1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Mut, Leidenschaft und Fleiß: Mut, Leidenschaft und Fleiß: Bio-Bauer aus Repau und Caterin aus Köthen ausgezeichnet

Mut, Leidenschaft und Fleiß Mut, Leidenschaft und Fleiß: Bio-Bauer aus Repau und Caterin aus Köthen ausgezeichnet

Von Frank Jungbluth 22.11.2019, 16:07
Martin Zschoche züchtet als Bio-Landwirt seit einem Jahr Fenchel, Salat und Kohlrabi in seinem Betrieb.
Martin Zschoche züchtet als Bio-Landwirt seit einem Jahr Fenchel, Salat und Kohlrabi in seinem Betrieb. Ute Nicklisch

Köthen - Vor ein paar Stunden noch sitzt Martin Zschoche (29) adrett gekleidet im altehrwürdigen Fasch-Saal der Zerbster Stadthalle. 16 Stunden später begeht er ein Feld seines landwirtschaftlichen Betriebes, den er vor etwa einem Jahr in Repau gegründet hat.

Martin Zschoche sucht den Ausgleich zwischen Bio-Landwirtschaft und gesunder Ökonomie. Stachelbeeren, Haselnüsse, Tomaten und Kohlrabi, Shiitake-Pilze und Zwiebeln - das Angebot ist groß. Der junge Landwirt wagt etwas.

Das hat ihm den Sonderpreis der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld eingebracht, der am Mittwochabend bei der Verleihung des Reiner-Lemoine-Gründerpreises in der Stadthalle Zerbst vergeben worden ist.

„Der Bodenschutz ist entscheidend“

Aber für Zschoche, der in Repau zuhause ist, wie die Generationen seiner Familie zuvor, geht es um mehr. „Der Bodenschutz ist entscheidend“, sagt er. „Ohne Boden können wir keine Landwirte sein.“

Intensiver Maschineneinsatz zerstöre den Boden. Selbst das Pflügen, sogar das Auflockern ist nicht gut, es schadet. Kleine Mangoldsprossen haben sich aus dem Boden in seinem Kalthaus, einem 180 Quadratmeter großen Zelt, wie er es nennt, aus dem Boden gekämpft, den Martin Zschoche vorher vorsichtig gemulcht hat. Fenchel steht da und auch Kohlrabi, der Eichblattsalat ist abgeerntet.

Martin Zschoche, der Landwirt mit dem nachhaltigen Ansatz, hat seinen Betriebe unweit der elterlichen Landwirtschaft erst im September 2018 gegründet. Er ist biozertifiziert, ob er ein Bio-Bauer ist, lässt er offen. „Wir werden in 20 Jahren bei einer Hybrid-Landwirtschaft sein“, ist er überzeugt. Die extensive Wirtschaft wird sich vereinen mit dem Ökologischen, soll das heißen. „Anders werden wir keine stabile Versorgung aufrecht erhalten können“, meint Zschoche.

Köthenerin Antje Kabus ist mit Anerkennungsurkunde des Wirtschaftsforums Anhalt-Bitterfeld ausgezeichnet worden

Da müssten auch die Verbraucher mitspielen. Im nächsten Jahr, dem dritten seit seiner Betriebsgründung, will er die Kunden aufs Feld locken, wo sie Beeren ernten mögen und mehr Gefühl bekommen für seine Philosophie der bodenschonenden Landwirtschaft. Es brauche ein anderes Verhältnis dazu, fast ein zärtliches. „Der Boden ist der Magen der Erde“, sagt Martin Zschoche.

Die Freundin macht mit, die Eltern unterstützen ihn, man ist verwurzelt in Repau, seit Generationen. Auch wenn Zschoche, der 2008 sein Abitur am Ludwigs-Gymnasium in der Wallstraße absolviert hat, in Köthen wohnt.

Die Köthenerin Antje Kabus, die mit einer Anerkennungsurkunde bei der Gründerpreis-Gala des Wirtschaftsforums Anhalt-Bitterfeld ausgezeichnet worden ist, hat ihre kleine Unternehmung im März 2018 gegründet. Da lagen die schwersten Stunden ihres Lebens gerade hinter ihr. Umso größer war die Freude über die Anerkennungsurkunde.

Die eigene Angst überwinden

„Der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit erfordert für mich viel Mut, Durchhaltevermögen und ein Überwinden der Angst, zu scheitern. Ich gründete mein Unternehmen mit Namen Kabus Catering - Küche mit Herz, in meiner wohl schwierigsten Lebensphase. Im November 2017 verstarb mein Mann nach schwerer Krankheit. Seit 2012 führten wir die Mittagsversorgung in der Betriebskantine gemeinsam im Familienunternehmen aus, und ich war bei meinem Mann angestellt. Ich musste nach seinem Tod sein Gewerbe abmelden und ein neues Unternehmen gründen“, erzählt die Unternehmerin.

„Veranstaltungen wie der Gründerpreis leuchten auf meinem Weg der beruflichen Entwicklung als wichtiges und Mut machendes Pflaster auf und fördern mich, mein Unternehmen weiter mit Kopf und Herz zu führen“, sagt sie zufrieden nach der Auszeichnung. (mz)