Jüdische Kulturtage Nach baubedingter Pause: Das Museum Synagoge Gröbzig hat eine Münze zum Jubiläum herausgegeben
Gröbzig/MZ - Das Museum Synagoge Gröbzig bringt erstmals eine Gedenkmünze heraus. 225 davon wird es geben - 25 aus Silber, 200 aus Zinn. Dass es 225 sind, hat einen einfachen Grund: Die Synagoge steht seit 225 Jahren. Zu den Jüdischen Kulturtagen vom 7. bis 13. November werden die Münzen verkauft.
Anett Gottschalk, die Leiterin des Museums, ist erleichtert, die zweiten Kulturtage mit Besuchern feiern zu können. Wegen der verschärften Corona-Einschränkungen mussten die ersten im vergangenen Jahr umgeplant werden. Die Veranstaltungen wurden abgesagt, stattdessen Videos gedreht, um wenigstens die Stadt- und Friedhofsführung sowie das Pogromgedenken durchführen zu können. Wenn auch nur virtuell. Ein Angebot, in das unzählige Arbeitsstunden gesteckt wurden und das dankbar angenommen wurde.
Die Museumsleiterin möchte das jüdische Leben in seinen vielen Facetten zeigen
Die Museumsleiterin möchte das jüdische Leben in seinen vielen Facetten zeigen - Kultur, Geschichte und Religion. Die Veranstaltungen in Gröbzig sind Teil der landesweiten Jüdischen Kulturtage in Sachsen-Anhalt, die im Herbst 2021 sowie im Frühjahr 2022 stattfinden.
Einige Einschränkungen bringt Corona auch dieses Mal mit. Es gilt die 3G-Regelung, Teilnehmer müssen sich außerdem vorab anmelden. Hinzu kommt eine weitere Einschränkung im Museum, die Besucher kennen sollten. „Es ist und bleibt eine Baustelle“, macht Anett Gottschalk deutlich. Seit Monaten wird an der Langen Straße in Gröbzig gearbeitet. In diesen Tagen wird der Fahrstuhl fertig. Die Grundlage, damit das Museum barrierearm erreichbar ist. Fenster und Heizung sind bereits erneuert. Die Fußschwellen sollen ausgetauscht, das Torhaus gepflastert werden. Alles Maßnahmen, damit das Gebäudeensemble, das deutschlandweit einmalig ist, noch lange erhalten bleibt.
Dass das Ensemble aus Synagoge, Schulhaus und Kantorhaus sowie Remise überdauert hat, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Synagoge 1934 einer musealen Nutzung übergeben wurde. Die heimatgeschichtliche Sammlung wurde dort untergebracht. Vor der Zerstörung zur Reichspogromnacht 1938 durch die Nationalsozialisten wurde die Anlage dadurch bewahrt.
Bei der erstmaligen Herausgabe einer Gedenkmünze soll es nicht bleiben
Ein gemeinsames Pogromgedenken findet zu den Jüdischen Kulturtagen auch statt. Ansonsten aber möchte Anett Gottschalk vor allem zur Begegnung im positiven Kontext einladen. Sie freut sich, zu diesem Anlass das Museum endlich mal wieder für Besucher öffnen zu können. Während der Bauphasen ist es für den Besucherverkehr geschlossen. Und das noch etliche Monate. Die Jüdischen Kulturtage sind eine Ausnahme. „Davon wird es nicht viele geben. Auch im nächsten Jahr nicht“, sagt Anett Gottschalk. Im November 2023 soll das Museum mit einer neuen Dauerausstellung eröffnet werden.
Mit dem Auftritt der Theatergruppe mit Leo Löwenthals „Von Jreebz’ch nah Keeten“ endet die Veranstaltungsreihe am 13. November. Die Museumsleiterin hätte „225 Jahre Synagoge in Gröbzig“ gern noch größer gefeiert. Mit einem Bankett. So wie damals, als die Synagoge ihr 100. Bestehen gefeiert hat. Coronabedingt ist das jedoch nicht möglich. „Dann eben zum 250. Bestehen“, sagt sich Anett Gottschalk.
Bei der erstmaligen Herausgabe einer Gedenkmünze soll es nicht bleiben. Die Museumsleiterin hat schon eine Idee, was sich für die nächste anbieten würde. Geprägt wurden die Münzen in der Falschmünzerei in Radegast. Bei einer Tourismusmesse hatte Anett Gottschalk die Falschmünzer kennengelernt.