Spinnen erobern das «Schützenhaus»
AKEN/MZ. - Auch Blondi, die genauer gesagt "Theraphosa blondi" heißt und eine Vogelspinne ist, gehörte zu den Exponaten der Spinnenausstellung in einem Hinterraum des Akener "Schützenhauses".
Eigentlich ist die Ausstellung für Dessau geplant gewesen. "Ich war dort schon mit allem angereist", sagt Schülke, doch dann gab es "Unstimmigkeiten" mit den Betreibern des geplanten Ausstellungsortes in Dessau, so dass Schülke, der sonst als Bäcker tätig ist, "umdisponieren" musste und schließlich mit seinen achtbeinigen Freunden in Aken Unterschlupf fand.
Der hiesige Ausstellungsraum war jedoch etwas kleiner. Etwa 20 seiner mitgebrachten Tiere konnten somit gar nicht auf den Tischen platziert werden. Aber die schönsten und stolzesten Exemplare tummelten sich gut sichtbar für die jungeren und älteren Besucher in kleinen Terrarien.
"Am besten fand ich die Blondi", erzählt Maximilian Menz. Der Elfjährige ist durch die Plakate in der Stadt auf die Ausstellung aufmerksam geworden. Zu Hause hält er sich aber keine Spinnen: "Wenn, dann haben wir nur im Keller welche". Ein Freund von ihm habe bis vor ein paar Tagen noch eine "echte Vogelspinne" gehabt, die allerdings gestorben ist.
Hartmut Krüger interessiert die Ausstellung ebenfalls: "So was haben wir in Aken noch nicht gehabt", weiß der 52-Jährige. Seine Faszination könne er aber nur ausleben, weil die Spinnen hinter einer Glaswand eingesperrt sind. "Sonst würde ich es hier nicht aushalten. Ich bin ja auch allergisch gegen Spinnen", berichtet der gebürtige Akener.
Währenddessen harrt Schülke am Einlass aus, wo seine Eintrittspreise (sechs Euro Erwachsene, fünf Euro ermäßigt und 15 Euro für Familien) nicht nur auf Gegenliebe stoßen. "Das ist ja Wahnsinn", ruft eine Frau, die gerade wieder die Gaststätte verlässt, nachdem sie die Preisliste gesehen hat. Schülke hält dem die Kosten für die "Saalmiete, Werbung und die Terrarien" entgegen. Auch die Nahrung der Tiere finde sich nicht zwangsläufig im Garten.
Schülke spricht davon, dass Blondi vor allem "kleine ungeborene Mäuschen, Schaben oder auch Heimchen frisst. Das bekomme ich in den Zoohandlungen." Obwohl die Tiere nicht ungefährlich sind, sei es "ein allgemeiner Irrtum, dass Vogelspinnen für den Menschen giftig sind", berichtet Schülke. Jedoch sei es allein schon aus versicherungstechnischen Gründen günstiger, keine giftigen Tiere in der Ausstellung zu haben.
Neben den Vogelspinnen finden sich zahlreiche andere Arten, die zwischen sechs und "tausend" Füße besitzen. Ein kleiner Junge zeigt es seinen Freunden mit seinen beiden Zeigefingern: "So groß ist der Riesentausendfüßler". In der Tat sieht dieses Exemplar aus wie eine überdimensionale Variante des unter den Steinen des heimischen Gartens wohnhaften Tausendfüßlers.
In weiteren Terrarien krabbeln gefährlich anmutende Skorpione oder große Kakerlaken wie zum Beispiel die Amerikanische Kampfschabe. All diese Exemplare kommen aus der heimischen Garage von Martin Schülke, der die Tiere als sein Hobby bezeichnet. Für ihn hat alles mit einer Rotknievogelspinne angefangen. Mittlerweile ist seine Garage zum Tropenhaus geworden. Anbauen wird Schülke allerdings nicht: "Da würde ich Probleme mit meiner Familie kriegen". Zwar stehe sie hinter seinem Hobby, aber "irgendwann sind die Grenzen erreicht".