Schwerlasttransport im Akener Hafen Schwerlasttransport im Akener Hafen: 258 Tonnen auf dem Weg zur Antonow

Aken/MZ - Die Aktion hing am Wochenende zwar nicht am berühmten „seidenen Faden“, jedoch an fünf Zentimetern. Das ursprünglich für den Transport des 141 Tonnen schweren Gaskühlers der Firma Borsig in Berlin in den Hafen nach Aken vorgesehene Motorschiff musste bei einem Elbpegel von 86 Zentimetern (Pegelhaus Aken) passen. Da war für Stephan Wrobel, Karl Hammerschmidt und Carsten Markwart vom Transportunternehmen Schenker Logistics guter Rat im wahrsten Sinne des Wortes teuer. Auf dem Flughafen Halle-Leipzig stand immerhin die Antonow 225 - das zurzeit größte Flugzeug der Welt - für den Transport des Stahlkolosses zur Düngemittelfirma Agrium/Redwater nach Kanada bereit.
Nur fünf Zentimeter Spielraum
„Wir haben dann ein Schubschiff eingesetzt, das hat mit dieser Ladung noch fünf Zentimeter Reserve“, erklärte Stephan Wrobel, Manager bei DB Schenker Logistics, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Dennoch atmeten die Leute von Schenker auf, als das Schubschiff mit seiner teuren und schweren Fracht am frühen Montagmorgen sicher im Hafen festmachte.
Dann begann die Arbeit von Hafenchef Peter Ziegler und seinen Leuten. Die machten an dem Koloss armdicke Stahlseile fest. Über Funk hielt Ziegler Verbindung zum Kranführer. Mit seinem über 43 Meter hohen Kran hatte der an dem rund 16 Meter langen Koloss Millimeterarbeit zu leisten. Langsam hob er den Giganten aus dem Schubschiff, drehte den Kran quasi in Zeitlupe, um dann den Behälter ebenso sacht auf den Tieflader mit seinen 20 Achsen abzusetzen.
Auf der nächsten Seite erklärt Carsten Markwart, warum der Transport über die Elbe bis zum Akener Hafen ging.
Mit den zwei Zugmaschinen - eine vorn, eine hinten, maß dieser Transport über 51 Meter. Warum aber so eine Länge und 20 Achsen für einen 16 Meter langen Behälter? So verteile sich die Last auf eine größere Fläche, klärte Carsten Markwart auf. Ansonsten wäre der Transport für die zwei Brücken auf dem Weg zum Flughafen Halle-Leipzig zu schwer. Über deren Statik musste Schenker zuvor Gutachten anfertigen lassen. „In Quetzdölsdorf haben wir auch die Kurve vermessen und geprüft, ob der Transport da durchkommt“, berichtet Operations-Manager Stephan Wrobel.
Warum aber ging dieser Transport über die Elbe bis zum Akener Hafen? „Für die Straße ist dieses Teil einfach zu schwer“, erklärte Carsten Markwart. Außerdem hätten für zu viele Brücken Gutachten eingeholt werden müssen. Allein das für die Brücke über die A 9 bei Quetzdölsdorf hat 84 Seiten! „Der Hafen Aken ist nur 80 Kilometer vom Flughafen entfernt und auf solche Transporte spezialisiert“, erläutert Markwart. Auch von der Herstellerfirma Borsig zum Spreehafen seien es nur 500 Meter. „Aken ist ein sehr guter, sehr geübter Hafen und hat alle Expertisen für solche Fälle“, fügte sein Kollege Wrobel hinzu.
Der im Hafen von Aken für das Umladen des Gaskühlers eingesetzte Kran wurde in den Kirow-Werken in Leipzig gebaut.
Er ist mit Ausleger 43 Meter hoch und kann eine Last von maximal 270 Tonnen heben. Bei schwereren Lasten wird ein zweiter Kran eingesetzt, so dass beide quasi als Duo arbeiten.
Der Kran, den die Hafengesellschaft Aken nach der Wende gekauft hat, wurde ursprünglich als Eisenbahn-Drehkran im Braunkohlentagebau beim Aufbau von Großgeräten eingesetzt.
Nach der Wende wurden solche Kräne nicht mehr gebraucht, da man im Tagebau heute vorwiegend transportable Hebemittel einsetzt. Der Auf- und Abbau jenes Kranes aus dem Kirow-Werk würde im Vergleich zu transportablen Kränen unverhältnismäßig lange dauern. (cb)
Drei Mitarbeiter der kanadischen Firma Agrium haben in der vergangenen Nacht den Transport zum Flughafen Halle-Leipzig begleitet. „Wir zahlen dafür schließlich viel Geld“, sagte Inspektorin Bridgitte Cunningham. Stephan Wrobel von Schenker Logistics sprach von einer siebenstelligen Summe für den Transport, den Schenker von Berlin bis Kanada übernimmt.
Wirkte der Gaskühler im Hafen von Aken noch recht gewaltig, so verlor er sich dann im Bauch der Antonow regelrecht, ist deren Ladefläche doch immerhin 43 Meter lang, 6,40 Meter breit und 4,40 Meter hoch.
Sicherheit vor Schnelligkeit
Begleitet von Polizeifahrzeugen setzte sich der Schwertransport am Montag gegen 21 Uhr in Aken in Bewegung und zuckelte - nervtötend für so manchen Autofahrer, der nicht überholen durfte - mit 20 Kilometern in der Stunde zum Flugplatz. „Wir werden nicht fürs Schnellfahren bezahlt, sondern müssen sicher ankommen“, stellte Karl Hammerschmidt, Leiter für Spezialtransporte bei Schenker Logistics, klar.
„Wir haben seit vielen Jahren Geschäftsbeziehungen zum Unternehmen Borsig in Berlin, aber zum ersten Mal Schenker Kanada mit einem Transport beauftragt“, informierte Inspektorin Cunningham von Agrium. Da wird man bei dem größten Transportunternehmen Deutschlands sicher hoffen, dass es nicht bei diesem einen Auftrag der Kanadier bleiben wird.
