Schokokuchen für Cliquen-Mitglieder
Köthen/MZ. - Bei Tee oder Kaffee sowie eigenhändig gebackenem Schokoladenkuchen - bei derartigen Veranstaltungen ist das Tradition bei Frau Krohn - ließ es sich gut unterhalten.
Sechs Jahre sind es schon her, seit die Hallenserin Krohn nach einem Studium an der Fachhochschule Merseburg und einem kurzen Intermezzo als Leiterin eines Jugendclubs in Leipzig sich für die ausgeschriebene Stelle einer Streetworkerin in Köthen bewarb. Inzwischen wohnt die Dipl.-Sozialpädagogin in der Bachstadt und kennt viele Jugendliche, die verschiedenen Cliquen angehören.
Wie zum Beispiel Jenny Babatz. Die junge Köthenerin war mit ihrer Clique an der "Liegewiese": So nennen die Jugendlichen ihren Aufenthaltsort am Tierpark. Da kam Christine Krohn auf die Gruppe zu, stellte sich vor - und der erste Kontakt war geknüpft. Seitdem kennen sich die beiden, und Jenny Babatz, die im Moment dabei ist, eine Hochschulreife zu erlangen, kann sich durchaus vorstellen, ebenfalls Sozialwissenschaften zu studieren.
"Meine Aufgabe ist, jungen Menschen zu helfen, Probleme zu bewältigen, mit denen sie Schwierigkeiten haben", so Frau Krohn. "Mal geht es um den Zoff mit den Eltern, mal um das Schreiben von Bewerbungen oder Anträgen. Auch Liebeskummer ist ab und zu Gesprächsthema - meist bei Mädchen." Die Streetworkerin kennt viele Gruppen, die sich in Parks an Bushaltestellen oder auf Spielplätzen treffen, auf unbekannte Cliquen geht sie einfach zu. "Die Jugendlichen sind neugierig", sagt sie. "Ich spreche mit ihnen über ganz banale Sachen, über die sie auch miteinander reden". So gewinnt die Streetworkerin Vertrauen. Während der Kontakt zu linksorientierten Jugendlichen leichter sei, seien rechtsgerichtete Gruppierungen in dieser Hinsicht schwieriger. "Sie sind verschlossener", beobachtet Christine Krohn. "Sie lassen einen nicht an sich ran." Aber auch insgesamt sei es in der letzten Zeit schwieriger geworden, mit Jugendlichen zu arbeiten. "Sie haben kein Interesse, sie haben zu nichts Lust", sagt Frau Krohn. Doch offenbar nicht alle. Immerhin machten Jugendliche mit Begeisterung mit, als es darum ging, Gleichaltrige aus den Partnerstädten in Frankreich und Polen in Köthen zu empfangen. Besuche antifaschistischer Gedenkstätten wie ehemaliger KZ oder - im nächsten Jahr - das Anne-Frank-Haus in Amsterdam - finden viele Interessenten. Demnächst findet ein Fußballturnier statt - sieben Jugendmannschaften haben sich schon angemeldet.