Trotz neuen Besitzers Trotz neuen Besitzers : Alte Gaststätte "Prinz von Anhalt" in Radegast steht erneut zum Verkauf

Radegast - Mittlerweile ist das Thema in der Tagesordnung des Ortschaftsrates Radegast ziemlich weit nach hinten gerutscht. Punkt 18 von 21 war die „Beratung zur Situation Prinz von Anhalt“ im nichtöffentlichen Teil. Dahinter versteckte sich zum wer weiß wievielten Male die Frage: Wie geht es weiter mit der verfallenen historischen Gaststätte in der Walter-Rathenau-Straße 44? Einige Ortsräte verziehen mittlerweile das Gesicht, wenn der Punkt aufgerufen wird.
Doch Ortsbürgermeister Michael Graf wusste Erstaunliches zu berichten. „Das Gebäude ist ohne Kenntnis des Landkreises und der Stadt Südliches Anhalt 2015 übertragen und im Grundbuch eingetragen worden“, sagt Graf. Noch Monate nach diesem Übertrag hatte das Landesverwaltungsamt gegenüber der MZ behauptet, das Gebäude werde in der Denkmalbörse des Amtes geführt und es gäbe dafür keinen Kaufpreis mehr.
„Für mehrere Gläubiger sind aber Grundschulden und Sicherungshypotheken in Höhe von ungefähr 46.000 Euro eingetragen, die weiterhin ihre volle Gültigkeit behalten“, sagte Gabriele Städter vom Landesverwaltungsamt. Für die Löschung müsse mit den Gläubigern Einigkeit über die Höhe der Ablösung ihrer Forderungen erzielt werden. Wie sich jetzt herausstellt, war das Haus zu diesem Zeitpunkt bereits an einen neuen Besitzer übergegangen.
„Prinz von Anhalt“ steht im Internet zum Verkauf
Das Vertrauen von Landkreis und Stadt Südliches Anhalt in die Landesbehörde ist im Eimer, weil nicht einmal eine zeitnahe Informationen an die Betroffenen vor Ort gegangen ist. „Meines Wissens gehört der ,Prinz von Anhalt’ einem Sascha Britz von Britz Immobilien in Hamburg“, erzählt Graf. „Der hat ihn im Internet sogar schon einmal als ,Mystischen Gasthof für Abenteuer-Wochenenden’ zur Miete angeboten. Aber wahrscheinlich hat sich das nicht gelohnt.“
Britz Immobilien offeriert das Objekt jetzt gleich zweimal auf seiner Internetseite an. Für 7.999 Euro zum lastenfreien Verkauf, was bedeutet, dass die Gläubigerforderungen beglichen sind. Oder für 250 Euro monatliche Pacht. Dort steht auch: „Da es sich hierbei um ein historisches Gebäude handelt, welches als Baudenkmal geführt wird, und an dessen Erhaltung auch die Gemeinde sowie der Bürgermeister großes Interesse haben, sind hier diverse Möglichkeiten der Förderung von mindestens 49 bis hin zu 90 Prozent ihrer Investition möglich.“
Angesichts der hohen Förderungsmöglichkeiten ein lukratives Angebot. Doch dazu muss jeder Kaufinteressent wissen, dass sich dahinter ein Investitionsaufwand zur Sanierung von mindestens 1,5 Millionen Euro verbirgt.
Insider geben speziell der Dachkonstruktion noch maximal ein Jahr, dann bricht sie in sich zusammen
Bei Ortsbürgermeister Graf hat sich später auch noch ein Architekt aus Leipzig gemeldet. Der soll auch zu einer Besichtigung vor Ort gewesen sein. Doch dann sei der Kontakt einfach wieder abgebrochen.
Aber die Zeit wird knapp. Und weil es einen neuen eingetragenen Eigentürmer gibt, kommen nun selbst die Radegaster Ortsräte selbst nicht mehr in das Gebäude, um den aktuellen Zustand zu begutachten. Insider geben speziell der Dachkonstruktion noch maximal ein Jahr, dann bricht sie in sich zusammen. (mz)
Das Gebäude in der Walter-Rathenau-Straße 44 wurde 1717 von Fürst Leopold von Anhalt-Dessau gekauft. Neben dem Gebäudeteil, in dem die Gastwirtschaft war, gibt es noch einen weiteren. In ihm waren Pferdeställe und im Geschoss darüber noch Unterkünfte für Kutscher. Im Jahr 1834 bekam der Gasthof den Namen „Prinz von Anhalt“.