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Pächter will Bowlingtreff nicht aufgeben

Von Raimund Leonhardt 01.06.2007, 16:08

Köthen/MZ. - Jürgen Daffner, Eigentümer der Immobilie seit 1999, will zwar am Dienstag nicht von seinem Wohnort Leipzig nach Köthen kommen. Doch der aus Regensburg stammende Geschäftsmann ist schon gespannt darauf, wie der Ausschuss entscheiden wird. Als er seinerzeit das Haus von der Stadt kaufte, geschah das mit der Bedingung, dass im früheren Museum künftig gebowlt wird, d.h. sinnvolle Freizeitgestaltung für die Köthener möglich ist. Im Objekt finden sich außerdem Gaststätte und Biergarten, die das Freizeiterlebnis abrunden sollen. Nach Daffners Worten, der auch in anderen Städten wie zum Beispiel Sonneberg, an Betreiber von Bowlinganlagen vermietet hat, läuft das Geschäft in Köthen nicht gut. "In Köthen wird nichts verzehrt", klagt er. Zwar werde Bier getrunken, aber das reiche nicht. Da er über eine Million Euro in die Immobilie investiert habe, müsse er ja auch seinen Verpflichtungen nachkommen können.

Als Ausweg sieht Daffner die Firma Mercateo. Der Internethändler ist bereits sein Mieter, nutzt die oberen beiden Etagen des weitläufigen Gebäudes in der Museumsgasse und würde sich gern weiter vergrößern. Das bestätigt Peter Ledermann, der geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens. Mercateo, das in der Museumsgasse 100 Mitarbeiter beschäftigt und von hier aus sein komplettes Deutschlandgeschäft abwickelt, denkt an 20 neue Arbeitsplätze, die spätestens im Herbst gebraucht werden. "Die Stadträte müssen sich entscheiden", sagt Ledermann. Ein Umzug in ein anderes Gebäude wäre für die Firma sehr kostenaufwendig. Allein 14 Kilometer Kabel liegen im alten Museum. "Außerdem haben wir einen langfristigen Mietvertrag", ergänzt Ledermann.

Von den Ereignissen überrascht zeigt sich Andreas Tausch. Der 34-Jährige betreibt seit August 2005 den Bowlingtreff und die dazu gehörige Gaststätte. "Der Bowlingtreff wird sehr gut angenommen", findet Tausch im Gegensatz zu seinem Vermieter. "Wir sind gut besucht." Natürlich müsse der Eigentümer auch wieder etwas investieren, sonst laufe das Geschäft nicht. Er selbst, so Tausch, habe 30 000 Euro aus eigener Tasche in den Treff gesteckt. "Ich war geschockt, als ich Anfang Mai vom Antrag des Vermieters an die Stadt über eine Nutzungsänderung hörte."

Bei Tausch sind acht Mitarbeiter beschäftigt. Zur Kundschaft gehören gelegentlich auch die Obermieter von Mercateo. "Was wir an Miete zahlen, ist Wahnsinn", beschreibt Tausch die Belastung, die er trägt, selbst wenn es momentan, wie immer im Sommer, "nicht so gut läuft". "Bisher habe ich es immer geschafft", zeigt der junge Mann Durchhaltevermögen. "Es gibt keine Schulden, Lohn und Miete werden gezahlt. Ich will nicht aufgeben."