Tod auf der Wiese in Radegast Tod auf der Wiese in Radegast: Aggressiver Hund wütet in Schafherde

Radegast - Eigentlich, so sagt Bernd Gottschlich, wollte er die Sache nicht wirklich öffentlich machen. Dennoch ist der Radegaster sehr traurig über den Verlust seiner drei Kamerunschafe. In den frühen Morgenstunden wurde er am Dienstag von seinem Nachbarn Lothar Pfeiffer informiert, in seiner Schafherde hinter dem Haus wüte ein Hund. Gottschlich eilte zum Fenster und sah draußen aber nur noch einen Hund mit blutiger Schnauze davonlaufen. Der Radegaster kennt den Hund, er lebt in der Nachbarschaft.
Erst als sich der Zahnarzt auf seiner Wiese die insgesamt 16 Schafe genauer betrachtete, erkennt er das ganze Ausmaß der Hunde-Attacke: Ein erwachsenes Schaf, ein Muttertier, ist gleich nach dem Angriff gestorben. Zwei Lämmer sind schwer verletzt. So schwer, dass die herbeigerufene Tierärztin die Jungtiere einschläfern muss. Auch andere Schafe haben Verletzungen, die sind glücklicherweise nicht ganz so schwer.
Anzeige erstattet
Einen solchen Angriff hat es laut Gottschlich vor einem Jahr schon einmal auf seine Schafherde gegeben. Damals riss ein Hund der Nachbarn mehrere seiner Tiere. Zwar hätten die Besitzer den Hund abgeschafft, ihr neuer Vierbeiner sei jedoch genauso aggressiv, sagt Gottschlich. Spätestens mit der neuen Attacke gestern auf der Wiese ist das traurige Gewissheit.
Ein Vorfall der die Rade- gaster beschäftigt. Denn neben Gottschlichs Haus liegt die Grundschule des Ortes. Oft kommen die Kinder nach der Schule an der Wiese mit den Schafen vorbei und erfreuen sich an den Tieren. „Wir haben Angst, dass der Hund im Blutrausch die Kinder anfällt“, fast Pfeiffer die Sorge viele Einwohner zusammen.
Das Ordnungsamt im Südlichen Anhalt prüft zur Zeit, ob der aggressive Hund aus Radegast gefährlich ist. Dabei wird das Gesetz zur Vorsorge gegen die von Hunden ausgehenden Gefahren des Landes Sachsen-Anhalt von 2009 als Grundlage genommen.
Danach gelten Hunde zum Beispiel dann als gefährlich, wenn sie sich als bissig erwiesen haben oder aber unkontrolliert andere Tiere hetzen oder beißen. Der Besitzer solcher Hunde muss strenge und kostenpflichtige Auflagen erfüllen.
Er benötigt eine Erlaubnis und muss eine Sachkundeprüfung ablegen. Der Hund muss einen Wesenstest ablegen und darf außerhalb des eigenen Grundstücks nur mit Maulkorb an der Leine geführt werden. Das Grundstück muss ausbruchsicher sein.
Gilt der Hund als gefährlich, hat der Halter drei Monate, um die Erlaubnis zu beantragen. Er darf bis dahin, mit Auflagen, den Hund behalten. Er muss aber Antrag und Personalausweis bei jedem Gassigehen mit sich führen. (kan)
Nach den Schilderungen Pfeiffers könnte der Angreifer ein rumänischer Hirtenhund gewesen sein. „Es war ein großer, heller Hund. Er hatte bestimmt eine Widerristhöhe von 70 bis 80 Zentimeter“, beschreibt der Radegaster. Als er die Schafe anfiel, habe er weder eine Leine oder einen Maulkorb getragen, noch sei der Besitzer oder eine andere Aufsichtsperson dabei gewesen.
Gravierende Auflagen
Er ist sauer, dass die Besitzer des Hundes offenbar wenig unternehmen, um die Einwohner und deren Tiere vor dem großen aggressiven Hund zu schützen. Zwar habe sich die Frau wohl bei Gottschlich gemeldet und angeboten, dem Schaden zu übernehmen. Aber damit ist es für Pfeiffer nicht getan. Er habe bei der Polizei Anzeige erstattet, sagt er. Und wolle den Vorfall auch ins Amtsblatt bringen.
Bei der Verwaltung der Stadt Südliches Anhalts, zu der Radegast gehört, ist der Fall bekannt. Die zuständige Mitarbeiterin der Bau- und Ordnungsverwaltung erklärte, der für die Gemeinde sehr ungewöhnliche Fall werde nun geprüft und festgestellt, ob der Hund als gefährlich eingestuft wird.
Das bedeute dann für den Besitzer gravierende Auflagen. Und eine ganze Menge Kosten, um diese zu erfüllen. Wie die Verwaltungsmitarbeiterin erklärte, werden die Besitzer gefährlicher Hunde auch überprüft. „Wenn sich der Halter nicht kümmert, wird der Hund im schlimmsten Fall sichergestellt“, sagt sie.
Bernd Gottschlich bekommt dadurch seine Schafe nicht zurück. Und bis der Hund überprüft worden ist, wird es wohl ein paar Wochen dauern. Zeit, in der die Radegaster um ihre Sicherheit fürchten. (mz)
