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Österreichischer RHI-Konzern Österreichischer RHI-Konzern: Didier-Werk in Aken soll nun doch nicht verkauft werden

Von Sylke Hermann 11.10.2017, 07:00
Der Eingang zum Didier-Werk in Aken
Der Eingang zum Didier-Werk in Aken Heiko Rebsch

Aken - Damit hatte offenbar niemand gerechnet. Auch Uwe Brandt nicht, der Vorsitzende des Betriebsrates des Akener Didier-Werkes. „Der RHI-Konzern tritt von seinen Verkaufsabsichten zurück“, erfährt Brandt am Montag in einem Gespräch, in dem es vordergründig um den Sozialplan für die Mitarbeiter und einen Interessenausgleich gehen soll.

Nun wollen die Österreicher den Standort offenbar nicht mehr an einen Interessenten verkaufen, schließen wollen sie das Werk dennoch.

Überraschende Entwicklung am Standort Aken

Einen für Dienstag geplanten Gesprächstermin mit dem Land sagt der Vorstand von RHI kurzfristig ab, erfährt die MZ. Das Wirtschaftsministerium bestätigt dies auf Nachfrage. „Die gemeinsame Beratung im Akener Didier-Werk wurde überraschend seitens der Vorstandsebene der Didier-Werke AG abgesagt“, schreibt Pressesprecher Matthias Stoffregen.

Auch im Rathaus der Stadt Aken ist man von den neuen Entwicklungen überrascht. Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn wird am Montagabend durch Werksleiter Heinrich Plötzl telefonisch informiert, dass die Gespräche abgesagt sind. Zu den Hintergründen, äußert Bahn auf Nachfrage, könne er jedoch nichts sagen.

Heinrich Plötzl antwortet auf die Anfrage der MZ wie folgt: „Im Markt mit magnesitischen, ungebrannten Steinen bestehen signifikante Überkapazitäten.

Land hofft auf „auf eine zeitnahe Äußerung und Neuterminierung seitens der Konzernleitung“

Die Entscheidung der RHI ist es daher, diese Überkapazitäten abzubauen.“ Der Werksleiter ergänzt im Namen des Konzerns, dass man dennoch mit dem Land zusammenarbeiten wolle, „um neue Möglichkeiten für unser Werk Aken zu finden“. Ein Termin für neue Gespräche sei noch nicht vereinbart.

Auch das Land hofft auf „auf eine zeitnahe Äußerung und Neuterminierung seitens der Konzernleitung“, verlautet es aus Magdeburg. Wie auch Akens Bürgermeister, der seinem Wunsch Ausdruck verleiht, dass die Beteiligten an den Verhandlungstisch zurückkehren mögen.

Betriebsrat spricht von ernsten Interessenten für das Werk

Der Betriebsratsvorsitzende Uwe Brandt berichtet davon, dass es für das Werk in Aken durchaus Interessenten gegeben habe. „Wir waren sehr begehrt“, sagt er. Und vermutet, dass RHI die Konkurrenz fürchtet, wenn es in Aken möglicherweise einen anderen Produzenten von feuerfesten Steinen geben könnte.

RHI ist hier nach eigenen Aussagen Marktführer. Und wolle offensichtlich „Kapazitäten vom Markt nehmen“. „Sie wollen schließen, aber nicht verkaufen“, fasst Brandt zusammen. Seit 16 Jahren ist er Betriebsratsvorsitzender und arbeitet mittlerweile 35 Jahre in der Produktion.

Er sei optimistisch gewesen, wie die Gespräche verlaufen sind. Die Belegschaft habe Hoffnung geschöpft, sich gleichwohl damit abgefunden, dass sich RHI aus Aken zurückziehen werde.

Akener Werk hatte sich 2013 gegen den Standort Duisburg durchgesetzt

Nun lädt Uwe Brandt einen Vorstandsvertreter nach Aken ein, der den vielen langjährigen Mitarbeitern die neuesten Entwicklungen erklären soll. Er rechnet damit, dass es in den nächsten zwei, drei Wochen eine Betriebsversammlung geben wird.

Die Nachricht, dass RHI das Werk in Aken mit derzeit 95 Beschäftigten nun doch nicht verkaufen will, sei ein Schock für die Arbeitnehmerseite gewesen. Die Kollegen seien im Durchschnitt 33 Jahre im Betrieb und über 50 Jahre alt, „die Leute haben sich hier etwas aufgebaut“.

Und man hätte sich auch „sicher gefühlt“, als man sich 2013 gegen Duisburg durchsetzen konnte. Damals erhält Aken gegenüber dem Werk in Duisburg, das geschlossen wird, den Vorzug. In der Elbestadt investiert der Konzern hingegen in die Steinefabrik.

Mitarbeiter von RHI wollen nicht aufgeben

Seit Anfang Mai sind die Mitarbeiter in Aken freigestellt. Viele von ihnen seien dennoch sporadisch im Werk, um etwas zu tun. Uwe Brandt findet das vorbildhaft. Es zeige, „dass die Kollegen arbeiten wollen“.

Deshalb werde man auch nicht aufgeben. „Wir stehen weiter in Verhandlungen und wollen den Vorstand überzeugen, das Werk zu verkaufen“, gibt sich Uwe Brandt kämpferisch. (mz)