Ungewissheit vorbei Ungewissheit vorbei: Nach Gerichtsbeschluss darf Köthener Sonnenstudio wieder öffnen

Köthen - Auf der Weintraubenstraße in Köthen hat sich eine kleine Warteschlange gebildet. Geduldig warten Menschen, um in das Sonnenstudio „Nirvana Sun“ eintreten zu können. „Schön, dass ihr wieder aufhabt. Ich hatte schon Entzugserscheinungen“, sagt eine Kundin, nachdem sie das Studio betreten hat. Seit dem 18. März, knapp zwei Monate lang, war das Solarium geschlossen, nun ging alles sehr schnell.
Die Inhaberin des Sonnenstudios, Natalie Hesse, freut sich sehr, dass sie nun wieder öffnen kann. Noch vor wenigen Tagen sah alles ganz anders aus. „Am Donnerstag habe ich noch in Magdeburg angerufen. Da wurde mir gesagt, dass das vor Ende des Monats nichts mehr wird“, sagt die 23-jährige Köthenerin.
Mit dem Urteil vom Freitag, dem 8. Mai, entschied das Oberverwaltungsgericht des Landes in Magdeburg, dass Sonnenstudios und Solarien wieder öffnen dürfen. Damit überstimmte das Gericht die Eindämmungsverordnung der Landesregierung in diesem speziellen Punkt.
Rechtsanwalt hatte erwirkt, dass Sonnenstudios wieder öffnen dürfen
Der hallesche Rechtsanwalt Jens Stiehler hatte für seinen Mandanten, ein Sonnenstudio in der Saalestadt, erwirkt, dass Solarien wie Friseure und Kosmetikstudios auch wieder aufmachen können. In der Eindämmungsverordnung waren diese mit Saunen und Dampfbädern gleichgesetzt worden, das sei jedoch falsch, so das Gericht.
In der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts wird argumentiert, dass die Kunden von Sonnenstudios und Solarien grundsätzlich in Einzelkabinen untergebracht seien. Körperliche Nähe zu Personal und anderen Kunden können damit verhindert werden. Ebenso sei es ohne weiteres möglich und entspreche dem Standard, dass die Sonnenbänke nach jeder Nutzung gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Demnach sei das Ansteckungsrisiko nicht höher als beispielsweise bei Friseuren.
Am Freitagnachmittag hatte Natalie Hesse in den sozialen Netzwerken von der Entscheidung des Gerichts erfahren, dass Sonnenstudios in Halle wieder öffnen dürfen. „Ich war begeistert und habe direkt den Anwalt angerufen, um ihn zu fragen, ob er das auch für uns machen kann“, beschreibt sie. Der Anwalt antwortete ihr, dass das nicht nur für Halle, sondern für ganz Sachsen-Anhalt gelte. „Das war wie ein Sechser im Lotto für uns“, sagt sie erfreut.
Natalie Hesses Sonnenstudio ist das einzige im Altkreis Köthen
Bereits einen Tag später konnte „Nirvana Sun“ wieder öffnen, natürlich unter Auflagen. So darf der Eintritt ausschließlich mit Mundschutz erfolgen und die Kunden müssen sich am Eingang die Hände desinfizieren. Im Aufenthaltsbereich dürfen sich zudem maximal zwei Personen aufhalten. Sessel, Stühle und die Sitzecke sind mit rot-weißem Absperrband unzugänglich gemacht. Auch Getränke dürfen nicht ausgegeben werden. „Normalerweise bieten wir auch Kaffee an, das können wir jetzt wegen der Bestimmungen nicht machen“, erklärt sie.
Die Auflagen hielten die Kundschaft offenbar nicht ab. Bereits bevor das Studio Samstagmorgen um neun öffnete, riefen die ersten an. „Wir hatten es auf Facebook angekündigt und draußen Luftballons aufgehängt, das hat sich schnell rumgesprochen.“ Natalie Hesses Sonnenstudio ist das einzige im Altkreis.
„Ich habe es erst im letzten November übernommen, deswegen ist das gerade alles besonders neu“, sagt sie. Und während sie Pressefragen beantwortet, regelt sie den Einlass und desinfiziert die Sonnenliegen - alleine. „Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder aufmachen kann“, sagt sie. Die nächsten Kunden warten bereits draußen. (mz)