Umzug von Familie Ritter Umzug von Familie Ritter in Köthen: 14 schwere Stunden für die Mitarbeiter beim Ordnungsamt

Köthen - Der Umzug der stadtbekannten Köthener Obdachlosen-Familie Ritter ist Geschichte. Auch Stern TV war dabei. Am Mittwochabend nun bekamen die Zuschauer zu sehen, was für die Mitarbeiter des Köthener Ordnungsamtes Alltag ist.
„Ich weiß, dass meine Mitarbeiter permanent Bedrohungen und Beschimpfungen ausgesetzt sind und sich eine Menge gefallen lassen müssen“, erklärt die Chefin des Köthener Ordnungsamtes, Claudia Mikolay, im Gespräch mit der MZ. Sobald die Familie nicht ihren Willen bekäme, sei mit „derben verbalen Auseinandersetzungen“ zu rechnen.
Die Stadt lässt die Obdachlosenunterkunft in der Augustenstraße zurzeit sanieren. Deren Bewohner sind übergangsweise in die Rüsternbreite gezogen. Auch hier, schildert Claudia Mikolay, würde Familie Ritter regelmäßig Dinge bemängeln und sich an das Ordnungsamt wenden. Ein eingeschlagenes Fenster, ein tropfender Wasserhahn - „irgendetwas ist immer“.
Nach vielen Jahren mit Familie Ritter, hat sich beim Ordnungsamt eine gewisse Routine entwickelt
„Ich bin schon viele Jahre im Ordnungsamt tätig. Da entwickelt sich eine gewisse Routine. Und von daher weiß ich, dass es nicht nur nette Bürger gibt“, sagt Jan Papendieck. Er hat den Umzug der Familie mitbegleitet und sah sich besonders heftigen Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt.
„Das muss man in dem Augenblick einfach runterschlucken. Wichtig ist, ruhig zu bleiben, freundlich und deeskalierend.“ Das jedoch falle nicht immer leicht. „Wenn ich dann nach Feierabend zu Hause darüber nachdenke, fühle ich mich schon verletzt.“
14 Stunden waren die Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf den Beinen, bis die Ritters endlich in ihrem neuen Quartier eingezogen waren. „Das war ein sehr heftiger Tag“, resümiert Papendieck. Für ihn sind die Ritter-Söhne Norman und Christopher die eigentlichen Problemfälle. Man habe gehofft, dass sie am Umzugstag in Haft säßen. Aber sie hatten Berufung gegen ihr Urteil eingelegt, waren da und versuchten, den Umzug zu stören.
Der Zusammenhalt unter den Kollegen des Ordnungsamtes helfe, damit umzugehen
Die Mitarbeiter der zuständigen Ordnungs- und Gewerbeabteilung würden regelmäßig über den Umgang mit der Problemfamilie reden. Der Zusammenhalt unter den Kollegen helfe, damit umzugehen, weiß Claudia Mikolay. Sie weiß auch, dass jeder Einzelne anders mit kritischen Situationen umgehe, doch es gebe ein paar Verhaltensregeln.
So trete man nur zu zweit auf, versuche deeskalierend zu wirken und den Schutz der eigenen Person zu beherzigen. „Wir sind für diese Form der Konfrontation nicht ausgebildet, aber die Erfahrung hilft uns, mit der Familie umzugehen“, sagt Claudia Mikolay. (mz)