Nach 25 Jahren Privatisierung Nach 25 Jahren Privatisierung: Woodward aus Aken hat Mitbewerber aus Stuttgart aufgekauft

Aken - Die Patina, wie Jens Pollack sagt, ist erst einmal weg. Die Werkshallen bei Woodward strahlen wieder weiß. Das Gelände ist auf Vordermann gebracht. Ein Geschenk zum 25. Geburtstag, der eigentlich erst noch kommt, den man trotzdem schon gefeiert hat, weil der Sommer dafür einfach besser geeignet sei, findet der Geschäftsführer.
Ein Vierteljahrhundert ist es im Oktober her, dass die Amerikaner den Traditionsbetrieb übernahmen. Die Treuhand schätzt seinerzeit ein, man sei aufgrund der Zahlen privatisierungsfähig. Woodward kam und entwickelte den Standort in der Köthener Chaussee. Heute, fast 25 Jahre später, könnten die Aussichten kaum besser sein. Seit kurzem gehört die Firma L’Orange zu Woodward.
Was französisch klingt, ist ein deutsches Maschinenbauunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart. Ein Mitbewerber, wie Jens Pollack im Gespräch mit der MZ deutlich macht. L’Orange hat das erste Serien-Common-Rail-System für große Dieselmotoren entwickelt und produziert. Die Firma mit mehr als 1.000 Mitarbeitern gilt auf diesem Gebiet als Marktführer. Sie ist Zulieferer der Motorenbauer und Teil von Rolls-Royce Power Systems.
Geschäftsführer Jens Pollack spricht im Zusammenhang mit L’Orange von einem „strategischen Zukauf“
Der Hauptproduktionsstandort befindet sich in Glatten im Schwarzwald, ein kleines Werk gibt es in Wolfratshausen bei München. Jens Pollack spricht im Zusammenhang mit L’Orange von einem „strategischen Zukauf“, den man seit vielen Jahren vorbereitet habe. Dann stand die Firma zum Verkauf - und Woodward nutzt die Chance.
Es ist „ein großer Erfolg“, den Jens Pollack zur Firmenfeier Ende August bei Naumanns Schuppen verkünden kann. Was man durch diese Investition an Technologie und Marktanteilen erworben habe, sei „beeindruckend“, sagt er. Woodward L’Orange, so der offizielle Name der neuen Firma, verfüge damit über einen Marktanteil von 50, wenn nicht 60 Prozent, schätzt er.
L’Orange und Woodward beliefern verschiedene Märkte. L’Orange sei eher europalastig, Woodward amerikalastig, schildert Jens Pollack. „Wir nehmen uns also keinen Kunden weg.“ Alle würden davon profitieren. Nicht zuletzt Aken. „Die Perspektive für den Standort ist so positiv wie nie zuvor. Das Werk in Aken steht unter einem sehr guten Stern.“ Zumal man hier Kapazitäten hätte.
„Wir brauchen auf jeden Fall noch mehr qualifizierte Mitarbeiter“
Etwa in Form einer leerstehenden Werkshalle, die Woodward Aken ursprünglich selbst nutze wollte, um Produktionsabläufe zu optimieren. Nun könnte es ein, dass aus Glatten einige Maschinen zur Weichbearbeitung nach Aken kommen - und damit Aufträge. Jens Pollack verbindet mit dem „unglaublichen Marktwachstum“, das seit einiger Zeit herrsche, zwangsläufig den Bedarf nach Mitarbeitern. Zurzeit beschäftigt man 90. „Wir brauchen auf jeden Fall noch mehr qualifizierte Mitarbeiter.“
Gesucht werden bevorzugt Metallfacharbeiter, die drehen, fräsen, schleifen können. Schließlich soll der Standort wachsen. Perspektivisch könnte hier eine Art Kompetenzzentrum innerhalb der Unternehmensgruppe entstehen. Man will sich noch stärker spezialisieren. „Das ist alles noch Zukunftsmusik“, betont der Geschäftsführer.
Auch die anderen Hallen sollen zum Teil umgebaut, modernisiert werden
Ungeachtet dessen wird am Standort Aken weiter investiert. Auch die anderen Hallen sollen zum Teil umgebaut, modernisiert werden. Man will nicht zuletzt bei den Arbeitsbedingungen attraktiver werden. Attraktiver für junge Leute, die hier eine Ausbildung beginnen. Jens Pollack ist sich bewusst, dass der Betrieb hier viel Energie aufbringen muss.
Die Anfänge, sich stärker in der Öffentlichkeit zu präsentieren, sind gemacht. Unter anderem mit einem Großplakat am Betrieb, wo man junge Leute für eine Ausbildung gewinnen will. Warum das alles? „Im besten Fall“, erklärt der Akener Woodward-Chef, „um einmal auf weitere 25 Jahre zurück blicken zu können.“ (mz)