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Saniertes Südportal von St. Jakob Saniertes Südportal von St. Jakob in Köthen: Jakobus steht nun auf seiner Konsole

Von Matthias Bartl 05.09.2020, 12:00
Steinmetzmeister Uwe Schön (Mitte) und seine Mitarbeiter heben den Jakobus auf seine Konsole.
Steinmetzmeister Uwe Schön (Mitte) und seine Mitarbeiter heben den Jakobus auf seine Konsole. Ratzel

Köthen - Den letzten Schritt durfte der heilige Mann unter Ausschluss der Öffentlichkeit machen. Zwar hatten Steinmetzmeister Uwe Schön und seine Mitarbeiter die Statue des Jakobus im Südportal der Jakobskirche von ihrem Palettenpodest langsam per Flaschenzug in die Höhe gehievt - aber nach der vertikalen Bewegung erbat sich Schön eine „Ruhepause“.

Mit anderen Worten: Alle neugierigen Beobachter mussten das Südportal verlassen, die Türflügel schlossen sich und das Geheimnis der finalen horizontalen Arabeske blieb ein Geheimnis. Wer also wissen will, wie der Jakobus auf die Konsole gelangte, muss die Fakten durch Phantasie ersetzen.

Es ist ein gänzlicher neuer Platz für das älteste Kunstwerk im Altkreis Köthen und möglicherweise noch darüber hinaus. Die Schrift am Sockel der Sandsteinfigur verweist als Entstehungszeit auf das Säkulum zwischen den Jahren 1200 und 1300. Womit der Jakobus, Namenspatron der Stadt- und Kathedralkirche, deutlich älter wäre als sein Domizil. Und womit er sich eindeutig einen deutlich exponierteren Platz als bisher verdient hatte.

Sanierungsarbeiten haben rund 20.000 Euro gekostet

Eine Feststellung, die sich nicht auf das Ausgedinge bezieht, in das der Heilige während der Sanierungsarbeiten, die ungefähr 20.000 Euro gekostet haben, im Südportal umziehen musste, sondern auf seinen vorhergehenden Platz in einer Ecke des Portals. Auf der Konsole abgestellt, beherrscht die Sandsteinskulptur, die 1866 beim Umbau der Kirche unter dem Schutt hervorgezogen wurde, den Raum jetzt deutlich stärker als früher.

„Der Jakobus“, so Pfarrer Horst Leischner in seiner Andacht am Dienstag, „stand vorher bereits in einer Vorgängerkirche von St. Jakob, von der wir aber fast nichts wissen.“ Die Konsole, die immerhin etwa 300 Kilogramm Jakobus dauerhaft halten können muss, wurde übrigens zuvor auf Sicherheit getestet: In ungewöhnlicher Weise - Uwe Schön hatte auf ihr als Testgewicht 15 Zementsäcke zu je 25 Kilo aufgestapelt, und das mehrere Wochen lang.

Die Jakobskirche wurde um 1400 bis 1430 gebaut. Der damals entstandene Turm stürzte 1599 ein, die das Stadtbild prägenden Doppeltürme entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. In den Jahren 1866 bis 1869 erfolgte eine umfassende Restaurierung und Umgestaltung des Kirchenbaus durch den Architekten Vincenz Statz.

Das hölzerne Epitaph aus dem Barock war vor vielen Jahren abgestürzt

Mit der Sanierung des Südportals - der wer-weiß-wievielte Bauabschnitt bei der Sanierung der „blauen“ - wird die Durchfeuchtung des Mauerwerks zu den Akten gelegt. Das macht es möglich, im Portal nicht nur den Jakobus zu präsentieren, sondern auch wieder das prächtige Knoche-Epitaph an alter Stelle zu installieren, so dass künftig nicht nur der Jakobus dem Portal Glanz verleihen wird.

Das hölzerne Epitaph aus dem Barock war vor vielen Jahren - vermutlich aufgrund der feuchten Wand - abgestürzt, in ungezählte größere, kleine und winzige Teile und Partikel zersprungen und in mühevollster Kleinarbeit von Restaurierungs-Experten und -Studenten der Fachhochschule Erfurt wieder zusammengefügt worden. (mz)