte diesen Beruf aber nicht weiter ausüben. Die Gesundheit machte da nicht mit. Er hielt sich mit kleinen Jobs über Wasser. Doch damit soll nun endlich Schluss sein.
Jedes Exemplar ein Unikat
Die Bilder, die er in seiner Werkstatt im Keller herstellt, sind individuell. Seine Kunden können Motive mitbringen - und er guckt dann, ob sich daraus Vinylbilder machen lassen. „Meine Handsäge macht nicht alles“, weist der Köthener hin. Von Familienfotos lasse er deshalb die Finger. „Das habe ich abgehakt. Das ist eigentlich unmöglich.“
Marcel Schröter fertigt aber nicht nur Bilder an. Er macht aus Schallplatten noch viel mehr. Lampen zum Beispiel sowie Uhren, Schalen und sogar Ohrringe.
Schmuck herzustellen, ist für ihn übrigens kein Neuland. Schon bevor er Schallplatten als Material für sich entdeckt hat, probierte sich der junge Mann an Anhängern für Ketten. Die sägte er aus Holz aus.
Am liebsten aus dem der Mooreiche. Denn das ist besonders hart. Aber auch aus Eisenholz und Kokosnuss hat Marcel Schröter schon Schmuck gemacht. Und nun eben aus Schallplatten.
Erreichbar ist Marcel Schröter über Facebook. Seine Seite ist unter
„VinylArt Original Handmade“ zu finden. (mz)


