Stadtbibliothek Köthen Stadtbibliothek Köthen: Wer ist der beste Vorleser?

köthen/MZ - Aufregung liegt in der Luft. Bevor es losgeht, tuscheln die neun Kandidaten aufgeregt, holen sich letzten Zuspruch von den Eltern und versuchen sich so gut es geht zu konzentrieren. Denn am Mittwoch mussten die Lesebegeisterten auf dem Vorlesewettbewerb in der Stadtbibliothek Köthen ihr Können beweisen.
In nun schon langer Tradition veranstaltet der „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“ dieses Wetteifern. Das Projekt läuft deutschlandweit und hat auch dieses Jahr wieder großen Anklang unter den Schülerinnen und Schülern der sechsten Klassen gefunden. In Köthen nehmen Interessierte aus dem Raum Anhalt-Bitterfeld teil. „Im Herbst wurden zunächst die Schulsieger der Sekundarschulen und Gymnasien ermittelt, die heute beim Entscheid ihres Landkreises antreten“, erklärt Elke Klemme, Leiterin der Veranstaltung und Mitarbeiterin des Landkreises, die sich über das erneut große Interesse der Kinder freut. Und am Ende der Siegerin Maike Kasten aus Bitterfeld gratulieren kann.
Aufgabe der Kinder ist es einige Minuten lang aus zwei Büchern vorzulesen. In der ersten Runde dürfen die Teilnehmer ihr Lieblingsbuch vorstellen. Das heißt, sie haben die Gelegenheit, sich auf den Text vorzubereiten. Die meisten von ihnen haben das Buch schon mehrere Male gelesen und kennen jedes noch so winzige Detail. Nacheinander betreten sie alle ihre kleine Lesebühne und versinken in ihrer Geschichte. Teilweise geht es sogar sehr ausdrucksstark zu, da die Teilnehmer wissen: Beim Vorlesen muss man Gefühle vermitteln.
Zwei Runden
„Die erste Runde läuft eigentlich immer gut. Deshalb ist für die Jury der fremde Text in der zweiten Runde das Spannende“, so Heike Brandt, Bibliothekarin der Stadtbibliothek Köthen. Als eine von drei Juroren trifft sie die alles entscheidende Siegerwahl mit. Neben ihr gab auch Brigitte Erdmenger von der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft ihr Urteil ab. Die Jury bewertet die Gestaltung des Textes, Textverständnis und Lesetechnik. „Die Kriterien sind schwer voneinander zu trennen. Das macht es nicht leichter“, sagt Erdmenger. „Ich stelle mir immer vor, wie die Stimme im Radio klingt. Jeder hat ja andere Methoden“, verrät sie weiter.
Das zweite Buch, aus dem vorgelesen werden muss, hat Leiterin Elke Klemme ausgesucht. „Maja und Motte“ ist der Titel. „Ich habe versucht, eine bunte Geschichte auszuwählen, die Spaß beim Lesen macht und den Ansprüchen entspricht“, erzählt sie. Etwas ängstlich vor dem Unbekannten starten die Kandidaten in Runde zwei. Die sechs Mädchen und drei Jungen schlagen sich aber wacker. „Sie sehen den Text zum ersten Mal, das ist natürlich eine Herausforderung“, so die Leiterin der Veranstaltung.
Bücher als Siegprämie
Nachdem alle Nachwuchsleser an der Reihe waren, hatte die Jury die schwere Aufgabe, unter den Guten einen Besten zu küren. Geworden ist es die elfjährige Maike Kasten vom Walther-Rathenau-Gymnasium Bitterfeld, die zwei Bücher als Siegprämie erhielt: „Das hab ich nicht erwartet, aber ich freue mich ganz doll“, sagt sie aufgeregt. Sie hat bei der Jury von Anfang an Eindruck gemacht. Mit ihrer Buchauswahl „Made in Vietnam“ ist sie auch die Einzige, die ein sehr sozialkritisches Thema gewählt hat. Es geht um ein junges Mädchen das unter katastrophalen Arbeitsbedingungen in einer Fabrik Schuhe fertigen muss. „Man lernt zu schätzen, wie gut man es hat, und das nicht alles selbstverständlich ist“, sagt Maike.
Früher war sie nicht so lesebegeistert, das kam erst mit der Zeit, erzählt sie. Die Mutter von Maike, die ihr kräftig bei den Vorbereitungen half, ist sehr stolz: „Für mich gab es bis zum Schluss mehrere Favoriten. Umso schöner, dass meine Tochter dann doch noch das Rennen gemacht hat.“ Auch die Lehrerin von Maike hat die Daumen gedrückt und freut sich für das junge Mädchen, aber auch über den Erfolg der Schule, den der Sieg mit sich bringt. „Das ist natürlich tolle Werbung für uns“, sagt sie. Maike hat nun die Möglichkeit in den Länderausscheid zu ziehen, um dann vielleicht im Juni 2014 die beste Vorleserin bundesweit zu werden.